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Folge 1: Alzheimer oder Demenz?
Episode 116th September 2024 • Chopfsach • Podcastschmiede | Hauptpartnerin: Plattform Mäander
00:00:00 00:29:09

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Shownotes

In den ersten drei Folgen von Chopfsach widmen wir uns den drei häufigsten Demenzformen. In Folge 1 legen wir den Fokus auf die Alzheimer-Demenz, weil sie sehr viele Menschen betrifft. Die Demenz-Expertin Judith Kronbach und die Schauspielerin Verena Bosshard zeigen die Auswirkungen und Symptome dieser Krankheit sowie den Hintergrund der Namensgebung auf - unter anderem auch mit einer eindrücklichen Szene, erzählt von Schauspielerin Bosshard. Und Kronbach spricht im Fachexpertinnen-Interview mit der Zürcher Stadtärztin Gabriela Bieri über Ursachen und Hintergründe der Krankheit: “Je besser trainiert unser gesundes Hirn ist, desto später kommt die Demenz.”

Die Hosts: 

Judith Kronbach, Expertin für Demenz, unterrichtet zum Thema Demenz und arbeitet in der Gerontologischen Beratungsstelle SiL der Stadt Zürich.

Verena Bosshard ist Schauspielerin und Theaterschaffende, unter anderem beim Hirntheater. Dieses sensibilisiert sein Publikum praxisorientiert und lebendig zu verschiedenen Themen innerhalb des Bereichs Demenz.

Interviewgast:

Dr. med. Gabriela Bieri-Brüning ist Stadtärztin, Chefärztin des Geriatrischen Dienstes und Ärztliche Direktorin der Gesundheitszentren der Stadt Zürich. 

Alles zum Podcast Chopfsach finden Sie auf: Chopfsach-Podcast.ch

Anregungen, Bemerkungen, Wünsche gerne an: chopfsach@podcastschmiede.ch.

Chopfsach ist eine Produktion der Podcastschmiede, Hauptpartnerin ist die Stiftung Plattform Mäander. Sie setzt sich für die Inklusion von Menschen mit Demenz in unserer Gesellschaft ein.

Finanziell unterstützt wird der Podcast von der Stiftung Plattform Mäander, Paulie und Fridolin Düblin Stiftung und Lundbeck.

Produzentin: Franziska Engelhardt

Musik: Daniel Hobi

Audioproduktion: Christina Baron

Transcripts

Speaker:

Direkt Betroffene, indirekt Betroffene, einfach alle

Speaker:

Alle Menschen, die irgendwo mit diesem Thema zu tun haben, konfrontiert werden.

Speaker:

Mit diesem riesigen Thema Demenz. Wer sind wir überhaupt? Ich

Speaker:

bin Judith Kronbach, 56 Jahre alt. Ich beschäftige mich

Speaker:

seit vielen Jahren mit dem Thema Demenz. Ich arbeite bei

Speaker:

der Gerontologischen Beratungsstelle des Staatärztlichen Dienstes. Ich

Speaker:

bin ursprünglich Pflegefachfrau und Gerontologin und

Speaker:

berate und unterrichte zu diesem Thema, dem Demenz und

Speaker:

Ich bin Verena Bossart, Schauspielerin und Theaterschaffende. Ich

Speaker:

bin dieses Jahr schon einmal 75 Jahre alt. Ich

Speaker:

bin seit neun Jahren beim Hirntheater Basel und

Speaker:

vor allem spiele ich Angehörige. Das heisst meistens

Speaker:

die Frau eines demenzkranken Mannes. Und es ist

Speaker:

unglaublich, wie man auch einfach, wenn man eine Rolle spielt, alles

Speaker:

mitfühlt, was hier abgeht. Ich fühle mich extrem allein am

Speaker:

Schluss der Szene. Einfach verloren. Wir brauchen

Speaker:

Das ist ja genau unsere Motivation, weshalb wir

Speaker:

so einen Podcast machen wollen. Jeder kennt irgendjemanden, der

Speaker:

eine Demenz hat oder Angst vor einer Demenz hat. Also

Speaker:

auch die Nähe der Altersvergesslichkeit. Oder

Speaker:

ist das wirklich schon eine Demenz? Wenn ich an meiner Schule bin, erkläre ich

Speaker:

das wie so ... Wenn ich einen Kartoffelstock machen will, Wenn

Speaker:

ich in der Küche bin und noch die Kartoffeln brauche, gehe ich in den Keller und

Speaker:

hole die Kartoffeln. Es geht uns immer wieder so, dass wir denken,

Speaker:

was wir eigentlich hier wollen. Wenn ich keine

Speaker:

Demenz habe, kann ich nachvollziehen, dass ich im Kochen bin.

