Michael Schurr ist Gast im Trauermanager Podcast bei Stefan Hund
Unser Gast, Michael Schurr hat zweimal je seine Partnerin betrauern müssen. Er bringt nicht nur seine sehr persönlichen Erfahrungen mit Trauer ein, sondern auch seine Expertise als Führungskraft im Bereich Arbeitssicherheit.
Gemeinsam beleuchten wir, warum viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, echte Hilfe anzubieten, und wie Führungskräfte mit Einfühlungsvermögen und einfachen Gesten den entscheidenden Unterschied machen können.
Bleiben Sie dran für tiefgehende Einblicke und praktische Ratschläge, wie Sie als Führungskraft oder Kollege in schweren Zeiten unterstützen können.
Kontakt: https://www.LQ4you.de https://www.linkedin.com/in/michael-schurr/
Danke Dir, Michael
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Mentioned in this episode:
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Leistungskiller Trauer. Wie Führungskräfte
Speaker:echte Hilfe anbieten oder eben halt durch
Speaker:Floskeln alles schlimmer machen. Darum geht
Speaker:es heute und mein heutiger Podcastgast
Speaker:ist Michael Schur. Lieber Michael, ganz
Speaker:herzlich willkommen. Ja, ebenfalls, grüß
Speaker:Gott. Du bist ja einerseits jemand, der
Speaker:ist durch die Trauer nicht nur einmal gegangen. Du kennst die Seite der
Speaker:Trauernden und du kennst die Seite der Führungskraft.
Speaker:Und du kommst an dieser Stelle auch aus dem Bereich der
Speaker:Arbeitssicherheit, bist im VDSI
Speaker:und dort an maßgeblicher Führungsrolle.
Speaker:Ja, wie ist das? Trauernde
Speaker:Mitarbeiter, wenn die zurück ins Büro kommen, warum
Speaker:scheitern Unternehmen immer noch daran, mit echten Verlusten
Speaker:umzugehen?
Speaker:Ja, das mit echten Verlusten umzugehen, glaube ich, ist
Speaker:immer dann ein Problem, weil es ja ganz
Speaker:plötzlich kommt. Es gibt natürlich Situationen,
Speaker:gerade was ältere Mitarbeiter angeht, wo das sich ankündigt,
Speaker:aber auch da ist es ganz plötzlich.
Speaker:Und die eigentliche Phase, wo Betriebe eigentlich schon wach sein
Speaker:sollten, ist im Vorfeld. Dass sie vorbereitet
Speaker:sind. Und Führungskräfte ebenfalls. Ich
Speaker:war jetzt nicht vorbereitet, als sozusagen nach
Speaker:13 Tagen meine erste Freundin, Lebens- und
Speaker:Liebenspartnerin plötzlich verstarb und ich alleine da
Speaker:stand und abends nach Hause kam
Speaker:und dann sogar
Speaker:mein Betrieb in dem ich damals angestellt war, ich wollte mich mit ihr aber
Speaker:selbstständig machen, damals
Speaker:1994 sagte, dass ich unverheiratet nicht mal
Speaker:zur Beerdigung gehen durfte.
Speaker:Die Führungskraft hat aber etwas gemacht, als
Speaker:ich, ich glaube, Stands ins Gesicht geschrieben,
Speaker:gesagt hat, ich weiß von nichts. Ja, ich
Speaker:weiß von nichts. Und wir das
Speaker:einfach so geregelt haben. Das heißt, eine Führungskraft
Speaker:hat da auch immer die Möglichkeit individuell zu
Speaker:reagieren und reagieren heißt auch schon
Speaker:in Situationen wie ich 13 Tage dann immer
Speaker:in die Intensivstation vor der Arbeit, nach der
Speaker:Arbeit da schon Unterstützung zu
Speaker:leisten vorausgesetzt und das macht es natürlich
Speaker:deutlich, wenn das Vertrauensverhältnis da ist.
