In dieser Folge treffe ich die Künstlerin Miriam Smidt in ihrem außergewöhnlichen Atelier – einer stillgelegten Friedhofskapelle 🌳🕊️
Wir sprechen über ihren Weg zur Kunst, der geprägt ist von einem radikalen Wendepunkt nach einer schweren Krankheit. Miriam erzählt offen von ihrem Mut zur Veränderung, vom Arbeiten mit Gruppen und dem Alltag als freischaffende Künstlerin 👩🎨
Wir tauchen ein in ihre kreative Praxis und Gedanken über Zeit, Vergänglichkeit und Selbstbestimmung. Auch der Kunstbetrieb selbst und seine Grenzen kommen nicht zu kurz – mit klaren, kritischen Worten 💬
Ein tiefgründiges, inspirierendes Gespräch über Kunst, Leben und das Vertrauen in den eigenen Weg 🌅
Ganz lieben Dank liebe Miriam für deine Zeit und das sehr schöne Gespräch :)
Viel Spaß beim Zuhören!
📸 von Michael Schilder
✍️ Folge Info auf: https://www.berlindetoi.com/miriam-smidt/
💌 Newsletter (FR): https://berlindetoi.substack.com/
⭐️ 5 Sterne und einen netten Kommentar, um den Podcast zu unterstützen ⭐️
Kapiteleinleitung:
00:00 Einführung und Studio auf dem Friedhof
08:28 Künstlerische Berufung und Wendepunkt durch Krankheit
16:03 Neuanfang als Künstlerin und erste Schritte
18:42 Aufbau einer nachhaltigen Künstlerkarriere
44:50 Kunst und Markt - Galerieerfahrungen und Perspektiven
51:03 Inspirationsquellen und kreative Prozesse
55:42 Realität des Kunstbetriebs und strukturelle Hürden
58:16 Alltagsorganisation, Träume und Authentizität
Hallo und herzlich willkommen bei dem Podcast Berlin-de-Toit. Ich heiße Gabrielle, bin Franzose
Speaker:und bin 2020 nach Berlin umgezogen. Mit dem Podcast Berlin-de-Toit habe ich für Ziel,
Speaker:ein Netzwerk für und von inspirierten und involvierten Menschen,
Speaker:die in Berlin wohnen, zu schaffen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und bis gleich.
Speaker:Geht irgendwie anders. Der Name geht nicht einfach. Der geht einfach nicht.
Speaker:Miriam Schmidt. Es ist tatsächlich außergewöhnlich, weil man schreibt es auch, wie man Schmidt ausspricht, oder?
Speaker:Genau, mit dem DT. Deswegen muss man auch Schmidt sagen. Viele sagen Smied. Frau Smied im Wartezimmer.
Speaker:Frau Smied oder eben Frau Smiss oder Schmidt.
Speaker:Aber weder noch Schmidt. Genau.
Speaker:Sehr gut. So fangen wir an. Ich bin sehr aufgeregt, hier zu sein, weil heute habe ich mein ganzes Material mitgenommen.
Speaker:Und wie man das wahrscheinlich hören kann, sind wir draußen. Das ist meine erste externe in einem krassen Umfeld Podcast-Aufnahme.
Speaker:Also danke dafür. Und wir sitzen gerade vor deinem Studio, da du tatsächlich Künstlerin bist.
Speaker:Um das alles anzufangen, weil wir haben sehr viele Punkte, die wir heute besprechen würden und ich freue mich sehr drauf.
Speaker:Könntest du dich bitte vorstellen?
Speaker:Ja, ich bin Miriam Schmidt. Ich bin freischaffende Künstlerin in Berlin.
Speaker:Ich mache Malerei, Installation, Objekt und wir sitzen tatsächlich draußen vor meinem Studio auf dem Friedhof.
Speaker:Ich habe ein Studio in der ehemaligen Friedhofskapelle.
Speaker:Und es ist interessant, weil das deutsche Wort für Friedhof ist wirklich Fried und Hof.
Speaker:Französisch schaut sich das ganz anders an. Und ich finde, das Frieden ist tatsächlich, was man wirklich fühlt, wenn man hier kommt.
Speaker:Zum ersten Mal, ich war sehr, sehr beeindruckt.