Speaker:

Verena kommt zu mir auf Besuch. Ich suche noch die Kartoffeln und die müssen hochkommen.

Speaker:

Wenn ich eine Demenz habe, stehe ich unten im Keller und

Speaker:

bin ein Stück weit verloren. Wir

Speaker:

Das ist so das Schwere. Man hat das Gefühl, mein Mann spinnt. Ich

Speaker:

Sie hat vor allem ein neues Hobby, das ist Rauchen. Und

Speaker:

Ich habe schon gedacht, das wird eine Katastrophe. Und es ist

Speaker:

eine Katastrophe geworden. Die Krankheit der

Speaker:

Demenz hat so viele verschiedene Gesichter. Bei jedem betroffenen

Speaker:

Menschen passiert etwas anderes. In unserem Podcast beleuchten

Speaker:

wir möglichst viele Aspekte und informieren über

Speaker:

Wir wollen auch die Angst nehmen. Und alle, die irgendwie betroffen

Speaker:

Legen wir aus? Fangen wir an? Fangen wir an. «A» wie «Alzheimer».

Speaker:

«Alzheimer» und «Demenz». Ich mache ja schon so lange zu diesem Thema

Speaker:

Forumtheater. Und in den Anfängen wusste ich doch nicht, was

Speaker:

Bis ich herausgefunden habe ... Genau, das ist der

Speaker:

erste Punkt. Demenz ist einfach das grosse Dach. Das

Speaker:

grosse Dach dieser Krankheit. Und es gibt über 50 verschiedene

Speaker:

Demenzformen. Aber Alzheimer-Demenz ist

Speaker:

die häufigste Form, die bekannteste Form und das

Speaker:

ist auch etwas, das ganz wichtig ist, dass wir das noch einmal sagen

Speaker:

können, wie du gesagt hast. Demenz und Alzheimer. Alzheimer ist

Speaker:

Da bin ich sehr froh. Als ich das herausgefunden habe, musste ich lachen, dass

Speaker:

Jetzt weiss ich es. Und Alzheimer ist ja auch so ein komischer Name.

Speaker:

Es ist ja nur der Familienname von Alois Alzheimer,

Speaker:

der 1901 eine Kundin bekommen hat,

Speaker:

eine Patientin oder Insassin, hat man ihnen wohl noch

Speaker:

gesagt. Und der Mann von Auguste, Auguste Detter,

Speaker:

der Herr Detter hat Auguste gebracht zum Psychiater. Er

Speaker:

hat gesagt, seine Frau habe sich in letzter Zeit sehr verändert.

Speaker:

Sie ist eifersüchtig auf die Nachbarn. Sie versteckt

Speaker:

alles. Sie kann den Haushalt nicht mehr machen. Sie ist

Speaker:

einfach ganz anders, als sie früher war. Ich komme nicht mehr in den

Speaker:

Schlag mit dieser Frau. Was hat sie? Er

Speaker:

hat sie betreut und 1906 das erste

Speaker:

Mal Alzheimerkrankheit beschrieben, die ihn nachher

Speaker:

Unglaublich. Ich fand zudem eine

Speaker:

Szene und vorbereitete. Augusta

Speaker:

Deter ist in der Klinik des Dr. Alzheimer. Augusta

Speaker:

Deter sitzt am Mittagstisch dieser Klinik und

Speaker:

Dr. Alzheimer sitzt zu ihr.

Speaker:

Dr. Alzheimer fragt, wie sie heisst. Augusta

Speaker:

Deter sagt ... ... Auguste. ... ihren

Speaker:

Geschlechtsnamen. Auguste. Wie

Speaker:

heisst ihr Mann? Ich

Speaker:

glaube, Auguste. Ihr Mann?

Speaker:

Ach so. Wie alt sind Sie? 51. Wo

Speaker:

wohnen Sie? Aber Sie

Speaker:

waren doch schon bei uns. Sind

Speaker:

Sie verheiratet? Oje, ich

Speaker:

bin doch so verwirrt. Wo sind Sie?