Speaker:Das bedeutet aber, dass man eine Offenheit hat und diese
Speaker:Offenheit gilt nicht nur für Trauer, aber besonders für Trauer,
Speaker:weil genau in diesem Moment Verständnis einer der
Speaker:wertvollsten Dinge sind. Und manchmal sind es nicht
Speaker:die Worte, sondern die Gesten, wie wenn jemand
Speaker:einfach nur merkt, dass jemand traurig ist und einfach
Speaker:jemand demjenigen die Hand in den Rücken
Speaker:gibt und ihn sozusagen aufrichtet.
Speaker:Und Manchmal ist auch eher
Speaker:angesagt, wie mir sehr gut getan hat,
Speaker:dass jemand einfach über seine eigene Betroffenheit spricht.
Speaker:Da packe ich gerade mal nach. Manchmal hast du ja auch diese
Speaker:Situation, da erzählt einer, ich bin traurig, weil
Speaker:mein Partner oder möglicherweise mein Haustier oder wie auch immer gestorben
Speaker:ist. Und dann kommt eine Führungskraft, die sagt, und ich habe auch.
Speaker:Und die nächsten 20 Minuten sind der Führungskraft.
Speaker:Nein, das, das, das,
Speaker:da ist die, in der Kürze, wie so schön, liegt die
Speaker:Würze. Da reicht eigentlich
Speaker:der Opener zu sagen, ja das kann ich sehr gut nachvollziehen,
Speaker:weil ich in einer ähnlichen Situation bin und
Speaker:wie kann ich denn für dich jetzt eine Hilfe sein?
Speaker:Was brauchst du denn jetzt? Und
Speaker:dann wer fragt, führt. Also genau da
Speaker:nicht sozusagen, hey ich habe das alles und
Speaker:ja und einen Schlag, einen Ratschlag zu geben,
Speaker:sondern entscheidend ist da zu sagen, ja ich verstehe
Speaker:das, Ich bin da und was
Speaker:braucht es vielleicht jetzt gerade? Wie können wir dich
Speaker:vielleicht im Team entlasten? Wie können wir
Speaker:eventuell auch ganz bestimmten Support
Speaker:leisten? Also so Dinge wie
Speaker:man sitzt ja dann da und schreibt die Trauerkarten oder sonst
Speaker:was, können wir da eventuell einfach was über
Speaker:unseren Drucker rauslassen? Oder
Speaker:was auch immer. Das sind so Kleinigkeiten, die
Speaker:so unheimlich wertvoll sind, an die man vielleicht
Speaker:gar nicht denkt, die aber in dem Moment Anteilnahme
Speaker:als Anteil, ein Teil dran anhaben.
Speaker:Einfach viel mehr wert ist, wie Begriffe,
Speaker:die wir alle kennen, mein Beileid, und
Speaker:ja, ich weiß, die Zeit halt wunden. Also all
Speaker:solche Sprüche, die einem nicht wirklich helfen,
Speaker:weil Trauer ist, und das ist glaube ich einer der
Speaker:wichtigsten Dinge, die ich in meinem Leben gelernt habe, weil ich bin mehrfach davon
Speaker:betroffen, zweifach auch so gesehen, auch wenn ich nicht verheiratet
Speaker:oder Witwer bin. Ich habe auch meinen Bruder verloren und auch
Speaker:inzwischen alle meine Eltern.
Speaker:Trauer ist etwas, was nicht bestellt wird
Speaker:einerseits und andererseits Trauer kommt, wenn sie möchte.
Speaker:Und allein da schon diesen Moment zu akzeptieren,
Speaker:dass jemand jetzt einfach gerade vielleicht
Speaker:so einen Moment hat, wo das einfach kommt und die anderen einfach
Speaker:da sind, vielleicht manchmal ruhig sind oder
Speaker:einfach nur mit etwas Kleinem, sei es, soll ich dir einen
Speaker:Kaffee bringen oder ein Wasser oder
Speaker:was auch immer. Es sind nicht diese
Speaker:großen Sätze oder diese schweren
Speaker:Dinge, sondern es sind die kleinen Dinge, die einem
Speaker:dann einfach helfen. Und auch einfach wirklich helfen in
Speaker:Form, dass jemand einfach Kompetenzen hat, die es dann braucht.