Speaker:Ja, ich meine, es ist ja auch ein stillgelegter Friedhof. Im Grunde genommen ist es vielleicht sogar noch friedlicher als ein Friedhof,
Speaker:weil hier nichts mehr ist, außer mir und die Tiere und der Park und meine Kunst und ab und zu meine Gäste.
Speaker:Wie bist du auf diesem Studio überhaupt gekommen?
Speaker:Weil das ist so besonders. Man denkt das auch gar nicht, wenn man das aus der Straße sieht oder in der Nähe von Plötzensee sind wir gerade.
Speaker:Man erwartet das gar nicht dahinter. Und dann findet man deine ganz bunte, vielfarbliche Kunst inmitten von diesem sehr natürliches Umgebung.
Speaker:Ja, mir ging es genau wie dir. Ich habe das gar nicht erwartet. Ich bin zufällig hier drauf gestoßen.
Speaker:Ich war hier spazieren und habe gesehen, dass auf diesem Friedhof nicht mehr bestattet wird.
Speaker:Ich suchte zu der Zeit nach einem Atelier, nach einem Kunststudio.
Speaker:Meine Haltung zu der Zeit war eher so, alles ist möglich.
Speaker:Deswegen habe ich einfach gefragt. Das war jetzt nicht ausgeschrieben, um vermietet zu werden.
Speaker:Ich bin zufällig darüber gestolpert und habe gedacht, die haben doch bestimmt Räume hier.
Speaker:Wozu brauchen die überhaupt die Räume, wenn die hier gar keine Beerdigungen mehr machen?
Speaker:Das ist auch echt klug eigentlich, so zu fragen.
Speaker:Dann habe ich gefragt, haben sie vielleicht für mich ein kleines Atelier.
Speaker:Auf Band musste ich das sprechen, weil hier auch gar kein Betrieb mehr war regelmäßig.
Speaker:Dreimal drei Meter würden reichen, habe ich gesagt.
Speaker:Jetzt habe ich 200 Quadratmeter Kapelle als Schaffensort.
Speaker:Wie war deine Beziehung zum Friedhof?
Speaker:Zu sagen, ich fühle mich damit gemütlich, in so einem Ort Kunst zu schaffen, ist auch ziemlich besonders, oder?
Speaker:Meine Beziehung zum Friedhof ist eigentlich grundsätzlich schon mal gut, nicht vorbelastet.
Speaker:Ich bin am Friedhof aufgewachsen, mein Elternhaus stand an einem Friedhof.
Speaker:Das heißt, ich konnte aus meinem Kinderschlafzimmer rausschauen auf den Friedhof tatsächlich.
Speaker:Das heißt, ich habe jetzt keine Angst vor dem Friedhof.
Speaker:Und dann befasse ich mich mit meiner Kunst eben auch ganz viel mit Vergänglichkeit, Leben und Tod,
Speaker:dem Sterben vielleicht auch, also wirklich dem Prozess des Vergehens, aber auch des Überlebens.
Speaker:Und da schließe ich vielleicht sogar der Kreis.
Speaker:Also ich finde, das passt eigentlich super gut.
Speaker:Und der Raum, den ich habe, der ist...
Speaker:Also wenn man Kapelle hört, denkt man immer an Deckenfresco und Kuppel und sowas.
Speaker:Das ist gar nicht der Fall. Das ist wirklich fast ein White Cube.
Speaker:Also das, was KünstlerInnen auch gerne haben und brauchen.
Speaker:Das stimmt tatsächlich, ja.
Speaker:Und das gibt der Kunst, die ich mache, die sehr intensiv und farbig ist, wie du schon gesagt hast, ganz viel Raum.
Speaker:Und die Größe natürlich gibt auch viel Raum.
Speaker:Also das hat ganz viel auch mit meiner Kunst sogar gemacht, hier zu sein.
Speaker:Das würde ich dir auf jeden Fall fragen.
Speaker:Und da du auch Gruppen manchmal hast, die hier kommen, siehst du, dass es auch ein...
Speaker:Erwarten sie das? Wissen sie, dass sie so auf einen Friedhof kommen, in einer Kapelle?
Speaker:Oder ist das alles überraschend?
Speaker:Und wie reagieren sie darauf?
Speaker:Das ist oft überraschend, tatsächlich.
Speaker:Manchmal... Also eigentlich ist das aus dem Internet.
Speaker:Man kann das rauslesen.
Speaker:Wenn man ein bisschen recherchieren würde, bevor man hierher käme, dann könnte man das wissen.
