Hier gehts zum Trauermanager, der kompakten Vorbereitung für Führungskräfte
Stefan Hund teilt mit uns seine Erfahrungen mit dem Tod seiner Hunde, die nicht nur Haustiere, sondern wahre Familienmitglieder waren. Er beleuchtet die tiefe Trauer, die der Verlust eines tierischen Begleiters auslöst, und diskutiert, wie wichtig es ist, diesen Schmerz sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext ernst zu nehmen. Stefan bietet Einblicke darin, wie er seit seiner Kindheit mit Verlust umgegangen ist und wie seine beruflichen Erfahrungen als Klinikpfarrer seine Sicht auf den Umgang mit Trauer geprägt haben. Abschließend spricht er darüber, welche Unterstützung trauernde Mitarbeiter benötigen und wie Führungskräfte angemessen reagieren sollten. Ein bewegendes Thema, das viele von uns betrifft und zum Nachdenken anregt.
(C) Trauermanager.de Aufnahme 24/05
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Gestern ist mein Hund gestorben. Wenn
Speaker:dir das dein Mitarbeiter in der Frühbesprechung
Speaker:sagt, dann solltest du als Führungskraft sehr genau
Speaker:hinhören, warum das so ist Und
Speaker:welche Möglichkeiten der Reaktion du hast, darum geht es
Speaker:im heutigen Podcast. Regelmäßig bekomme ich
Speaker:auf LinkedIn Beiträge angezeigt, wo es darum geht,
Speaker:dass es einen Bürohund gegeben hat, der aber schon
Speaker:sehr alt war und der gestorben ist.
Speaker:Und zum einen trauern in diesem Moment die
Speaker:Besitzer und zum anderen aber auch die Kolleginnen
Speaker:und Kollegen im Büro.
Speaker:Da ich in diesen Beiträgen schon öfters gemagert worden bin und
Speaker:gebeten worden bin, was dazu zu sagen, habe ich gesagt, ich mache einfach mal eine
Speaker:Podcast-Folge. Seit meiner Kindheit hatte ich
Speaker:regelmäßig Hunde mich herum. Ein Boxer, ein Border
Speaker:Collie, Herdenhütehunde, aber auch Herdenschutzhunde.
Speaker:Sie waren immer ein Teil meiner Familie.
Speaker:Einige sogar ab kurz nach der Geburt, also als ganz kleine
Speaker:Welpen, acht Wochen und dann nach
Speaker:jeweils mehr als zwölf Jahren bis hin zu 17 Jahren
Speaker:hieß es Abschied nehmen. Du musst wissen
Speaker:von mir zwei Dinge. Ich bin auf dem Land aufgewachsen in einem
Speaker:Pfarrhaus und hier war natürlich durch die Beerdigungen und Aussignungen
Speaker:oder auch die Informationen, wer schon wieder lang gelegen hat.
Speaker:Und auf den Bauernhöfen, da wurde gekalbt und da
Speaker:wurde auch geschlachtet, das volle Leben eben.
Speaker:Ja, da war das Thema Trauer,
Speaker:Abschied Gegenwärtig. Viele
Speaker:Menschen, die ich heute treffe, waren noch nie
Speaker:bei einem Sterbeprozess dabei. Ich war ja sechs Jahre
Speaker:lang Klinikpfarrer und wenn ich einfach überlege, wie
Speaker:viele Menschen die 40 im Krankenhaus
Speaker:das erste mal dabei gewesen sind als eben halt ein
Speaker:Verwandter häufig die Eltern gestorben sind und
Speaker:was das mit den Einzelnen gemacht
Speaker:hat das haut richtig rein. Nicht
Speaker:dass ich so was toll finden würde, aber
Speaker:mich erschreckt dieses Sterben nicht, weil es für
Speaker:mich zum Leben dazugehört. Und jene, die
Speaker:das das erste Mal durchleben. Und das vielleicht sogar noch
Speaker:allein mit dem Haustier. Das
Speaker:ist ja eine heftige Erfahrung.
Speaker:Klar, mir und uns war von Anfang an klar,
Speaker:dieser Moment wird einmal kommen. Früher
Speaker:oder später. Nun, bei uns sind alle Hunde
Speaker:alt geworden und waren zum Schluss auch über mehrere Monate
Speaker:vom Krebs gezeichnet. Und dann
Speaker:kam dieser Moment, wo es wie ein stilles und trotzdem
Speaker:vernehmbares Einverständnis aussah,
Speaker:dass der Zeitpunkt für den Weg über die Regenbogenbrücke
Speaker:ansteht.