Speaker:Das sind meiner Ansicht nach die besten Dinge und vorbereitet ist,
Speaker:glaube ich, das Wichtigste. Dass Menschen,
Speaker:und da will ich ja auch beitragen dazu, dass Trauer nicht
Speaker:tabuisiert wird, sondern dass Trauer etwas ist, was
Speaker:dazugehört und wir selber auch mal jemand sind,
Speaker:wenn er geht, jemand traurig machen wird.
Speaker:Und diesen Abschied vielleicht auch vorbereitet, wenn man diese Möglichkeiten
Speaker:hat. Aber oftmals sind es auch Dinge, ich kann nur kurz von
Speaker:einem Moment erzählen, dass ich quer durch Deutschland fuhr bei dem ersten
Speaker:Trauerfall für ein Trauerseminar in
Speaker:Freiburg. Ich bin damals im Bäder-Trajektat Oehnhausen
Speaker:und bin da durchgeprettert und bin dann in den Paulus-Saal und wollte
Speaker:hoch. Trauerseminar hieß das doch und wollte den oberen
Speaker:Stock. Und jemand unten an der Eingangstür
Speaker:vom Paulussaal, der ja fast 800 Leute,
Speaker:fragte mich dann, wo ich hinwolle.
Speaker:Ja zu dem Trauerseminar. Ja Das findet hier statt. Und der
Speaker:Moment, wo die Tür aufgeht und ich mit 800 Leuten in einem
Speaker:Raum stand. Du glaubst nicht,
Speaker:was das mit mir machte. Und der
Speaker:Referent auch, der zum Beispiel sagte, ja, der hat
Speaker:verglichen Trauer in einem Dorf in Griechenland,
Speaker:in Athen und in Essen. Aber er hat deutlich
Speaker:gemacht, dass seine eigene Trauer noch bedeutsamer ist, weil sein
Speaker:Kind krank ist und sich nie normal entwickelt wie ein anderes.
Speaker:Aber dass 800 Leute miteinander trauern können
Speaker:in Form von dessen, dass da die Mutter ist, die ihr
Speaker:Kind im Kindbett verloren hat oder in irgendeiner
Speaker:Phase der Kindheit, das denkt man
Speaker:nicht. Und das hat man auch nicht präsent. Und genau
Speaker:das geht es, dass diese Dinge ebenfalls passieren können. Und dann brauchen
Speaker:diese Menschen Verständnis. Und das ist einfach
Speaker:oftmals, dieses Verständnis. Und eine Führungskraft
Speaker:sollte da,
Speaker:ja es klingt so scheiße, einfach klingend
Speaker:und so schwer manchmal zu machen, zu sagen, einfach aus seinem
Speaker:Herzen heraus als Mensch dem anderen Menschen,
Speaker:egal ob es der Unternehmer, die Führungskraft oder der Mitarbeiter ist,
Speaker:dem Mensch als Mensch begegnen. Und dann glaube ich, ist schon mal was
Speaker:ganz Wichtiges passiert. Mehr Verständnis vertrauen,
Speaker:ganz früh schon reagieren, kleine Angebote
Speaker:über Fragen machen. Das glaube ich bringt am meisten. Aber
Speaker:viele sind ja da eigentlich auch überfordert. Zumal,
Speaker:wenn ich mir so die letzten 40, 50 Jahre
Speaker:angucke, Es stirbt ja keiner mehr zu Hause. Man stirbt ja in
Speaker:der Regel im Krankenhaus, im Altersheim, im Hospiz. Das heißt
Speaker:also, der Tod begegnet einem nur
Speaker:bruchstückhaft und Führungskräften
Speaker:in der Regel eigentlich erstmal gar nicht, weil ja manche auch immer noch
Speaker:dem alten Satz aufhängen Dienst ist Dienst und
Speaker:Schnaps ist Schnaps nach dem Motto, wenn du trauerst, dann geh nach Hause
Speaker:und wenn es wieder vorbei ist, kannst du wieder kommen.