Speaker:Aber die meisten Leute, die hierher kommen, fragen, was ist das hier für ein großes Grundstück?
Speaker:Oder was ist das für ein Park?
Speaker:Und wenn ich ihnen sage, das ist ein Friedhof, dann erst verstehen sie eigentlich, wo sie sind.
Speaker:Und dann haben sie natürlich auch Fragen.
Speaker:Wo sind die Grabsteine?
Speaker:Die meisten Grabsteine sind nicht mehr da und so weiter.
Speaker:Aber die Leute kommen wegen der Kurse, weil das, glaube ich, spannend ist.
Speaker:Also Actionpainting mache ich hier und kann man nicht überall machen.
Speaker:Da braucht man halt einen bestimmten Raum, eine bestimmte Größe und auch eine bestimmte Egaligkeit, die ich hier habe.
Speaker:Also wo ich sage, es ist abgehängt und abgeklebt.
Speaker:Den Fußboden habe ich reingelegt, also es darf hier was passieren.
Speaker:Also das ist, glaube ich, der erste Impuls, hierher zu kommen.
Speaker:Und wenn sie dann hierher kommen, sehen sie erst eigentlich, wo sie gelandet sind.
Speaker:Und das nehmen die meisten schon als sehr, sehr besonders wahr.
Speaker:Also das ist einfach auch für Berlin und in Berlin noch einer der seltenen Orte, die noch das können, was Berlin früher mal konnte.
Speaker:Also so ein Lost Place im Grunde genommen.
Speaker:Das stimmt sogar, tatsächlich.
Speaker:Ich finde das auch mit der Natur.
Speaker:Du hast Riesenbäume und man sieht, dass sie sehr wild behalten, auch nicht alles gut gepflegt.
Speaker:Und das bringt auch irgendwas Bestimmtes und besonders auch, wie du gesagt hast, von diesen Lost Places.
Speaker:Du hast gesagt, du bist freigeschaffene Künstlerin, richtig?
Speaker:Freischaffende.
Speaker:Freischaffende Künstlerin.
Speaker:Was bedeutet das genau?
Speaker:Weil du präsentierst dich schon wie, also du sagst, dass du eine Künstlerin bist.
Speaker:Trotzdem.
Speaker:Trotz was?
Speaker:Also trotz freigeschaffene, weißt du was ich meine?
Speaker:Freischaffende, ach so, nein.
Speaker:Da haben wir, glaube ich, eine Sprachbarriere.
Speaker:Freischaffende heißt eigentlich Selbstständige.
Speaker:Also das ist der Begriff, dass ich selbstständig bin, dass ich nirgends angestellt bin.
Speaker:Was du glaube ich wissen willst, ist, dass ich Autodidaktin bin, oder?
Speaker:Autodidaktin und was ich damit meine ist, du hast nicht einen Kurs gemacht und dann bist du Künstlerin geworden,
Speaker:aber du hast irgendwann entschieden, ich bin Künstlerin, oder?
Speaker:Ja, beziehungsweise man kann fast das andersrum aufziehen.
Speaker:Ich bin, glaube ich, als Künstlerin geboren, habe ganz viele Kurse gemacht, um was anderes zu machen
Speaker:und dann irgendwann entschieden, dass es nicht anders geht und ich Künstlerin sein muss.
Speaker:Ich glaube fast ist es so rum.
Speaker:Also natürlich gab es irgendwann den Moment, wo ich entschieden habe,
Speaker:fuck it würde ich gerne sagen, aber das sagt man wahrscheinlich nicht im Podcast,
Speaker:wo ich gesagt habe, lass stecken, ich kann nicht mehr, ich versuche nicht mehr irgendwas anderes zu machen,
Speaker:ich mache jetzt das und das war in meiner Jugend schon da, also relativ früh.
Speaker:Hättest du mich mit 14 gefragt, was ich machen will, hätte ich gesagt Kunst
Speaker:und dann wurde das so abtrainiert, die Welt trainiert einem ja bestimmte Dinge ab
Speaker:und dann habe ich wirklich alles andere versucht, um das hier nicht zu machen.
Speaker:Also meine Freundschaften fragen manchmal, oder sagen manchmal sowas wie,
Speaker:wie viele Leben hattest du denn, was du alles gemacht hast,
Speaker:da ich wirklich viele Jobs probiert habe und viel ausprobiert habe und gemacht habe
Speaker:und nichts war auszuhalten, also ich konnte nichts aushalten, bis auf das hier.