Speaker:Und wir die Unterstützung eines Tierarztes in Anspruch
Speaker:genommen haben. Klar, In diesem
Speaker:Moment war Trauer angesagt. Zugleich
Speaker:haben wir aber auch schon seit Wochen Abschied genommen
Speaker:und den Abschied kommen sehen und konnten uns so
Speaker:darauf vorbereiten. Hunde
Speaker:wurden immer weniger, waren immer weniger präsent,
Speaker:nahmen immer weniger teil
Speaker:und somit wurden sie auch schon ein Teil der Erinnerung.
Speaker:Etwas, was auch nicht zu unterschätzen war
Speaker:in dieser Sache, wir waren immer mehrere
Speaker:Personen in unserem Haushalt.
Speaker:Wir hatten bei der Technischen Hochschule in Würzburg
Speaker:eine Untersuchung in Auftrag gegeben.
Speaker:2023 wurde diese veröffentlicht. Und was uns
Speaker:im ersten Moment überraschte und
Speaker:zugleich auch wiederum nicht mehr überraschte,
Speaker:Auf die Frage, was bei Mitarbeitern heftige
Speaker:Trauer ausgelöst hat, hat fast jede vierte
Speaker:Führungskraft in einem Freifeld Haustier
Speaker:angegeben. Ein Familienmitglied,
Speaker:so sage ich, ist gestorben und damit auch eine
Speaker:besondere Beziehung zu Ende gegangen. Trauer ist angesagt,
Speaker:genauso wie bei allen anderen Familienmitgliedern.
Speaker:Und zusätzlich war man außerdem noch die ganze
Speaker:Zeit beim Sterben dabei. Möglicherweise
Speaker:sogar das allererste Mal im Leben.
Speaker:Vielleicht ist es auch noch das Haustier
Speaker:bei einem allein lebenden Mitarbeiter oder einer allein lebenden
Speaker:Mitarbeiterin der einzige dauerhafte Bezugspunkt
Speaker:und der stirbt langsam weg und du musst zugucken
Speaker:bis es soweit ist. Das Tier wird
Speaker:nachher entweder auf dem Tierfriedhof beigesetzt
Speaker:oder auch die Asche vielleicht an seinem Lieblingsplatz
Speaker:verstreut. Dann kann auch etwas
Speaker:ja wirklich zu Ende gehen. Dann kommen die Erinnerungen hoch,
Speaker:wie das sonderbare Gefühl, da ist keiner mehr
Speaker:da, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.
Speaker:Und wenn dann natürlich noch einer kommt, hol dir einfach einen
Speaker:neuen Hund aus dem Tierheim, da gibt es noch so viele, die warten.
Speaker:Tschuldigung, das ist ein Affront. Auch
Speaker:hier brauche ich als trauernder Zeit
Speaker:einerseits das alles zu organisieren, aber auch
Speaker:mich zu erinnern an das Schöne Gemeinsame.
Speaker:Und dann gilt es sich neu zu positionieren.
Speaker:Wer bin ich, wenn du, in diesem Fall der
Speaker:Hund oder die Katze, mit einem mehrfachen
Speaker:Gassigang am Tag oder auch der Bürohund nicht mehr da
Speaker:ist. Das muss alles erst einmal
Speaker:sacken dürfen.
Speaker:Und die meisten haben da erstmal
Speaker:emotionales Chaos, Verletztheit,
Speaker:Abschied. Ist doch klar, in dem
Speaker:Moment kann sich erstmal jemand, dem hier
Speaker:ein ganz wichtiger Teil seines Lebens wegbricht,
Speaker:nicht unbedingt auf die Arbeit konzentrieren. Es passieren Flüchtigkeitsfehler.
Speaker:Oder man ist gerade mal in Gedanken woanders und merkt,
Speaker:ist die Zeit wirklich eine halbe Stunde später? Oder
Speaker:Ja, dann kommt mal die ein oder andere
Speaker:Bemerkung, die einen dann wieder reinreißt, sei
Speaker:es in die Richtung, dass sie einfach die Wunde,
Speaker:wo sie schon ein bisschen zugewachsen
Speaker:ist, wieder aufgerissen wird oder wo man nur noch
Speaker:denkt, du, ähm, ja,
Speaker:hättest doch die Klappe gehalten.