Speaker:Da braucht es ja ein bisschen auch eine Art von Vorbereitung
Speaker:oder auch Checklisten, mich im Notfall
Speaker:erstmal dran zu hangeln, weil ich ja eigentlich damit
Speaker:nicht konfrontiert werden will und weil es mir
Speaker:einfach zu weit weg ist.
Speaker:Ja gut, es ist auch immer eine Frage der Nähe.
Speaker:Eine ältere Führungskraft, die vielleicht schon
Speaker:ein Elternteil verloren hat oder über einen Schicksalsschlag.
Speaker:Ja Und schon allein weiß ich ja noch, es ist
Speaker:was anders, wenn Oma und Opa mal gestorben
Speaker:sind oder andere Angehörige.
Speaker:Aber ich denke schon,
Speaker:dass wir
Speaker:Ich denke
Speaker:schon, dass der Tod nicht eine
Speaker:Geschichte ist, die irgendwo außerhalb ist.
Speaker:Der Tod ist nahe, der Tod ist überall und anders
Speaker:umgesehen, der Tod lauert an jeder Ecke oder an jeder Überquerung
Speaker:der Straße oder mit jedem Ziegel, der dir auf den Kopf fallen
Speaker:kann.
Speaker:Wir machen es ja immer so schön
Speaker:mit einer Traueranzeige.
Speaker:Das ist so ein Fakt nach außen, aber wir
Speaker:leben es nicht und wir begleiten wohl Leute
Speaker:dann, indem wir auf Beerdigung gehen, weil wir eingeladen sind.
Speaker:Ich habe natürlich in meiner Trauer und bei
Speaker:den Trauerfeiern Dinge erlebt, wo
Speaker:Menschen in der Trauer andere wieder zusammengebracht
Speaker:haben.
Speaker:Und ich habe in meinem ganzen Leben
Speaker:meine Mutter und meinen wirklichen lehrerlichen Vater nie zusammen gesehen.
Speaker:Und bei der Beerdigung
Speaker:war ich natürlich
Speaker:Aber beim Essen bin ich plötzlich aus einem Raum in den
Speaker:anderen gekommen und an dem Tisch saßen die beiden beieinander.
Speaker:Und da glaube ich, dass wir
Speaker:Auch, und das ist vielleicht ein Vortrag von mir,
Speaker:meine Werdung soll happening werden.
Speaker:Inzwischen ändern sich da auch schon Dinge. Aber deine Frage
Speaker:war ja, können wir damit umgehen, wenn wir im
Speaker:Prinzip den Tod so weit wegschieben,
Speaker:obwohl wir es ja da wissen. Ich denke, wir
Speaker:sollen es einfach präsenter machen, weil genau das ist eine
Speaker:Geschichte, die vorbereitet werden kann. Und da kann
Speaker:man auch im Prinzip immer wieder auch
Speaker:einfache Fragen, leben ihre
Speaker:Eltern denn hier in der Nähe? Also ich habe
Speaker:auch ein Konzept entwickelt mit
Speaker:dem Papa des EAPs, mit dem Werner
Speaker:Fürstenberg, deswegen Generationszentren.
