In dieser Folge von “Jürgen Rickmers - Durch die Stürme des 19. Jahrhunderts” ziehen wir ein erstes Resümee.
Während in Amerika der Bürgerkrieg endet und die Zeit des Wilden Westens anbricht, beginnt der Krieg in Deutschland. Jürgen Rickmers ist da noch in New York und packt seine Kisten. Er will jetzt nur nach Hause. Wir tanzen Pogo im legendären CBGBs, treffen auf den Gründer der „New York Times“, Charles Darwin, Karl Marx und Friedrich Engels. Song: La Paloma (Polly Brentano).
Masters of war - dieser Anti-Kriegs-Song von Bob Dylan erscheint genau 100 Jahre später und richtet sich an die Parteien des Kalten Krieges.
Song: Masters of war - Jana
Charleston und viele andere Städte der Südstaaten liegen in Trümmern. Die Taktik der “verbrannten Erde”, wie der Vernichtungskrieg der Union genannt wird, wird seinem schrecklichen Namen mehr als gerecht. Die Truppen der Nordstaaten zogen eine fast 100 Kilometer breite Schneise der Verwüstung durch die Südstaaten. Mensch und Vieh wurden abgemetzelt, Häuser und Farmen in Brand gesteckt.
Jürgen Rickmers legt unterdessen mal wieder mit einem Auswandererschiff in New York an und leistet den obligatorischen Schwur vor den Zollbehörden. Er sieht die jungen Männer und Frauen an Bord seiner Bark, die voller Aufregung und Zuversicht darauf warten, endlich von den Schaluppen an Land gebracht zu werden, um in ihr neues Leben in Amerika zu starten.
Rickmers weiß, was viele der Männer nicht wissen: dass sie nach ihrer Ankunft verpflichtet sind, in den letzten Kriegstagen für die Unionsarmee zu kämpfen. Rickmers sieht in die jungen, unschuldigen Gesichter. Noch entstellen sie keine Kriegsnarben. Von den Grausamkeiten des Civil War haben sie bislang nichts gesehen. Aber schon bald werden sie Musketen, Bajonette und Säbel in die Hand nehmen und auf dem Schlachtfeld für ihr neues Vaterland kämpfen - und sterben.
Jürgen Rickmers hatte die Hunger leidende Zivilbevölkerung in den Häfen von South Carolina gesehen. Er hatte von den überfüllten Lazaretten in Georgia gehört und den niedergebrannten Farmen in Virginia. Er hatte das Elend in China, auf der anderen Seite der Welt, erlebt. Rickmers hatte genug.
Doch seine Odyssee ist noch nicht zu Ende: Gerade, als er in New York anlegt, er hat nicht mal festen Boden unter den Füßen, erreicht ihn eine Nachricht aus der Heimat: Auch dort ist der Krieg ausgebrochen. Jetzt will er nur noch nach Hause.
Song: Masters of war - Morgan
. Februar:
König Christian 9. von Dänemark hatte wenige Tage nachdem er den Thron bestieg eine neue Verfassung aus dem Hut gezaubert: Er wollte das Herzogtum Schleswig an sein Königreich Dänemark angliedern. Das empörte die deutsche Nation. Otto von Bismarck, damals preußischer Ministerpräsident, kommt das gelegen: nun hat er einen Grund nach Norden zu marschieren. Mit Österreich an der Seite ziehen seine Truppen Richtung Dänemark.
Jürgen Rickmers ist ein letztes Mal in der Beaver Street in New York, im Kontor von Funch & Meinke. Er trifft Vorbereitungen für seine Reise nach Hamburg. Es wird das letzte Mal sein, dass er diese Strecke segelt, und es wird das letzte Mal sein, dass er einen Blick auf die New Yorker Skyline werfen wird. Hier hatte er in den letzten 15 Jahren mehr Zeit verbracht als zu Hause auf Föhr. Er hatte sogar vorübergehend die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. In dieser Zeit hatte sich die Welt rasant verändert. Der Fortschritt hämmerte auf den Großbaustellen New Yorks. Er qualmte aus den Schornsteinen der Dampfschiffe vor Shanghai und genauso aus denen der Eisenbahn in London. Jürgen Rickmers packt zum letzten Mal seine Seemannskiste. Er ist jetzt 39 Jahre alt.
Song: La Paloma - Dominik Dittrich
g durch den Oklahoma Land Run:
Viele Persönlichkeiten aus dieser Zeit sind bis heute unvergessen - im Guten wie im Schlechten.
Ein Mann, der das romantisierte europäische Bild vom Wilden Westen prägte wie kaum ein anderer, ihn aber nie mit eigenen Augen gesehen hat, streunt zur selben Zeit noch als Gauner durch Leipzig. Beim Versuch, einen gestohlenen Pelzmantel zu versetzen, wird er erwischt und landet hinter Gittern. Dort entdeckt er sein Talent: Fiktive Geschichten schreiben. Seine Romanfigur Winnetou wird weltberühmt werden: Karl May.
Eine echte Wild-West-Legende hingegen ist da noch ein Rotzbengel, wird aber schon bald seinem Ruf als Revolverheld gerecht: Billy the Kid. Mit 12 soll er seinen ersten Mord begangen haben, bei einer Schlägerei in einem Saloon. Er tötete einen Mann, der seine Mutter beleidigt hatte, so die Legende. Heute ist er eine Ikone der Cowboyromantik. Wer seinen Namen googelt, erhält rund zehn Millionen Treffer.
zusammen mit Sitting Bull und:
New York hat zum Zeitpunkt von Jürgen Rickmers letztem Aufbruch über 1,5 Millionen Einwohner. Im Central Park werden die letzten Blumen und Büsche gepflanzt, bevor die New Yorker darin flanieren können. Die Häuser werden immer höher. Die Avenues immer länger. Die Stadt selbst immer rastloser.
In den Slums von Manhattan, dort, wo Jürgen Rickmers zehn Jahre zuvor den Shanghaimaster mit seiner Pressgang losgeschickt hatte, gab es vor kurzem die größten Unruhen, die New York je gesehen hatte: die “Draft Riots”. Als bekannt wird, dass man sich mit der Zahlung von 300 Dollar von der Wehrpflicht freikaufen kann, gehen tausende Bewohner der Slums, vornehmlich Iren, auf die Barrikaden. Sie haben keine 300 Dollar in der Tasche. Die Reichen schon. Also zieht der wütende Mob durch die besseren Viertel New Yorks und skandiert: „A rich man's war and a poor man's fight“. 120 Menschen sterben.
. Juli:
. Dezember:
. Juli:
An den Grundfesten des christlichen Glaubens rüttelt zur selben Zeit in London ein junger Naturwissenschaftler. Er stellt die gängige Weltanschauung der Christen auf den Kopf: Charles Darwin. In seinem Werk “Entstehung der Arten” beweist er, dass es die Evolution war, die die Pflanzen, Tiere und Menschen hervorbrachte und nicht Gott. Darwins Ansichten kommen einem Erdrutsch in der Geschichte gleich, werden Historiker später sagen.
. September:
In den Statuten heißt es:
„Diese Internationale Assoziation anerkennt Wahrheit, Gerechtigkeit, Sittlichkeit als die Regel ihres Verhaltens zueinander und zu allen Menschen, ohne Rücksicht auf Farbe, Glauben oder Nationalität.“