Speaker:Und wann hast du damit angefangen, mit letzt, was du gerade machst?
Speaker:In 2017, also ich habe in 2016 schwer krank und das war wirklich bei mir der Wendepunkt,
Speaker:wo ich gesagt habe, so das funktioniert nicht und es sah so, also ich hatte einen Gehirntumor,
Speaker:es sah so aus, als wäre mein Leben vorbei.
Speaker:Wenn du die Diagnose bekommst, denkst du erstmal, ist vorbei.
Speaker:Und ich hatte so das Gefühl, das hat noch gar nicht angefangen, ich muss irgendwie, das kann nicht sein,
Speaker:ich habe noch gar nicht angefangen Leute, so wie so eine, das geht nicht.
Speaker:Und das war eigentlich auch schon direkt mit der Diagnose war das so,
Speaker:dass ich gesagt habe, hast du noch ein paar Jahre, hast du noch ein paar, dann machst du das.
Speaker:Also wirklich mit dieser zeitlichen Begrenzung damals, jetzt ist es schon wieder ewig her
Speaker:und wir sind ja auch nicht satt zu kriegen, wir Menschen,
Speaker:jetzt will ich noch mal mindestens doppelt so lange,
Speaker:aber in dem Moment habe ich mir gedacht, wenigstens noch einmal das Leben,
Speaker:wofür ich mich empfinde, das klingt super esoterisch,
Speaker:aber wofür ich denke, dass ich hier bin auf diesem Planeten.
Speaker:Also das ist das Gefühl, ich bin deswegen hier und deswegen auch diese Panik,
Speaker:ich habe das nicht gemacht, jetzt muss ich gehen und ich habe das nicht angefangen.
Speaker:Das war wirklich ganz elementar und erschreckend und für mich ganz furchtbar eigentlich.
Speaker:Vorher habe ich halt alles andere, also immer das aufgeschoben und versucht das irgendwie nicht zu machen,
Speaker:weil es aus unserer gesellschaftlichen Perspektive nicht viel Sinn macht, sowas zu machen.
Speaker:Also Zeit war den Faktor, die das geändert hat sozusagen.
Speaker:Also andersrum gesagt, keine Zeit mehr zu haben, war die Begründung zu sagen,
Speaker:okay, jetzt ändere ich das alles.
Speaker:Ja, weil das ist ja, wir denken ja immer, wir hätten noch Zeit, können das alles morgen machen,
Speaker:nächste Woche, nächstes Jahr, in der Rente.
Speaker:Ich meine, wie viele Menschen denken, dass sie irgendwas machen, wenn sie dann mal in der Rente sind
Speaker:und es ist einfach nun mal Fakt, dass wir das nicht alle erleben
Speaker:und dass wir vielleicht da jahrzehntelang drauf hinarbeiten
Speaker:und wo es dann um irgendeinen monetären Wohlstand geht im Grunde genommen, den wir erreichen wollen
Speaker:oder irgendwelche Dinge, die wir erst erreichen wollen.
Speaker:Oder zuerst muss ich dies, dann darf ich das und so.
Speaker:Das ist eine Perspektive, die ich abgelegt habe in dem Moment.
Speaker:Also ich sage auch immer zu meinen Kursteilnehmern, die oft sagen,
Speaker:ja, ich malte eigentlich gerne, ich male jetzt aber nicht mehr, ich komme nicht dazu.
Speaker:Erst malen, dann Spülmaschinen ausräumen.
Speaker:So rum geht das nur, anders geht es nicht.
Speaker:Du wirst nicht deinen Tag bestreiten, die Kinder versorgen, die Spülmaschinen aufräumen,
Speaker:die Wäsche aufhängen und dann abends noch Bock haben, ein Aquarell zu malen.
Speaker:Entweder du malst seit vorher, weil die Spülmaschinen räumst du auf jeden Fall noch aus
Speaker:und wenn du es morgen früh machst, aber du wirst nicht mehr die Pinsel rausholen,
Speaker:wenn du so erschöpft bist.
Speaker:Da hast du recht.
Speaker:Es ist interessant, ich mag die Spülmaschinen zum Beispiel,
Speaker:weil man macht sich da mehr Druck, zum Beispiel,
Speaker:ach, wenn ich das so lasse, dann würde meine Wäsche so richtig stinken zum Beispiel
Speaker:und dann machst du das.