Speaker:

Hier und überall. Hier und jetzt. Sie dürfen

Speaker:

mir das nicht übernehmen. Wo sind wir hier?

Speaker:

Ja, hier werden wir noch wohnen. Wo

Speaker:

ist ihr Bett? Wo soll

Speaker:

es denn sein? Mittags isst

Speaker:

Frau Deter Schweinungs- und Blumenkohl. Was

Speaker:

essen sie hier? Während sie Fleisch kaut,

Speaker:

sagt sie, Spinat «Was

Speaker:

essen Sie jetzt?» «Ich esse zuerst Kartoffeln

Speaker:

und dann mehretig.» Nach dem Essen gibt

Speaker:

Dr. Alzheimer Auguste Deter ein Blatt Papier und

Speaker:

einen Bleistift. «Schreiben Sie ein

Speaker:

Fünfi.» Sie schreibt «eine

Speaker:

Frau». «Schreiben Sie ein Achti.» Während

Speaker:

des Schreibens sagt sie immer wieder «Ich

Speaker:

habe mich sozusagen verloren.» Ich habe mich sozusagen

Speaker:

Danke vielmals. Dieser Text zeigt ganz viel

Speaker:

aus über die Symptome einer Alzheimer-Demenz. Gerade

Speaker:

am Anfang sagt er ja, wer sie sind. Sie

Speaker:

hat wirklich die Orientierung zu der eigenen Person.

Speaker:

Das ist ein grosses Thema. Neben der Vergesslichkeit. Ich

Speaker:

glaube, ganz wichtig ist, dass man zuerst sagt, bei der Alzheimer-Demenz ist

Speaker:

die Vergesslichkeit wirklich ein ganz

Speaker:

Ja, das hört man hier draussen. Auch, dass sie nicht mehr weiss, dass

Speaker:

Genau, sie ist nicht mehr orientiert, sie hat es vergessen. und

Speaker:

versucht es aber immer ein wenig zu überspielen oder zu

Speaker:

relativieren. Ja, vor allem, wenn sie

Speaker:

fragt, wo sie wohnt. Genau, wo wohnt sie? Sie

Speaker:

waren ja schon bei uns. Wo ist ihr Bett? Also,

Speaker:

die örtliche Orientierung, die Orientierung auch

Speaker:

zu ihrer Person, wer sind sie, und die zeitliche Orientierung

Speaker:

mit dem Heiraten, die sie einfach nicht mehr hat, das

Speaker:

sind Symptome bei der Alzheimer-Erkrankung, die am Anfang der

Speaker:

Erkrankung schon im Vordergrund sind und die wir auch

Speaker:

Ja. Was ich z.B. schön finde, ist,

Speaker:

wenn sie fragt, wo sie ist, dass sie Antworten

Speaker:

gibt, hier und überall. Ja, und hier und jetzt.

Speaker:

Das ist für mich eigentlich schon fast poetisch. Also

Speaker:

Und trotzdem sagt sie am Schluss ... Ich habe mich eigentlich verloren.

Speaker:

Das stimmt aber auch. Das stimmt. Das ist auch etwas, das mir in der Praxis extrem

Speaker:

auffällt, wenn die Leute immer sagen, dass sie

Speaker:

nach Hause wollen. Ich hatte eine Patientin, die seit

Speaker:

50 Jahren in ihrer Wohnung wohnte. Und sie hat

Speaker:

immer gesagt, Judith, ich will jetzt nach Hause. Und

Speaker:

sie war daheim. Und es geht eigentlich gar nicht so darum, wo

Speaker:

lebe ich, in welchen Quadratmetern, sondern es ist die innere

Speaker:

Verlorenheit. Bei sich daheim sein. Bei sich. Also die

Speaker:

innere Verlorenheit, die man verliert und nicht mehr die Schlagkonten

Speaker:

mit. Und dadurch einfach nach Hause, in die Geborgenheit. Ja,

Speaker:

genau. So ein bisschen in Geborgenheit. Das kommt hier

Speaker:

schön heraus. Ich muss es nochmals betonen, auch

Speaker:

auf Hinblick auf unsere nächsten Folgen, dass die Vergesslichkeit bei

Speaker:

der Alzheimer-Demenz im Vordergrund steht und dass das

Speaker:

die häufigste Form der Demenz ist, die wir

Speaker:

haben. Es gibt sehr, sehr viele Formen. Die

Speaker:

Alzheimer-Demenz mit mindestens 50 % macht

Speaker:

das aus. Darum ist uns diese alle auch

Speaker:

so bekannt. Die nicht so bekannten Formen wollen

Speaker:

Du hast doch dein erstes Interview zum Thema Alzheimer

Speaker:

Mit Frau Dr. Gaby Bieri, Gerontologin, Stadtärztin

Speaker:

der Stadt Zürich, Chefärztin des Geriatrischen Dienstes und

Speaker:

ärztliche Direktorin des Gesundheitszenters für das Alter

Speaker:

der Stadt Zürich. Von ihr wollte ich wissen, wie

Speaker:

sie zu dem Thema Demenz kam, was in unserem gesunden Hirn

Speaker:

passiert und was bei der Alzheimererkrankung passiert. Wir

Speaker:

sitzen hier bei Gabi Biri, bei dir im Büro. Vielen

Speaker:

Dank, dass du dich bereit erklärt hast für das erste

Speaker:

Interview. Du bist meine Chefin seit mehr als neun

Speaker:

Jahren. Ich finde es cool, dass wir das zusammen machen können. Wo

Speaker:

bist du das erste Mal dem Wort Demenz begegnet? In

Speaker:

Ich bin ein etwas älterer Jahrgang. Ich habe 1985 ein

Speaker:

Staatsexamen gemacht. Im Rahmen des

Speaker:

Studiums war Demenz eigentlich kein Thema. Ich

Speaker:

stellte an meiner ersten Assistenzarztstelle. Wir hatten

Speaker:

eine Weiterbildung zu diesem Thema, aber damals sprach

Speaker:

man von POS, also psychoorganischem Syndrom.

Speaker:

Dieser Ausdruck der Demenz und

Speaker:

dessen Präsenz, ist

Speaker:

erst in der Zeit, als ich beim staatärztlichen Dienst

Speaker:

Darunter weiss man mehr über Demenz. Ich

Speaker:

möchte mit dir anschauen, was überhaupt im

Speaker:

Das gesunde Hirn ist sehr schwierig zu erklären. Es

Speaker:

ist eine ganz wichtige Steuerung-

Speaker:

und Schaltfunktion, die das Hirn hat. Eigentlich

Speaker:

ist das Hirn für praktisch alles,

Speaker:

was im Körper funktioniert, aber

Speaker:

auch, wo wir gegen aussen in

Speaker:

der Kommunikation weitergeben, wo

Speaker:

wir aufnehmen. Ganz viel Verhalten ist

Speaker:

vom Hirn gesteuert. Am einfachsten ist, wenn man

Speaker:

sich überlegt, was ein kleines Kind alles

Speaker:

lernt. Das ist alles dann im

Speaker:

Hirn gespeichert. Dass

Speaker:

wir laufen können, das lernen wir, und das ist im Hirn. Dass

Speaker:

wir essen können, dass wir uns

Speaker:

ausdrücken können. All diese Dinge sind für das das Hirn

Speaker:

Wir sprechen heute über Alzheimer-Demenz, die

Speaker:

häufigste Demenzform. Da gibt es ja Hirnveränderungen. Was

Speaker:

passiert einfach im Hirn

Speaker:

Die Alzheimer-Demenz ist eine Form einer Demenz.

Speaker:

Es ist eine degenerative Form. Bei allen

Speaker:

Am einfachsten ist es zu erklären, wenn man es

Speaker:

bei der vaskulären Demenz erklärt. Dort werden

Speaker:

die Hirnzellen nicht durchblutet und sterben ab. Dann

Speaker:

hat man eine vaskuläre Demenz. Bei den degenerativen Formen

Speaker:

gehen die Hirnzellen auch zu Grund und man weiss aber

Speaker:

Bei der Alzheimer-Demenz sind die Zellen nicht weniger durchblutet, sondern

Speaker:

Dieser Mechanismus ist nicht genau bekannt. Man beobachtet die

Speaker:

Zellen und es gibt

Speaker:

Veränderungen von gewissen Proteinen, wo es auch Ablagerungen

Speaker:

gibt. Das sind die Amyloid-Proteinablagerungen ausserhalb

Speaker:

der Zellen und die Tau-Proteinablagerungen innerhalb

Speaker:

der Zellen. Das beobachtet man. Man

Speaker:

weiss aber nicht, ob das die Ursache ist oder ein Ausdruck von

Speaker:

etwas anderem vom Metabolismus, das in den Zellen nicht mehr funktioniert.