Speaker:Und da geht es auch darum, dass das Altersheim
Speaker:Leute aufnehmen kann, von Führungskräften
Speaker:zum Beispiel, die einfach weiter weggezogen sind,
Speaker:allein schon allein in dieser Phase einfach
Speaker:Nähe zu haben. Und oftmals kriegt man ja keine
Speaker:Plätze. Und ich habe das ja auch durchgemacht mit dem Mann meiner
Speaker:Mutter als auch mit meiner Mutter immer auch wenn es nur
Speaker:200 Kilometer hin und zurück waren aber das ist ein halber
Speaker:Tag der weg ist ja das zu organisieren Und
Speaker:da Rückendeckung zu haben oder auch, und
Speaker:das machst du ja mit Perfektion, zu sagen, ja, also
Speaker:wenn solche Dinge sind, sind es die Dinge, die automatisiert eigentlich
Speaker:immer wieder die Aufgaben sind. Und zu sagen, ich habe hier eine Checkliste,
Speaker:das muss ich machen, Das muss ich machen, das muss ich machen, das muss ich
Speaker:machen. Oder dann auch so eine Checkliste zur Verfügung zu stellen. Oder dann zu
Speaker:sagen, wo können wir dir helfen, in welchem kleinen Schritt. Und wenn
Speaker:es der Laserdrucker ist oder, hey, pass mal
Speaker:auf, du musst jetzt nicht
Speaker:die Poststelle, die Briefumschläge oder was auch
Speaker:immer. Es sind so viele Kleinigkeiten,
Speaker:die in dem Prozess wichtig sind und die gerade bei älteren
Speaker:Mitarbeitern, deren Eltern sozusagen im Altersheim sind und
Speaker:es eine Frage der Zeit ist. Das kann man gut vorbereiten und mit dem kann
Speaker:man auch gut unterstützen. Die Schicksalsschläge, wo
Speaker:jemand einfach am Abend nicht mehr kommt, was ja sehr sehr
Speaker:tragisch ist, weil man sich nicht verabschiedet oder nicht dabei war. Ich
Speaker:weiß heute welches Glück ich
Speaker:hatte, diese Momente und meine beiden Frauen
Speaker:persönlich begleiten zu dürfen.
Speaker:Das macht es einfacher und sie schenken dir auch etwas.
Speaker:So traurig das ist, aber sie gehen und eigentlich ist das Problem,
Speaker:der, der da bleibt. Und
Speaker:der, der da bleibt, der braucht Unterstützung und das kann eine Führungskraft
Speaker:durchaus sehr gut tun, indem er einfach offen ist und sich
Speaker:dem Thema auch einmal stellt und es sagt, nein, sind jetzt
Speaker:andere Führungsthemen wichtiger, weil genau das
Speaker:sein Team funktioniert nur
Speaker:bedingt, ja, wenn gerade eine
Speaker:wichtige Person im Team ein Rädchen nicht funktioniert
Speaker:und auch die anderen mitbekommen, dass er mit der Situation nicht
Speaker:umgehen kann. Ich weiß, ich habe
Speaker:in dem Moment, die anderen gucken ja auch, wie geht
Speaker:jetzt das Unternehmen, wie geht die Führungskraft jetzt
Speaker:mit dem Trauernden Bis hin zu dem Punkt, wie würde
Speaker:er mit mir umgehen, wenn ich da jetzt sitze,
Speaker:oder?
Speaker:Ja, Ich glaube nicht, dass das bewusst stattfindet,
Speaker:sondern das ist eine unbewusste Geschichte,
Speaker:wo man im positiven Sinne viel stärker punkten kann.