Speaker:Aber Pinsel kannst du, ach, mach ich später.
Speaker:Ja, und es gibt vieles, was wir später machen könnten.
Speaker:Aber es gibt eben diese Dinge, die wenn wir die auf später verschieben,
Speaker:bedeutet das, wir machen die nie.
Speaker:Und das sind eigentlich oft die guten Dinge, die wir vielleicht nicht verpassen sollten.
Speaker:Wir, also diesen Druck, ist die behalten seit 2016, 17 oder erlebst du das noch
Speaker:oder manchmal schiebst du trotzdem Sachen nach später?
Speaker:Nein, natürlich.
Speaker:Ja, klar.
Speaker:Also du hast ja, wir alle verdrängen ja, dass wir sterblich sind im Grunde genommen.
Speaker:Da sind wir super gut drin.
Speaker:Das machen wir als Gesellschaft.
Speaker:Das macht das System auch.
Speaker:Also nicht nur wir jetzt in Deutschland als Gesellschaft oder so,
Speaker:sondern als Gesellschaften oder die meisten Gesellschaften auf der Erde machen das sicher.
Speaker:Ich denke, es gibt einige Naturvölker, die das anders handhaben.
Speaker:Also ehemalige Naturvölker, auch da ist ja jetzt nichts Kolonialistisches zu sagen.
Speaker:Weiß ich nicht, ob ich es schon getan habe.
Speaker:Aber dass man näher dran ist an dieser Tatsache, wir sterben alle.
Speaker:Und wir sind aber darauf ausgelegt, das zu verdrängen.
Speaker:Und auch ich bin natürlich immer wieder an irgendwelche alltäglichen Dinge gebunden
Speaker:und vergesse das und will erst noch dies machen und erst noch das erreichen und so weiter.
Speaker:Ich muss aber jedes halbe Jahr ins MRT und das ist ein ganz guter Reminder eigentlich.
Speaker:Reminder, morgen kriegst du deine Ergebnisse und dann sagen die dir.
Speaker:Und ich sage immer, ich habe noch mal ein halbes Jahr Verlängerung,
Speaker:weil ich muss ja jedes halbe Jahr da rein.
Speaker:Und dann ist es auch so wie, okay, was mache ich mit dem halben Jahr?
Speaker:Das ist eine andere Perspektive.
Speaker:Ach so, dann ist das wirklich so krass.
Speaker:Ja, ich mache auch Sachen, die darüber hinausgehen.
Speaker:Also ich mache auch manchmal Sachen für ein Ziel, das weiter entfernt ist als ein halbes Jahr.
Speaker:Aber es ist wie eine gute Erinnerung, dass ich nicht alle möglichen Dinge machen sollte,
Speaker:die sich vielleicht irgendwann mal in der Zukunft auszahlen.
Speaker:Also vor allen Dingen nicht, wenn ich keine Lust auf die Sachen habe.
Speaker:Wenn es natürlich unterwegs auch ganz nett ist oder Spaß macht, kann man ja auch das machen.
Speaker:Aber jetzt nur so für die Möhre, die vor der sprichwörtlichen Nase hängt,
Speaker:so Dinge zu tun, mache ich selten.
Speaker:Cool. Und diesen ersten Tag danach, wo du aufgewacht hast mit diesem Entscheidung sozusagen,
Speaker:womit hast du angefangen, Künstlerin zu werden?
Speaker:Also du hast dich dafür entschieden, okay, dieses Leben würde ich jetzt annehmen und damit umgehen.
Speaker:Aber was ist Day One dann? Was machst du den Tag danach so?
Speaker:Okay, jetzt habe ich die Entscheidung getroffen.
Speaker:Na ja, also ich hatte erst mal noch medizinische Prozeduren vor mir eine ganze Weile.
Speaker:Also ich war eine ganze Weile richtig doll krank.
Speaker:Und deswegen war es jetzt nicht so, wow, ich werde morgen Künstlerin.
Speaker:Und dann am nächsten Tag bin ich in den Bösen angefahren und habe mich eingedeckt mit Materialien,
Speaker:sondern ich habe am nächsten Tag wahrscheinlich irgendwas Doofes gemacht, was mit Arzt zu tun hatte.