Speaker:

Die Synapse, die Verbindungen zwischen den Zellen funktionieren

Speaker:

nicht mehr und am Schluss geht die Zelle kaputt. Das

Speaker:

Hirn hat viele Reserven. Es können relativ

Speaker:

viele Zellen kaputtgehen, bevor es im

Speaker:

Alltag zu Auswirkungen kommt. Aber irgendwann sind

Speaker:

so viele Zellen kaputt, dass es nicht mehr geht. Dann

Speaker:

können gewisse ... Hirnleistungen funktionieren

Speaker:

nicht mehr normal. Bei der Alzheimer-Demenz ist es in der Regel das Gedächtnis,

Speaker:

weil die Veränderungen in dem Bereich sind, die für

Speaker:

Gedächtnis ist etwas vom wichtigsten Symptom. Was

Speaker:

Es ist das erste Symptom. Es ist typisch für eine Alzheimer-Demenz.

Speaker:

Eigentlich funktioniert mit der Zeit alles nicht

Speaker:

mehr, was das Hirn macht. Ganz am Anfang ist

Speaker:

es Gedächtnis, Orientierung, dass

Speaker:

es Schwierigkeiten mit der Sprache gibt, dass es Schwierigkeiten gibt,

Speaker:

mit dem Alltag das Gewähr leisten können. Das

Speaker:

ist vielleicht noch wichtig, weil es mir gerade in den Sinn kommt. Es

Speaker:

braucht, damit man wirklich sagt, diese Person hat

Speaker:

eine Demenz, eine Einschränkung im Alltag. Man

Speaker:

kann nicht einfach sagen, er sei vergesslich, er habe

Speaker:

eine Demenz. Es ist ganz wichtig, dass man sagt, irgendetwas

Speaker:

muss im Alltag nicht mehr gut funktionieren. Am Anfang sind es z.B. seine

Speaker:

finanziellen Angelegenheiten, wenn sie etwas komplexer sind, nicht mehr

Speaker:

umsetzen kann. Erst dann ist es Demenz. Das wäre

Speaker:

etwas, das relativ früh im Alltag kommt, dass man das nicht mehr

Speaker:

kann. Später hat man vielleicht Schwierigkeiten mit

Speaker:

dem Kochen, mit dem Haushalt, ein

Speaker:

Trambilett lösen zu können, so Alltagssachen.

Speaker:

Aber eben, die Sprache kann beeinträchtigt werden, Rechnen wird irgendwann

Speaker:

beeinträchtigt. Irgendwann auch andere

Speaker:

Sachen in vorgeschrittenen Stadien, dass auch zum Beispiel

Speaker:

Bewegungen eingeschränkt sind, dass jemand nicht mehr laufen kann. Aber

Speaker:

auch so Sachen wie flexibel reagieren zu können, ist

Speaker:

eine Hirnleistung. Vergessen wir immer, dass wir

Speaker:

das als kleines Kind gelernt haben, dass man flexibel

Speaker:

sein muss, dass nicht alles sofort so sein kann, wie man es

Speaker:

Es sind immer Dinge, die man vorher gut konnte. Ganz genau.

Speaker:

Es geht nicht um die Schulbildung, sondern man geht von dem aus,

Speaker:

was man vorher konnte, was dann nicht mehr so gut geht.

Speaker:

Ja, genau. Man sagt, wie

Speaker:

gut das Hirn trainiert ist. hat einen Einfluss,

Speaker:

wie schnell es zu Symptomen kommt. Je

Speaker:

besser das gesunde Hirn ist, je besser

Speaker:

trainiert. Wichtig ist, dass nicht nur Schule

Speaker:

Hirntraining ist, sondern soziale Kontakt

Speaker:

ist Hirntraining. Sich auch ... Mit

Speaker:

Politik oder Lesen oder Musizieren oder

Speaker:

Sport. Alles das trainiert unser Hirn.

