Artwork for podcast Medbase im Dialog
Arzt und Apothekerin - Interprofessionell unterwegs
Episode 21st February 2024 • Medbase im Dialog • Medbase Gruppe
00:00:00 00:27:06

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Shownotes

Lea Broggini ist Apothekerin bei der Medbase Apotheke Pfäffikon und Projektleiterin zur Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit. Stefan Maydl ist Arzt bei  Medbase Wil Friedtal. Als Mitglieder des Medizinischen Qualitätsausschusses haben sie gemeinsam mit grossem Engagement bereits einige zukunftsweisende Projekte zur Förderung der Versorgungsqualität umgesetzt.  Denn eine verstärkte Zusammenarbeit in interprofessionellen Teams ist für unsere Gesundheitsversorgung unabdingbar.

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Transcripts

Transkript Medbase im Dialog

Folge 2 Arzt-Apotheke

Lucia: Arzt und Apothekerin, das sind zwei zentrale Berufsgruppen in der Medbase, die meistens aber nicht direkt zusammenarbeiten. Ein Patient geht zum Beispiel mit einem Leiden zu einer Hausärztin, die verschreibt dann ein Medikament und der Patient holt es in der Apotheke, so läuft eine Behandlung in der Regel ab. Es macht aber in vielerlei Hinsicht Sinn, dass der Apotheker und die Ärztin näher zusammenarbeiten. Wie so eine interprofessionelle Zusammenarbeit aussieht, das ist ein Thema, worüber ich heute mit unseren beiden Gästen von Medbase genauer anschaue. Herzlich willkommen zum Podcast Medbase im Dialog. Ich bin Lucia Vasella und meine Gäste, dass sind Lea Broggini und Stefan Maydl. Hallo zusammen.

Stefan Maydl, Lea Broggini: Hallo.

Lucia: Lea Broggini ist Apothekerin bei der Medbase Haut- und Kinderapotheke in Pfäffikon und Projektleiterin zur Förderung von der interprofessionellen Zusammenarbeit. Stefan Maydl ist Arzt bei Medbase Wil und er ist dort auch zuständig für die Ausbildung von Assistenzärzten und Assistenzärztinnen. Ihr kennt euch ja schon, ihr seid beide auch noch Mitglied vom Qualitätsausschuss von Medbase, da erfahren wir dann später noch mehr darüber. Zuerst möchte ich bisschen auf euch und auf eure Tätigkeiten eingehen. Lea, du bist Apothekerin in der Medbase-Apotheke in Pfäffikon, du bist dort auch während zwölf Jahren Geschäftsleiterin gewesen, du arbeitest aber gleichzeitig auch noch im Hauptsitz von Medbase. Erzähl uns doch mal, wie sieht dein Berufsalltag aus?

Lea: Also ich habe früher, als ich noch die Geschäftsleitung gehabt habe oder die Geschäftsführung in der Apotheke in Pfäffikon, da habe ich einfach 20% am Hauptsitz gearbeitet und so ein bisschen versucht, Projekte voranzubringen, auch zum Teil zusammen mit Stefan. Da habe ich parallel 60% in der Apotheke gearbeitet, da vor allem auch die Personalführung gemacht, und da war mir wichtig, dass wir die Apotheke auch weiterentwickeln. Deswegen sind wir eben dann auch eine Kinderapotheke und eine Hautapotheke geworden. Das ist wirklich eine Spezialisierung einer Apotheke, die auch den Alltag sehr spannend und abwechslungsreich gestaltet. Dann mit der Zeit habe ich gemerkt, die Projekte am Hauptsitz werden immer mehr und die Zeit, die ich für mein Team und für die Kunden in Pfäffikon investieren kann, wird immer weniger, und ich habe auch noch Familie und ein Kind zuhause und entsprechend bin ich jetzt 50% am Hauptsitz und arbeite aber noch 30% in Pfäffikon, weil ich vor allem auch mit den Kunden und mit dem Team super gut auskomme.

Lucia: Und was sind deine Aufgaben im Hauptsitz?