Speaker:Und wenn man einmal in diesem Bereich,
Speaker:Standing ist schon ganz falsch, einmal im richtigen Bereich für andere
Speaker:einfach mitfühlend, als Mitmensch
Speaker:agiert, dann glaube ich, dass das einfach was
Speaker:ist, was auf die Authentizität, auf die Führungsqualitäten
Speaker:einzahlt, was man nicht bezahlen kann. Das kann man
Speaker:mit keinem Bonago oder was auch immer
Speaker:für Gutscheine man einsetzt, das kann man
Speaker:nicht bezahlen. Weil das sind Dinge, wo man einfach
Speaker:wertgeschätzt wird und zwar als Mensch in der Form
Speaker:der Trauer. Und die anderen sehen das und sie fühlen
Speaker:sich dann auch wohl, weil sie davon auch ausgehen,
Speaker:ohne dass es vielleicht ganz bewusst machen, was es mit einem macht,
Speaker:weil das so wie es lief gut ist. Oder wenn das vielleicht
Speaker:als kleiner Tipp, wenn die Führungskraft
Speaker:auch die Mitarbeiter untereinander sagt, hey was können
Speaker:wir jetzt tun? Wer hat einen guten Draht zu ihm? Wer
Speaker:weiß, wie sein Umfeld ist, wenn er das jetzt nicht kennt oder wenn er neu
Speaker:ist? Das sind alles so Dinge, wo man transparent
Speaker:macht, was können wir tun und deutlich macht,
Speaker:wir sind da. Und das sind wie gesagt nicht die großen
Speaker:Dinge, sondern die kleinen Dinge. Und die verlässlichen Dinge.
Speaker:Also das, was ich im Endeffekt anbiete, muss ich natürlich auf jeden
Speaker:Fall auch leisten. Das ist das eine. Und das andere ist,
Speaker:die meisten, ich weiß nicht, wie dir es damals gegangen ist, die können
Speaker:selbst die Angebote gar nicht abholen. Die
Speaker:meisten haben in dem Moment gar nicht die Kraft, den Drive oder wie du es
Speaker:auch immer nennen möchtest, sondern wenn ich das
Speaker:als Führungskraft oder Kollege angeboten habe, eine Hilfe zu
Speaker:geben, dann muss ich sie im Endeffekt demjenigen schon vor die
Speaker:Füße tragen, denn manche kommen in dem Moment einfach
Speaker:nicht mehr aus dem Kork raus.
Speaker:Ja
Speaker:da ist menschlicher Miteinander
Speaker:manchmal viel einfacher, wie nur Fragen oder
Speaker:nichts tun. Das zahlt sicherlich auf das Vertrauenskonto ein.
Speaker:Wenn ich an meine Dinge erinnere,
Speaker:Dann waren alle anderen Mitarbeiter krank plötzlich und ich war
Speaker:alleine da.
Speaker:Und ich bin dann irgendwann zu meiner Chefin gegangen,
Speaker:bin wohl gelernt, sozusagen, jungen
Speaker:Beinen nicht, aber ich war so fertig und
Speaker:habe dann vorher, bevor ich zu ihr ging, zu meiner Mutter
Speaker:angerufen und habe gesagt, ja, ich kann nicht mehr, dann
Speaker:geh doch und sei einfach drei Tage
Speaker:mal zu Hause. Genau. Und
Speaker:da hat sie dann gesagt, das ist schon in Ordnung.
Speaker:Aber dass ich da dann halt wirklich in diesem Rahmen gemerkt, also
Speaker:da wurde mir der Spiegel vorgehalten zu sagen, hey, was
Speaker:passiert da? Weil ich hab auch gedacht, ich kann es wegdrücken, zumindestens mal beim
Speaker:Arbeiten. Und es kommt halt dann, wenn es kommt. Und wenn dann halt
Speaker:jemand kommt, der dir, wie auch immer, so einen Trigger hinwirft,
Speaker:den du aber nicht kennst, dann kannst du auch nicht damit umgehen, sondern bist
Speaker:da. Beim zweiten Mal
Speaker:war ich schon selbstständig
Speaker:und ich hatte einen Sohn, der noch keine sechs war.
Speaker:Das Spannende war, im entscheidenden Moment sozusagen
Speaker:nach Hause zu kommen, ihn aus dem
Speaker:Kindergarten zu holen, die Blicke zu haben von der Chefin, die ja
Speaker:wusste, dass ich nachts da noch runtergedonnert bin
Speaker:und dass das alles auf Spitz auf Knopf war
Speaker:und eine Lunge da war, aber die nicht geklappt hat und 24 Stunden
Speaker:nonstop operiert wurde. Und
Speaker:dann aber halt irgendwann mal klar war, wir setzen alles auf
Speaker:eine Karte, ich fahre jetzt da runter. Dann
Speaker:war das eigentlich nur der Blick.