Speaker:

Je besser das Ausgangshirn ist, desto später kommt

Speaker:

Demenz. Aber eine früher oder später wahnsinnige Demenzerkrankung

Speaker:

Da waren wir schon ein bisschen bei der Prävention. Für

Speaker:

mich ist noch die Frage, man hat das Gefühl, es gibt immer mehr und mehr

Speaker:

demenzerkrankte Menschen. Ist das, weil wir älter

Speaker:

werden? Oder was hat das für einen Ursprung, das Gefühl, immer

Speaker:

Der Hauptgrund ist, dass wir älter werden. Die

Speaker:

neuesten Studien – so neu sind sie gar nicht – zeigen

Speaker:

schon länger, dass, wenn man das Alter korrigiert,

Speaker:

die Demenz nicht weiter ansteigt, sondern rückläufig

Speaker:

ist. Was heisst «Alter korrigieren»? Wenn

Speaker:

die Demenzerkrankung häufiger wird

Speaker:

mit dem Alter, dann muss man quasi

Speaker:

die Gleichalterungen miteinander vergleichen. Wenn

Speaker:

wir jetzt sagen, wir vergleichen, wie viele Menschen mit Demenz es gibt,

Speaker:

jetzt im Vergleich zu ... vor zehn Jahren, dann müssen wir

Speaker:

ja sagen, aber dann schauen wir, dass wir gleich

Speaker:

viele Gleichaltrige haben, die beiden, wie

Speaker:

vor zehn Jahren. Sonst hat es automatisch jetzt

Speaker:

Also wenn man das Alter jetzt korrigieren würde, dann hätten es weniger

Speaker:

Ja, also wenn man jetzt beim gleichen Alter

Speaker:

schauen würde, wie viele 85-Jährige jetzt

Speaker:

eine Demenz haben und wie viele 85-Jährige vor zehn Jahren eine Demenz

Speaker:

hatten, dann sind es weniger. Und wieso ist das so? Ein

Speaker:

Teil ist wirklich, dass das Hirn besser trainiert ist, weil die Schulbildung besser

Speaker:

wurde. Und das andere ist wahrscheinlich, dass

Speaker:

man auch mehr bei den kardiovaskulären Risikofaktoren, also

Speaker:

Hypertonie, Rauchen, Zucker usw., investiert

Speaker:

hat und diese Veränderungen des Hirns weniger

Speaker:

Das denke ich auf jeden Fall. Das versucht man ja. Das hat

Speaker:

man schon mit der nationalen Demenzstrategie versucht, mit den

Speaker:

kantonalen Umsetzungen. Ich glaube, es gibt wahrscheinlich

Speaker:

niemanden mehr in der Schweiz, der das Wort Demenz nicht versteht.

Speaker:

Die Auswirkungen, was es dann bedeutet, da gibt es sicher

Speaker:

noch Aufklärungsbedarf, aber was eine Demenz ist

Speaker:

oder dass es eine Demenz gibt, das ist überall bekannt

Speaker:

Das ist unsere Motivation mit dem Demenz-Podcast,

Speaker:

dass wir all die verschiedenen Auswirkungen thematisieren können

Speaker:

in den verschiedenen Folgen. Wie gehen wir damit um? Was gibt

Speaker:

es bei uns in der Umgebung? Was können wir selber

Speaker:

lernen? Auch die Leute motivieren, weil es eine extrem

Speaker:

spannende Arbeit ist, die wir machen. Wir haben

Speaker:

auch viel Erfolg. Erfolg ist

Speaker:

für mich, dass es meinem gegenüber, dem demenzerkrankten Menschen, wirklich

Speaker:

Längere Zeit ja diese Medikamente. Das

Speaker:

sind die Medikamente, die vorübergehend eine

Speaker:

individuelle Stabilisierung, sehr unterschiedlich, auch

Speaker:

abhängig von der Form der Demenz, bieten können. Neu

Speaker:

erwartet man die Freigabe für die

Speaker:

neuen Antikörpertherapien. Ein Medikament

Speaker:

ist bei Swissmedic in Abklärung,

Speaker:

ob das freigegeben werden soll. In den USA

Speaker:

wurde es bereits freigegeben. Die Europäische

Speaker:

Auf jeden Fall. Ich glaube, es wäre ganz wichtig, dass

Speaker:

man auch etwas sagt,

Speaker:

was man erwarten kann. Man kann sicher

Speaker:

keine Heilung erwarten. Man kann

Speaker:

eine Verbesserung der Symptome erwarten.

Speaker:

So weit ist man im Moment in den Studien. Aber man

Speaker:

kann noch nicht sagen, wie lange das anhält. Ich

Speaker:

glaube, die Studie ist die längste, über 18 Monate. Was passiert

Speaker:

nachher, ist noch nicht klar. Da gibt es noch sehr viele Unklarheiten.