Lea: Im Hauptsitz habe ich einerseits im medizinischen Qualitätsausschuss verschiedene Projekte, in welchen wir die Qualität der Dienstleistungen anschauen, die wir in den Apotheken anbieten. Also wir haben jetzt in den letzten vier Jahren, die wir bei Medbase sind, wirklich die ganzen Dienstleistungen in den Apotheken umgekrempelt und geschaut, welche machen qualitativ Sinn, dass wir den Fokus dort setzen und was für Schulungen braucht es. Das ist ein grosser Teil, dann ist mir ganz wichtig, dass man eben interprofessionell zusammenarbeitet, weil ich glaube, da ist Medbase einfach prädestiniert dafür, dass wir hier unter einem Dach mit Ärzten und Apothekern auch viel einfacher zusammen reden können, uns kennenlernen können und Synergien finden, wie man auch zusammen für den Patienten etwas aufbauen kann.

Lucia: Stefan du arbeitest als Hausarzt beim Medbase Medical Center in Wil, was sind deine Tätigkeiten dort?

Stefan: Meine Tätigkeiten entsprechen ganz klar dem System, wie man es vom Hausarzt gewohnt ist. Hier arbeitete ich im 50% Pensum in der Patientenversorgung, bin da zuständig für die Behandlung sämtlicher Wehwehchen, die einem in der Grundversorgung begegnen können, angefangen von grippalen Infekten passend zur Jahreszeit bis hin zu Fusspilz, ganz grob also vom Kopf bis zu den zehn Spitzen. Das ist so mein eines Standbein in der Praxis und die andere Hälfte meiner Tätigkeit, die ist eben am Hauptsitz als Mitglied des Qualitätsausschusses der Medbase mit der Lea zusammen, da sind meine Spezialgebiete die Evidenz-basierte Medizin und die Wissensvermittlung an junge Kolleginnen und Kollegen und natürlich die Arzneimittelsicherheit und interprofessionelle Zusammenarbeit, die Lea und ich eigentlich zu unserem Themenschwerpunkt auserkoren haben.

Lucia: Ihr seid beide Mitglied des Qualitätsausschusses. Wir haben schon mehrfach davon gehört, was macht der genau und was ist eure Aufgabe dort?

Lea: Soll ich anfangen. Also das erste Mal, als ich im medizinischen Qualitätsausschuss gewesen bin, habe ich mich das auch gefragt. Was machen wir da genau, also ich bin total überfordert gewesen mit all diesen Projekten. Jetzt habe ich mittlerweile gemerkt, also das Herz von all jenen, die dort dabei sind, schlägt wirklich für die Qualität. Das heisst, man hinterfragt eigentlich alles, was wir in unserem Berufsalltag machen und schauen, macht das so Sinn, ist das noch zeitgmäss, dass man das so macht oder gibt es da eben wie der Stefan vorhergesagt hat Studien, die zeigen, ja eigentlich müsste man es heute anders machen und wir versuchen Tools zu entwickeln, mit welchen man dann an den Standorten auch die entsprechende Qualität und das entsprechende Know-How beim Patienten umsetzen kann.

Stefan: Genau die Qualität ist ja für uns in der Medizin als Dienstleister, als Grundversorger elementar wichtig. Das heisst, es ist ein grosses Ziel unserer Firmenphilosophie, dass wir die beste Medizin bieten, sofern das überhaupt möglich ist und der medizinische Qualitätsausschuss ist das Gremium, das hierfür den nötigen Unterbau liefert. Wir kümmern uns darum, dass neue Erkenntnisse umgesetzt werden. Wir entwickeln Konzepte für die Schulung von Mitarbeitern. Wir entwickeln Konzepte zur Behandlung von chronisch kranken Patientinnen und Patienten. Wir setzen gesetzliche Vorgaben um, zum Beispiel jetzt seit letztem Jahr die Vorgaben der schweizerischen Gesellschaft für allgemeine innere Medizin, die die Erfüllung von Qualitätszielen als Vorgabe festgesetzt hat und wir arbeiten interprofessionell, wir sind eine Physiotherapeutin, drei Ärzte, eine Apothekerin und ein Mitglied der Geschäftsleitung.

Lucia: Und aus dem Qualitätsausschuss herauskommen ja all diese Projekte zur interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Apothekerinnen und Ärzten und da gibt es verschiedene Projekte, die wir jetzt genauer anschauen wollen, warum braucht es denn überhaupt eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheken?