Speaker:Und der wichtigste da in dem Moment war der
Speaker:kleine Pimp. Ich habe
Speaker:es geschafft bis zur Haustüre, aber da konnte ich dann wie jetzt
Speaker:gerade eben fast nicht mehr. Ja und dann hat der
Speaker:einfach nur meine Hand genommen und sagt zu mir, Papa, komm, wir gehen
Speaker:rein. Das ist vielleicht eine der
Speaker:stärksten Geschichten, wo die Geste das Wichtige ist. Also wie ich vorher gesagt
Speaker:habe, mit der Hand auf den Rücken legen. Wir sind
Speaker:da, was können wir tun? Oder
Speaker:was ist jetzt gerade deine größte Herausforderung?
Speaker:Und da vielleicht auch nur den Raum für Tränen zu schaffen.
Speaker:Oder zu sagen, hey das ist in Ordnung, wenn
Speaker:es kommt, kommt. Man drückt es nicht weg, weil es
Speaker:holt dich irgendwann ein. Das sind glaube ich die Dinge,
Speaker:die ich jetzt so mitgeben kann, weil ich weiß,
Speaker:wie schwierig es ist und ich habe aber auch noch
Speaker:keine Formulierung. Aber mich hat jetzt vor kurzem
Speaker:etwas erreicht, wo ich eine ganz neue Qualität
Speaker:erfahren habe. Und zwar habe
Speaker:ich sie auf einem Seminar, die kamen auch aus meinem früheren Wohnort aus
Speaker:Offenburg und die lebte in der Schweiz und wir waren per
Speaker:WhatsApp verbunden Und
Speaker:plötzlich kam über WhatsApp von ihrem
Speaker:Mann und dem Sohn eine WhatsApp
Speaker:mit der Todesnachricht in der kompletten WhatsApp-Gruppe.
Speaker:Und was da dann abging,
Speaker:unglaublich, weil alle geschockt waren. Die waren
Speaker:so jung wie wir, das hat keiner mitgekriegt.
Speaker:Und wow, da sind so tolle Dinge entstanden,
Speaker:wo über den Kanal dessen die Leute
Speaker:kreativ, also ja, was können wir tun,
Speaker:da sind Dinge entstanden untereinander,
Speaker:die, Ich würde es mal phänomenal
Speaker:sagen, wo jeder irgendwo sicherlich
Speaker:aus der Ferne mit einem Video, mit einem schönen Spruch oder
Speaker:mit anderen Dingen was versucht hat, wo die anderen kommentiert haben
Speaker:Und man gemerkt hat, die lesen mit, die zwei.
Speaker:Und über die Kommentare auch, wie ihnen das gut tut, weil dort haben
Speaker:plötzlich alle eigentlich ihre Trauer, ihr Erstaunen
Speaker:mitgeteilt und Es wurde spürbar.
Speaker:Und genau dieses spürbare Anteil nehmen
Speaker:ist glaube ich das, was Mitarbeiter, Führungskräfte, aber auch natürlich der Unternehmer,
Speaker:nicht nur die Führungskraft, sondern der oberste Unternehmer, die Führungskraft
Speaker:der Unternehmer selbst. Er heißt der Unternehmer, er sollte
Speaker:in solchem Fall etwas unternehmen und das ist
Speaker:sicherlich ganz wichtig nicht immer
Speaker:dasselbe, indem man ja du kriegst erstmal eine Woche
Speaker:Trauerurlaub oder sowas. Nein, das kann
Speaker:und darf es manchmal auch nicht sein, weil der ansonsten
Speaker:eine Woche irgendwie abgestellt, der dann aber allein
Speaker:ist, weil er sonst kein Umfeld hat. Manche
Speaker:würden es schlimmer. Dass ihnen die Decke nicht auf den Kopf fällt.