Speaker:

Ich glaube, es ist wichtiger, dass die

Speaker:

Personen, die mit Menschen mit Demenz zu tun haben, diesen

Speaker:

Umgang mit ihnen so haben, dass

Speaker:

Ich glaube, das macht dich auch aus, als Stadtärztin, uns

Speaker:

allen Mitarbeitenden das auch durchzugeben und das auch im

Speaker:

Vordergrund zu stellen, dass wir wirklich den Fokus haben, wie

Speaker:

Ganz genau. Einfach, weil diese

Speaker:

Menschen nicht mehr die gleichen Möglichkeiten haben, auf

Speaker:

irgendetwas zu reagieren. Und sie brauchen dann Unterstützung in

Speaker:

dieser Situation. Das ist immer eine Gradwanderung, wie

Speaker:

viel Unterstützung sinnvoll ist oder braucht es unbedingt.

Speaker:

Denn die meisten sehen nicht so ein, dass sie

Speaker:

Hilfe bräuchten. Und wieviel kann man aber auch

Speaker:

Das heisst, wir lassen den Menschen im Vordergrund mit seinen Bedürfnissen und

Speaker:

versuchen, einfach dort zu unterstützen, dass der

Speaker:

Ganz genau. Das muss ganz individuell sein.

Speaker:

Man kann das nicht generell sagen, welche Person

Speaker:

Ich muss als Erstes sagen, dass ich erstaunt war,

Speaker:

zu hören, dass Gabi Bieri 1985 oder

Speaker:

nach 1985 das erste Mal von Demenz gehört hat.

Speaker:

Ist das möglich? Das ist möglich. Ich habe 1991 meine erste

Speaker:

Pflegeausbildung abgeschlossen, als Krankenschwester. Ich

Speaker:

kann mich nicht erinnern, dass wir dieses Thema einmal aufgriffen. Im

Speaker:

Nachhinein sehe ich schon Patienten, die ich

Speaker:

dort begleitete und in mir immer dachte, was eigentlich mit ihnen

Speaker:

los ist. Und jetzt weiss ich, dass sie zusätzlich

Speaker:

zu dieser medizinischen Diagnose, die sie im Spital hatte,

Speaker:

Es hat mich ehrlich betroffen gemacht, als

Speaker:

sie erzählt hat, dass wir von Kind auf alles

Speaker:

lernen, was wir brauchen, um zu überleben. Und wenn

Speaker:

man demenzkrank wird, verlieren wir einfach alles

Speaker:

Beim Alzheimer verliert man am Anfang das Gedächtnis. Das heisst, man

Speaker:

wird vergesslich. Das ist das erste und wichtigste Symptom.

Speaker:

Frau Dr. Biri hat auch ganz schön gesagt, den Alltag, den

Speaker:

man nicht mehr gewährleisten kann. Dort finde ich es wichtig, dass

Speaker:

man das ein bisschen einteilen kann. Einfach einteilt ist

Speaker:

das in einer leichten Demenz, in einer mittelschweren und

Speaker:

in einer schweren Demenz. Bei der leichten Demenz

Speaker:

geht es darum, dass man vergesslich wird.

Speaker:

Man hat vielleicht Mühe, mit dem Trambillett zu bestellen. Man

Speaker:

hat Mühe im Haushalt, so wie Frau Detter. Einkaufen

Speaker:

kann ein Problem sein, die Wäsche machen, die Medikamente oder

Speaker:

die Finanzen einnehmen. Das nennt man sog. EADL.

Speaker:

Das sind Aktivitäten des täglichen Lebens. Bei

Speaker:

der leichten Demenz sind teilweise diese

Speaker:

Aktivitäten eingeschränkt. Aber man kann

Speaker:

noch ganz viel. Man kann noch ganz viel auf sich selbst schauen, man

Speaker:

kann sich anlegen, man kann essen, man geht aufs WC. Das

Speaker:

sind dann die ADLs. Die sind dann auch betroffen bei

Speaker:

einer mittelschweren Demenz. Das sind sich selber

Speaker:

waschen, sich anziehen, sauber aufs WC gehen. Das

Speaker:

sind die anderen, die dazukommen, wenn die Demenz zunimmt.