Stefan: Ich glaube, das ist eine ganz simple Notwendigkeit im Hinblick auf die Zukunft. Wir haben die Situation, dass die Bevölkerung immer älter, immer komplexer krank wird, dass immer mehr Betreuung benötigt wird und gleichzeitig fehlen immer mehr Fachpersonen und dann ist es naheliegend und am einfachsten, wenn die Fachpersonen, die da sind, ihre Kompetenzen bündeln und ihre Synergien nutzen, um eben die Betreuung sicherzustellen. Deshalb gibt es für mich zur interprofessionellen Zusammenarbeit auf weitere Sicht überhaupt gar keine Alternative und wir haben eben das grosse Glück, dass wir bei uns in der Firma beide Berufsgruppen unter einem Dach haben und dass die Wege sehr kurz sind und die persönlichen Kontakte sehr gut sind und gut gepflegt sind und es erleichtert natürlich auch das Implementieren der Zusammenarbeit innerhalb der Firma und das macht es leichter, solche Projekte dann zu planen und in der Realität umzusetzen.

Lucia: Was ist jetzt so ein Beispiel für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheken?

Lea: Also wir haben das Projekt Triage und Überweisung dort geht es hauptsächlich darum, dass man die Medical Center entlastet, vor allem in Zeiten von hoher Auslastung, also wie Stefan vorhergesagt hat, Fachkräftemangel und immer so im Herbst, Winter und Frühling merkt man einfach wie die Medical Center oder Arztpraxen an Limit sind und unkomplizierte Patientenfälle dann schlussendlich im Notfall landen, weil sie einfach keinen Platz haben und dort haben wir gesehen, dass durch neue Kompetenzen, die die Apotheker durch Weiterbildungen bekommen haben, wirklich solche Fälle in die Apotheke triagiert oder besser gesagt überwiesen werden können. Das heisst, das Medical Center hat jemanden am Telefon mit einem Harnwegsinfekt und sieht, dass keine Kapazität da ist und die Überweisung geht dann direkt an die Apotheke und in der Apotheke, kann dann die Patientin im Beratungsraum in einer diskreten Zone anhand von einer Anamnese, je nachdem auch noch irgendwelche Untersuchungen, die entsprechend passende Therapie bekommen. Und was wir auch schauen, was wir auch gelernt haben in den Apotheken jetzt über die Jahre, dass man wirklich auch nach drei oder sieben Tagen nochmal anruft bei den Patienten und fragt, wie ist es gegangen, dass man dann wirklich auch die Nachsorge sicherstellen kann.

Lucia: Also man übernimmt quasi wirklich eine Aufgabe, die ein Arzt bis jetzt immer gemacht hat, aber bei welcher es nicht unbedingt nötig ist, dass es ein Arzt macht.

Lea: Das zeigt sich jetzt langsam, also wir haben eine Erfolgsquote von über 80%, welche wirklich abschliessend beraten werden konnte. Es ist natürlich jeder Fall anders und die Patienten sind die, die am Schluss entscheiden, was ihnen wichtig ist, ob sie wirklich gerne beim Arzt sind oder ob sie auch mal zu uns kommen.

Lucia: Was heisst Erfolgsquote, also wie wird das gemessen?

Lea: Das heisst, wir haben ein Reporting, in welchem wir wirklich jeden Fall aufnehmen und dort sieht man anhand von diesen Follow-up Calls, ist der Fall abschliessend in der Apotheke beraten worden oder hat der Patient oder die Patientin dann doch noch zum Hausarzt weitergeschickt werden müssen.

Lucia: Gibt es ähnliche Projekte in diese Richtung, die auch schon entstanden sind oder an welchen ihr jetzt gerade dran seid bei Medbase?

Stefan: Also das Projekt Triage und Überweisung ist, glaube ich, sicherlich einzigartig. Was wir auf dem akademischen Weg zurzeit gerade am Laufen haben, ist die P3-Studie. Das ist ein Projekt, das die Medbase zusammen mit der Universität Basel vorantreibt. Und da geht es eben genau darum, dass wir diese interprofessionelle Zusammenarbeit A fördert zwischen Arztpraxis und Apotheke und diese Zusammenarbeit dann immer wissenschaftlich evaluiert, um festzustellen, dass das tatsächlich auch wirklich was bringt, wenn Ärzte und Apotheker zusammenarbeiten. Und das ist eine gute Sache. Da läuft im Moment gerade der Pilot an vier verschiedenen Standorten. Da arbeiten zum Teil Medbase Medical Center und Medbase Apotheken zusammen. Zum Teil sind es aber auch Medbase Praxen und externe Apotheken.