Speaker:Ja, genau. Kommen wir zur letzten
Speaker:Frage. Wenn ich einfach überlege, was würdest du
Speaker:einem Unternehmer mitgeben? Wie kann er einen Trauernden
Speaker:langfristig unterstützen, ohne eine heikle Grenze zu
Speaker:überschreiten?
Speaker:Ich glaube, das Wichtigste ist,
Speaker:dass man erstmal offen ist, in dem
Speaker:Fall der Unternehmer für dieses Thema.
Speaker:Dass er sich selber deutlich macht, und das habe ich
Speaker:noch nicht klar betont, Trauer
Speaker:ist nicht eine Geschichte, die mit der Beerdigung
Speaker:beendet ist. Das ist sehr wichtig. Sie hat
Speaker:eine lange Zeit. Und sicherlich ist der Satz,
Speaker:die Zeit heilt Wunden, würde ich ändern. Die
Speaker:Zeit heilt den Umgang mit der Trauer. Ich habe eine andere
Speaker:Form des Umgangs. Es tut nicht mehr so weh, es trifft mich nicht
Speaker:mehr. Die Wellen der Trauer, sie
Speaker:laufen irgendwie aus und ich kann anders damit umgehen,
Speaker:sozusagen mit der Trauerwelle mitsurfen oder sowas. Ja, wenn man so ein
Speaker:Bild nehmen möchte.
Speaker:Da ist es wichtig, ein Gespür
Speaker:zu entwickeln, aber immer bei sich zu bleiben und zu
Speaker:gucken, dass es authentisch ist, weil dann wirkt es auch
Speaker:am ehesten. Und eigentlich
Speaker:ein offener Dialog, in dem man einfach
Speaker:auch wach ist für den anderen auf allen Ebenen,
Speaker:Mitarbeiter unter Mitarbeitern, Führungskräfte zu
Speaker:Mitarbeiter, Führungskräfte zu Unternehmer und zu sagen, was können wir für
Speaker:denjenigen tun. Weil genau da
Speaker:da zu sein, das klingt interessant, da da zu sein,
Speaker:ist wichtiger wie man denkt und es ist auch wichtiger
Speaker:in der in der dauer dessen wie man da ist
Speaker:ja und da ist ja auch gerade so
Speaker:ein ein schöner satz wirklich dann
Speaker:lebt und erlebbar wir sind eine familie
Speaker:ja das Unternehmen als eine Familie, das Team als Team.
Speaker:Da ist glaube ich auch toll, Team sagt man ja auch toll, ein anderer macht
Speaker:es. Und ein Motto her, irgendjemand wird ihm schon helfen, aber ich
Speaker:nicht. Und das sagen alle, dann steht der alleine.
Speaker:Und da aber zu sagen, ja, wie können wir ihm helfen? Und ich hatte wirklich
Speaker:mal einen Auftrag in einer Firma, für
Speaker:die habe ich lange Bernd-Ort-Prävention gemacht, die haben gesagt,
Speaker:Ein Einzelgänger hat sich suizidiert und es ging eigentlich darum herauszuschaffen,
Speaker:was können die tun, weil sie sich natürlich Vorwürfe machten.
Speaker:Und da ist einfach ziemlich zentral, dass man
Speaker:eins macht, dass man wach bleibt.
Speaker:Lieber Michael, Ich sage jetzt an der Stelle ganz herzlichen Dank, denn
Speaker:wir sind an der 40-Minuten-Grenze. Und...
Speaker:Gerne. Gerne wieder. Und ich bin mal
Speaker:gespannt, Liebe Hörerinnen und Hörer, ihr könnt uns gerne noch eine
Speaker:Nachricht schreiben. Die Kontaktdaten gibt es in den
Speaker:Show Notes und ich bin mal gespannt, was wir an
Speaker:Reaktionen bekommen. Ja, ich freue mich, dass ich
Speaker:da sein durfte und vielleicht so meinen Beitrag mit meiner
Speaker:Geschichte leisten. In diesem Sinne.