Speaker:

Bei der schweren Demenz haben wir eine vollständige Abhängigkeit. Was

Speaker:

Oder ADL? Genau, das sind die englischen

Speaker:

Begriffe oder die englische Zusammenfassung für die Aktivitäten des

Speaker:

täglichen Lebens. Unter der IADL verstehen

Speaker:

wir Posten, Kochen, Haushalt führen, Wäsche

Speaker:

erledigen, Medien nehmen und die Finanzen. Und unter

Speaker:

der ADL verstehen wir Wäschen, sich anziehen, aufs

Speaker:

WC gehen und selber essen. Der Übergang ist

Speaker:

oft sehr fliessend und auch ganz wieder extrem individuell.

Speaker:

Es ist sowieso für die Angehörigen eines Patienten

Speaker:

oder einer Patientin gar nicht einfach, auch nicht am

Speaker:

Nein, das siehst du richtig. Man weiss, man kann eine Teilsache

Speaker:

gut und eine Teilsache nicht mehr. Bei

Speaker:

jedem Menschen ist es anders. Man kann das nicht einfach so

Speaker:

einteilen. Aber beim Alzheimer ist eine

Speaker:

Ja. Was mich sehr fasziniert an

Speaker:

diesem Interview ist, dass sie wegen des Alters korrigiert hat.

Speaker:

Zuerst kam ich nicht ganz daraus, bis

Speaker:

sie das richtig aufklärt hat. Wie

Speaker:

ist es jetzt? Gibt es weniger? Demenzkranke Personen?

Speaker:

Ja, genau. Es gibt mehr ältere Menschen, Menschen, die

Speaker:

wirklich hochalterig werden. Im Verhältnis zu

Speaker:

diesen vielen Menschen gibt es aber doch weniger

Speaker:

Aber auch die Antwort, das mit der Bildung.

Speaker:

Ja. Bildung hat sich ganz schön herauskristallisiert, dass es nicht nur

Speaker:

darum geht, dass ich gut rechnen und lesen kann,

Speaker:

sondern dass auch soziale Kompetenz eine grosse

Speaker:

Bildung ist. Musik, Kultur, Sport. Das

Speaker:

geht alles zusammen unter Bildung. Uns wirklich

Speaker:

zu motivieren, um weiterzukommen. Du bist ein Paradebeispiel, Verena.

Speaker:

Danke. So aktiv und nimmst jetzt noch deinen ersten Podcast

Speaker:

auf. Gerne sogar. Das

Speaker:

war die erste Folge von unserem «Demenzpodcast» über

Speaker:

In der nächsten Folge sprechen wir über eine weitere Form, die häufig vorkommt,

Speaker:

Hier hören wir, was diese Demenzform für Auswirkungen hat.

Speaker:

Ich bringe ein kleines Beispiel von meiner Praxis. Da kommt eine

Speaker:

Kundin vom Post nach Hause wie jeden Tag. Sie hat auch

Speaker:

heute wieder ein Bullenschnitzel gekauft. Aber es

Speaker:

hat schon 20 Bullenschnitzel im Kühlschrank der

Speaker:

letzten paar Monate. Sie stopft sie vorne rein und die anderen

Speaker:

rutschen hinterher. Und die hintersten? sind schon ziemlich blau.

Speaker:

Und von mir gibt es die Geschichte von Frau Glor und ihrer Tochter Frau

Speaker:

Gerber. Frau Gerber kommt völlig verzweifelt mit

Speaker:

ihrer Mutter zur Hausärztin. Sie weiss nicht mehr ein,

Speaker:

Ich bin Judith Kronbach, Expertin für Demenz, berate und

Speaker:

beim Hirntheater. Wenn Sie Anregungen oder Wünsche haben, können

Speaker:

«Kopfsache» ist eine Produktion der Podcastschmiede. Unsere

Speaker:

Produzentin ist Franziska Engelhardt. Musik

Speaker:

Unsere Hauptpartnerin ist die Stiftung «Plattform Meander», die

Speaker:

sich für ein gutes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Demenz einsetzt.

Speaker:

Mehr Infos unter plattform-meander.ch Weiter

Speaker:

bedanken wir uns herzlich für die Mitfinanzierung bei der Pauli

Speaker:

Alles zum Podcast «Kopfsach» finden Sie auf der Internetseite «kopfsach-podcast.ch».

Speaker:

Und hören können Sie «Kopfsach» sowieso auf allen Podcast-Apps. Wir

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