Lucia: Gibt es diese Zusammenarbeit jetzt nur bei Medbase oder ist das etwas, was jetzt im gesamten Gesundheitssystem langsam ankommt?

Stefan: Ich glaube, dass die Medbase da tatsächlich eine Vorreiterrolle einnimmt und dass es das in der Form bei anderen Playern im Schweizer Gesundheitssystem wahrscheinlich noch nicht gibt bzw. noch nicht so gut und so konsequent umgesetzt.

Lea: Es ist uns aber trotzdem ganz wichtig, dass wir durch die Erfahrungen, die wir sammeln konnten, das auch mit anderen teilen. Deswegen haben wir in diesem Jahr angefangen, mit Partnerpraxen und Partnerapotheken zusammenzuarbeiten. Wir versuchen jetzt auch, über verschiedene Artikel die Projekte öffentlich zu machen, damit die Leute sehen, dass es Sinn macht und dass man es so machen und zusammen arbeiten kann.

Lucia: Es würde ja Sinn machen, dass möglichst viele mitmachen, wenn man das Gesundheitssystem entlasten will. Wir machen eine erste Runde mit einer Frage, die wir im Körbchen haben, die ihr ziehen könnt. Bitte, Stefan.

Stefan: Sehr gerne. Wir fangen gleich an, Lea. Parat? Ja. Welchen Berufswunsch hattest du mit zehn?

Lea: Ich wollte Modedesignerin werden und habe jeden Abend bis um elf Uhr gezeichnet. Jetzt nimmt es mich aber auch wunder. Was wolltest du mit zehn werden?

Stefan: Mit zehn Jahren wollte ich noch Pfarrer werden.

Lucia: Wie habt ihr den Weg dorthin geschafft, wo ihr jetzt seid?

Lea: Ich habe im Gymnasium gemerkt, dass Chemie mir liegt und vieles andere nicht. Dann wollte ich Chemie studieren, ging aber an die ETH, an eine Infoveranstaltung. Ich war natürlich viel zu früh dort. Dann lernte ich jemanden kennen, der sagte, ich solle mit in die Pharmazie gehen, ich hatte ja eh nichts Besseres zu tun. Dort packte es mich. Dort erzählten sie, wie man Chemie und das Arbeiten mit Menschen verbinden kann. Und die Vorstellung, dass ich als Laborratte da bin, war auch nicht meine Traumvorstellung. Dann war für mich klar, dass ich Apothekerin werde.

Stefan: Bei mir war es die holde Weiblichkeit. Ich habe dann mit 13, 14 entdeckt, dass es ausser den Männern und den Buben noch ein anderes Geschlecht gibt. Für mich war dann klar, dass ein Leben im Zölibat als katholischer Priester für mich nicht in Frage kommt. Ich habe mich dann voller Kraft auf meinen nächsten Berufswunsch fokussiert. Ich wollte dann Musiker werden und bin dann eigentlich konsequent den Weg gegangen. Und habe aber dann im Zivildienst in einem Kinderspital arbeiten dürfen. In Deutschland musste man damals entweder zum Militär oder einen Zivildienst ableisten, 18 Monate. Ich bin dann im Kinderspital gelandet und habe da einen sehr netten Arzt kennengelernt, der mich protegiert hat und gefördert hat und mir sehr viel gezeigt und erklärt hat. Und dann war die Entscheidung schon fast da, Medizin zu studieren. Und den endgültigen Impetus in Richtung Medizinstudium, den habe ich dann während eines Auslandsaufenthaltes in Uganda, in Ostafrika bekommen, als ich einen alten englischen Kolonialarzt kennengelernt habe, der mich da mit auf die Reise genommen hat mit seinem alten Land Rover durch die Dörfer und in den Dörfern da Sprechstunde abgehalten hat. Und das hat mich so dermassen beeindruckt, dass ich dann gesagt habe, okay, das ist das, was ich in Zukunft machen will und bin dann zurückgekommen aus Uganda, bin in München praktisch vom Flughafen an die Universität gegangen, habe am Eignungstest teilgenommen, habe den bestanden und habe einen Studienplatz bekommen.