Speaker:Diese Trauer, diese Transformationszeit,
Speaker:bedeutet im Arbeitskontext immer wieder auch
Speaker:Traurigkeit, Denk- und Trauerpausen.
Speaker:Abhängig davon auch was kommuniziert ist
Speaker:und kommuniziert werden darf. Je besser die
Speaker:Absprachen, die die Führungskraft steuert,
Speaker:je besser die Unterstützung, passender, da muss man genau
Speaker:nachfragen, und das Verständnis von außen ist,
Speaker:desto schneller wird sich das gewohnte Leben wieder
Speaker:einstellen. Das heißt nicht, dass damit
Speaker:die Trauer vorbei ist. Die wird immer bleiben.
Speaker:Man wird sich immer noch an den Hund oder die
Speaker:Katze, wie sie da rumgetollt sind, erinnern.
Speaker:Zu Hause stehen immer noch mal die Packungen mit dem Hundefutter
Speaker:oder der Platz, wo die ganze Zeit das Tier gelegen
Speaker:hat. Ja, aber
Speaker:man darf es in diesem Moment schon etwas verabschieden.
Speaker:Trauer und Abschied gehören genauso wie Geburt und
Speaker:das Begrüßen zum Leben dazu.
Speaker:Und deshalb ist es in dem Moment
Speaker:ganz wichtig, wenn du als Führungskraft
Speaker:fragst, was brauchst du, liebe Mitarbeiter, liebe
Speaker:Mitarbeiterinnen in diesem Moment? Brauchst du vielleicht
Speaker:auch mal einen Moment ausbezahlter
Speaker:Auszeit. Bleibst einfach mal zu Hause, können
Speaker:wir dich aber anrufen. Oder was
Speaker:sonst noch alles möglich ist.
Speaker:Was auf keinen Fall sein sollte, ist dieses ganze
Speaker:Thema zu unterschätzen im Sinne von es war doch nur ein
Speaker:Tier. Wer in diese
Speaker:Richtung argumentiert, hat meistens den
Speaker:Mitarbeiter nachher mindestens nicht mehr auf seiner Seite,
Speaker:sondern dann geht ein möglicherweise erst
Speaker:mal kaum sichtbarer Haarriss in die Beziehung
Speaker:rein. Und dann kommt irgendeine andere
Speaker:Begebenheit und dann kommt es zu dem
Speaker:Punkt, dass der Riss weiter aufgeht.
Speaker:Ja und das nagt an der Beziehung
Speaker:und Wir wissen an dieser Stelle alle, dass ja
Speaker:Mitarbeiter in erster Linie
Speaker:auch wegen dem Verhältnis zur
Speaker:Führungskraft gehen. Wenn aber du
Speaker:als Führungskraft da psychologische Sicherheit bieten
Speaker:kannst und unterstützt, dann wird das
Speaker:euer Verhältnis mit Sicherheit stärken.
Speaker:So viel meine Gedanken heute zum Thema mein
Speaker:Bürohund oder eben halt
Speaker:mein täglicher Begleiter als Katze, als Hund,
Speaker:lebt nicht mehr. Hat
Speaker:diese Folge einen Impuls bei dir ausgelöst?
Speaker:Möchtest du mir gerne etwas mitteilen?
Speaker:Dann freue ich mich auf deine Mail unter podcast-trauer-manager.de.
Speaker:Hast du vielleicht eine eigene Frage, etwas was sich die ganze
Speaker:Zeit schon bewegt rund das Thema Trauer im
Speaker:Unternehmenskontext, dann schreibe mir auf die gleiche E-Mail-Adresse
Speaker:und ich schaue, ob ich dazu auch mal eine Podcast-Folge mache.
Speaker:Ich wünsche dir nun die Gelassenheit, mit dem Thema Trauer
Speaker:gut umzugehen. Trauer, der wichtigste
Speaker:Teil dabei ist immer die Transformation. Wer bin
Speaker:ich, wenn du nicht mehr bist? Alles
Speaker:andere gehört zum Leben dazu. Untertitel von
Speaker:Stephanie Geiges