Diese Woche in der Zukunft:
Es ist ein Missverhältnis zu Lasten der Jungen. Diejenigen, die rechnerisch die meiste Zukunft vor sich haben, sind am wenigsten gefragt, wenn es um die Gestaltung eben dieser Zukunft geht. Und wenn sie gefragt sind, zum Beispiel als Fach- und Arbeitskräfte für morgen in Unternehmen, dann sind sie vor allem eines: Ein Störfaktor. Die Klischees füllen Bände: Die Generation Z will sich nicht anpassen, fragt vor der ersten Überstunde nach ihrer Work-Life-Balance und verlangt im Gegenzug ein fürstliches Gehalt.
Einer, der sich für die Kommunikation zwischen Generation Z und Unternehmen engagiert, ist Roger Zimmerman. Der Deutsch-Franko-Amerikaner hat die Organisation Next Entrepreneurs gegründet. Heute leitet er die Next Entrepreneurs gemeinsam mit Joana-Marie Stolz und beide sind hier im Gespräch mit Michael Carl. Die Next Entrepreneurs veranstalten Workshops mit Schüler:innen, Student:innen und Unternehmen, um beide Seiten miteinander in Kontakt zu bringen. Parallel bauen sie eine Akademie auf, um Jugendliche frühzeitig mit der Startup-Welt, ihren Methoden, Arbeitsweisen und Haltungen vertraut zu machen. Ihre erstaunliche Erfahrung: Wie stark sich Jugendliche motivieren können, wenn sie in einem solche Setting kreativ sein können. Aber vielleicht ist das auch nur aus einer klassischen Corporate-Sicht erstaunlich.
Stichwort Corporate-Sicht: Wer annimmt, der Konflikt zwischen klassischer Krawattenhierarchie in Unternehmen und nachwachsenden Generationen sei bereits da, könnte ein unangenehmes Erwachen erleben. Die Next Entrepreneurs arbeiten bereits mit der übernächsten Generation und ihre Einschätzung ist: Das Thema fängt gerade erst an. Die Verfügbarkeit von Wissen, das ständige Lernen, ebenso wie Mindfulness, andere Führung, häufiger Wechsel von Aufgaben und Unternehmen prägen eine andere Welt für und in Unternehmen. Insofern sind die Themen der NEO Academy eben nicht nur die Themen der heute 17-jährigen, sondern ebenso die Themen der heute 40-jährigen. Schließlich habe auch letztere noch mehrere Jahrzehnte im Beruf vor sich.
Ist unsere Gesellschaft überhaupt reif für junge Menschen? Roger Zimmerman ist sich sicher: Das ist gar keine Frage. Die jungen Menschen, mit denen er zusammenarbeitet, fragen hier nicht. Sie machen einfach. Und damit heißt es, Abschied zu nehmen von vertrauten Verhältnissen, von dem gewohnten Umfeld und den Selbstverständlichkeiten, in die heute aktive Generationen hineingewachsen sind, in denen sie Karriere gemacht haben – und von denen sie heute feststellen müssen, dass sie eben nicht mehr selbstverständlich sind. Ein Schmerz. Oder, wie Joana-Marie Stolz sagt: Ein schöner Schmerz.
Der Gast in dieser Woche:
Roger Zimmerman, Joana-Marie Stolz