Lucia: Jetzt haben wir noch eine Frage von dir, Lea.

Lea: Was würdest du Stefan einem jungen Menschen raten, der Arzt werden möchte?

Stefan: Mach das. Du hast dich für den schönsten Beruf der Welt entschieden. Geh deinen Weg. Lass dich nicht von aussen beeinflussen. Verliere nie die Freude an deinem Beruf. Verliere nie die Neugier. Verliere nie das Interesse für deine Menschen, für deine Mitmenschen, für deine Patienten. Und mach das. Just do it, sagt man neudeutsch, glaube ich.

Lucia: Vielleicht können wir bei diesem Thema bleiben, Aus- und Weiterbildung junger Berufseinsteiger. Noch zu deinem Beruf, Lea, Apothekerin. Wie hat sich der in der Zeit gewandelt, in der du das machst? Das sind ja jetzt schon fast 20 Jahre.

Lea: Es hat sich extrem gewandelt. Zuerst kam der Schock nach dem Studium, was man dann effektiv in der Apotheke machen darf. Dass man in eine unsympathische Kontrollfunktion kommt, wenn man die Rezepte anschauen muss und den Arzt anrufen darf. Das war nicht immer so angenehm. Über die knapp 20 Jahre gab es bei uns einen Wandel, bei dem wir uns spezialisiert haben. Wir bekamen einen ganz anderen Blickwinkel auf die Haut. Wir lernten jeden Fall, jeden Hautfall auch im Beratungsraum genauer anzuschauen, zu fotografieren, anzufassen. Das heisst, wir sind von dieser Theke weggekommen und haben uns in eine andere Richtung begeben und haben aber trotzdem immer die Möglichkeit, zu sagen, ich weiss nicht weiter, ich finde es wichtig, dass Sie zum Arzt gehen. Das ist das, was ich jetzt noch schön finde bei uns. Und ich denke immer, was macht ein Arzt, wenn er nicht weiter weiss? Da haben wir natürlich einen eleganten Ausweg. Auch sonst muss ich sagen, je mehr man weiss und je mehr man mit den Kunden oder den Patienten spricht, desto mehr kann man herausfinden und desto spannender werden die Gespräche und die Fälle. Das ist das, was ich jungen Apothekern mit auf den Weg geben will. Wir gestalten, wie es in der Apotheke zu und her geht. Die Kundinnen erwarten es nicht und können uns ganz interessante Dinge erzählen, die uns helfen, uns weiterzuentwickeln.

Lucia: Eine Frage an dich kam, Stefan, was macht ein Arzt, wenn er nicht mehr weiter weiss?

Stefan: Er ruft in der Apotheke an. Aber das darf ich nicht öffentlich sagen. Nein, aber es ist tatsächlich so, ganz im Ernst, die Rolle vom Arzt hat sich ganz entscheidend gewandelt. Früher war der Arzt tatsächlich der Halbgott in Weiss und es wurde angenommen von Patientinnen und Patienten, der Arzt muss alles wissen. Aber der Arzt kann nicht alles wissen. Das ist ein Mythos, das stimmt einfach nicht mehr. Und deswegen ist es wichtig, dass man sich dann die Hilfe holt, wenn man sie braucht und wo man sie kriegen kann. Und da ist einmal natürlich die Apotheke ein Weg, ganz klar, oder? Warum nicht die Kompetenz der Apotheke nutzen, wenn es um Medikamente geht? Und das andere ist tatsächlich auch ein Vorteil, zum Beispiel bei Medbase: die Arbeit in der Gruppenpraxis. Ich bin nicht mehr alleine, sondern ich habe fünf, sechs, sieben Kolleginnen und Kollegen, die ich fragen kann, wenn ich nicht mehr weiter weiss. Und das hilft mir sehr.

Lucia: Da sind wir wieder bei der interprofessionellen Zusammenarbeit. Wenn man zusammenarbeitet, kann man das beste Resultat erreichen. Das sieht man auch bei vielen anderen Berufen und Richtungen. Wir machen weiter mit einer Frage. Es hat noch ein paar im Körbchen. Vielleicht zuerst Lea.

Lea: In welchen Fällen gehst du die Extrameile?

Stefan: Oh, das ist eine schwierige Frage. Wenn es sie braucht. Ganz einfach, wenn ich das Gefühl habe, es ist nötig, ein Ziel zu erreichen, sei es im persönlichen Bereich oder im beruflichen Bereich, dann glaube ich, bin ich durchaus bereit, dann ein Scheit mehr ins Feuer zu legen und die Extrameile noch zu gehen.

Lucia: Vielleicht die gleiche Frage zurück an dich, Lea.

Lea: Ich gehe die Extrameile, wenn ich an etwas glaube. Egal, was die anderen sagen. Wenn mir das Gefühl sagt, es lohne sich, und das hat sich auch schon oft bewährt, dass man einfach dranbleibt. Denn viele sehen nicht über den Tellerrand hinaus. Dann ist es auch schön, wenn man nach ein paar Jahren sagt, man habe es gesagt. Eine Situation, in der ich auch gemerkt habe - das ist aber auch schon länger her - dass es sich lohnt, dran zu bleiben, so à la “der stete Tropfen höhlt den Stein”, das war wirklich auch so: Wir haben regelmässig Audits in Heimen, die wir beliefern. Und dort kommt man immer wieder in Kontakt mit den Pflegeleiterinnen. die eigentlich sehr gerne mit der Apotheke zusammenarbeiten würden. Aber meistens ist da ein übergeordneter Heimleiter oder so, der seine Struktur hat, seine eingefahrenen Ideen. Und dann habe ich mir früher immer gesagt, ja, der ist vielleicht etwa 20 Jahre älter als ich. Das heisst, ich bleibe dran. Irgendwann ist er weg und ich bin noch da. Und das hat sich mittlerweile wirklich so gezeigt.

Lucia: Also dranbleiben. Dann wärst du noch dran mit der nächsten Frage, Stefan.

Stefan: Was bedeutet für dich Teamgeist?

Lea: Teamgeist. Das bedeutet für mich, dass wir auch, wenn wir nicht alle genau dasselbe denken, aber einander eine Chance geben wollen, etwas zu realisieren, zusammenhalten und einander unterstützen.

Stefan: Schön. Klingt gut.

Lea: Was bedeutet es für dich?

Stefan: «Team» bedeutet für mich eben nicht «toll, ein anderer macht es», sondern «Teamgeist» bedeutet für mich wirklich, dass man zusammenhält, dass man durch dick und dünn geht, wenn man an eine Sache glaubt, wenn man das Ziel vor Augen hat, dass man das zusammen erreicht.

Lucia: Ich möchte noch ein wenig auf euren Berufsalltag eingehen. Wir haben ihn am Anfang schon kurz angesprochen. Ihr habt beide so viele Aufgaben und macht in verschiedensten Projekten mit. Wie schafft ihr es da, im Rhythmus zu bleiben?

Stefan: Jeden Tag so nehmen, wie er kommt. Jeden Tag das Beste geben. Jeden Tag im Job das zu tun, was nötig ist. Und dann aber in der Zeit ausserhalb vom Job den Job auch Job sein lassen und bei meinen Hobbys Kraft tanken.

Lea: Für mich ist wichtig: genug Schlaf. Und auch die Freizeit. Dass man dort wirklich abschalten kann. Und ich finde, auch wenn es viel ist, es sind so spannende Projekte. Und ich denke jedes Mal, wenn ich das nicht mache, dann macht es niemand. Und das gibt einem dann auch die extra Energie, die sonst vielleicht fehlen würde.

Stefan: Genau, und dann ist es schon so, dass für mich zum Beispiel mein Beruf tatsächlich noch eine Berufung ist, im wahrsten Sinn des Wortes, und eben nicht einfach nur ein Job. Ich mache jetzt auch seit 20 Jahren in der Patientenversorgung meine Arbeit immer noch gern und habe Freude und erlebe immer noch viel Bewegendes. Und insofern ist es für mich nicht wahnsinnig schwierig, im Rhythmus zu bleiben.

Lucia: Du machst zurzeit noch ein Fernstudium zum Master of Science in Public Health. Warum hast du dich entschieden, das noch zu machen und in deine Laufbahn einzubinden?

Stefan: Weil das ein Fachgebiet ist, das mich schon seit langem sehr fasziniert hat, sehr interessiert hat. Beim öffentlichen Gesundheitswesen geht es weniger um den individualmedizinischen Ansatz, das heisst, wie mache ich Herrn Mayer gesund. Es geht darum, wie Gesundheitssysteme gestaltet sein müssen, dass Herr Mayer überhaupt nicht krank wird. hat natürlich auch sehr viel mit Interprofessionalität und interdisziplinärem Arbeiten zu tun. Im Bereich von Public Health arbeiten Epidemiologen, Psychologen, Mediziner, aber auch Apothekerinnen zusammen und das passt eigentlich ganz hervorragend zu meinem Portfolio und das ist ein Fachgebiet, in dem ich mich sehr wohl fühle und deswegen habe ich mich entschlossen, das Studium noch eben auf meine Visitenkarte dann aufzubringen, aufzuschreiben.

Lucia: Wenn wir nochmal zu dieser interprofessionellen Zusammenarbeit zurückkommen, was sind noch Projekte oder Konzepte, die man noch umsetzen müsste oder über die wir vielleicht auch noch nicht gesprochen haben, die vielleicht für das ganze Gesundheitssystem wichtig wären?

Stefan: Wie wäre es mit unseren Mini-Praktika, Lea? Magst du da etwas erzählen?

chings. Das haben wir im Jahr:

Stefan: Und ich glaube, wenn ich da noch kurz einhaken darf, dass es nicht nur einseitige Sache ist, sondern es ist auch was eben, wo wir in der Medizin als Ärzte sehr viel mitnehmen können. Und das ist auch etwas, was bis jetzt eigentlich eher so hinter verschlossenen Türen stattgefunden hat. Und dass wir da eine Vorreiterrolle machen können und machen dürfen, das ist, glaube ich, schon eine sehr gute Sache.

Lucia: Und in welchen Bereichen müsste noch viel passieren im Gesundheitssystem, damit die Qualität für den Patienten und das System besser wird?

Lea: Also ich sage jetzt mal, in der Apotheke ist man jetzt schon so weit, dass man sich wirklich auch entsprechend weiterbildet, um eben diese unkomplizierten, akuten Beschwerden auch richtig zu behandeln und zu beraten. Ich glaube, was es hier noch mehr braucht, ist, dass auch Kunden oder Patienten davon erfahren, dass man das überhaupt machen kann. Und etwas, das uns auch helfen würde, ist natürlich, wenn die Krankenkassen das auch akzeptieren würden, dass wir die Fälle abschliessend beraten können und auch entsprechend das zum Beispiel von der Grundversicherung übernommen werden würde.

Stefan: Genau, ich glaube, es ist auch ganz wichtig, dass wir das, was wir bis jetzt erreicht haben, an die Öffentlichkeit bringen, dass die PatientInnen das wissen, dass das möglich ist und im Ausblick auf die Zukunft ist, dass wir uns auf dem bisher Erreichten nicht ausruhen, sondern unseren Weg konsequent weitergehen. Und das ist mein ganz persönliches Credo. Ich glaube ganz fest daran, dass wir als Medbase bzw. als wichtige Akteure im Schweizer Gesundheitssystem nur dann auf Dauer überleben können, wenn wir interprofessionell arbeiten. Das ist so einfach, wie es in der Realität dann schwierig ist. Aber ich glaube, wir müssen den Auftrag, den wir haben, die beste Medizin für unsere Patienten bieten, einfach miteinander umsetzen. Und ob das jetzt eine Advanced Practice Nurse, ein Physiotherapeut oder eine Apothekerin oder ein Arzt ist, spielt weniger eine Rolle. Sondern ich glaube, es kommt darauf an, dass wir uns wirklich als Behandlungseinheit verstehen und damit das Beste für den Patienten rausholen.

Lucia: Stefan Maydl und Lea Broggini, ich bedanke mich bei euch herzlich für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft bei Medbase.

Lea, Stefan: Danke, Lucia.

«Medbase im Dialog – zwei Perspektiven, eine Leidenschaft». Das ist ein Podcast der Medbase Gruppe, produziert von der Podcastschmiede. Mein Name ist Lucia Vasella. Alle Episoden von «Medbase im Dialog» findest du auf Spotify, Apple Podcasts und allen gängigen Podcastplattformen oder auf www.medbase.ch/podcast.

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