Speaker:Aber ich habe dann, weiß ich nicht genau, ich habe eigentlich angefangen zu zeichnen wieder
Speaker:und Aquarelle zu machen und eher ganz bodenständig und klein noch.
Speaker:Also das muss man vielleicht tun, weil meine Arbeiten jetzt manchmal zwei mal drei Meter groß sind.
Speaker:Also wirklich erst mal ganz so am Küchentisch, was ich machen konnte.
Speaker:Und dann habe ich so eine kleine Weiterbildung gemacht, dass ich so Workshops geben kann.
Speaker:Ich hätte das vielleicht vorher auch gekonnt.
Speaker:Also ich habe vorher auch teilweise an der Uni mal unterrichtet und so
Speaker:und habe ganz viel so Workshops geleitet in anderen Zusammenhängen.
Speaker:Also ich hätte wahrscheinlich einfach nur meine Pinsel auspacken müssen,
Speaker:aber wir denken ja oft, irgendwie sind wir noch nicht kompetent genug.
Speaker:Und da habe ich tatsächlich einmal so einen Workshop gemacht.
Speaker:Und dann habe ich angefangen, Workshops zu geben.
Speaker:Also es war eigentlich das Erste, was ich gemacht habe.
Speaker:Also Aquarelle-Workshops habe ich zuerst gegeben und dann verschiedene andere auch.
Speaker:Und dann kam, eigentlich kam immer so eins zum anderen.
Speaker:Also wie gesagt, ich war in so einer Lebensphase, wo ich auch immer dachte,
Speaker:alles Mögliche muss nur Fragen.
Speaker:Ich hatte ja auch nicht so viel zu verlieren.
Speaker:Also ich bin dann rum und habe dann hier gefragt,
Speaker:wollen Sie vielleicht mal meine Bilder hier ausstellen und so.
Speaker:Jetzt natürlich nicht in einer tollen, großen Galerie,
Speaker:sondern irgendwo in irgendwelchen Stadtteilbüros oder so.
Speaker:Und dann bin ich sehr schnell auch hier drüber, über diese Kapelle gestolpert,
Speaker:schon in 2018.
Speaker:Und 2017 war es tatsächlich noch so, da habe ich noch Chemotherapie bekommen und so.
Speaker:Also da ging das langsam los währenddessen,
Speaker:aber 2018 ging es eigentlich erst richtig los.
Speaker:Und im Laufe des Jahres 2019 hatte ich dann eben auch schon diesen Raum
Speaker:und dann war schon klar, dass ich hier solche Workshops machen kann.
Speaker:Also dass ich die Möglichkeiten habe, das auch auf eigene Faust hier zu machen.
Speaker:Ja und dann hat es, das ist eigentlich immer so eins zum anderen gekommen.
Speaker:Also es hat sich eigentlich immer so entwickelt.
Speaker:Es ist spannend mit Workshop anzufangen.
Speaker:Ja, sagen ganz viele.
Speaker:Ja, voll.
Speaker:Gibt es auch finanzielle Gründe dafür?
Speaker:Ja, sicher.
Speaker:Also du warst schon organisiert zu sagen,
Speaker:okay, dieses Leben möchte ich haben
Speaker:und ich würde das so organisieren, dass es sustainable ist sozusagen,
Speaker:dass es funktioniert.
Speaker:Nein, dass es überhaupt sich ausgeht.
Speaker:Also es war eher so, dass es sich überhaupt irgendwie ausgehen muss.
Speaker:Also ich habe weder irgendwie geerbt, noch bin ich irgendwie...
Speaker:Also ich war ja auch lange krank gewesen.
Speaker:Das heißt, ich war ja auch...
Speaker:Du rutscht ja so aus den Systemen raus, peu à peu.
Speaker:Du kriegst erst Krankengeld, dann rutschst du raus,
Speaker:dann rutschst du aus dem Arbeitslosengeld 1 raus.
Speaker:Wenn du zu lange krank bist.
Speaker:Wenn du aber so eine schwere Erkrankung hast,
Speaker:dann dauert das eine Weile.
Speaker:Und dann habe ich noch eine Behinderung aus der OP mitgenommen und so.
Speaker:Es dauert einfach, es dauert, dauert, dauert.
Speaker:Und dann kannst du natürlich irgendwie in Deutschland
Speaker:immer noch relativ weich fallen auf Bürgergeld oder so.
Speaker:Aber das wollte ich irgendwie auch nicht.
Speaker:Und wollte ich auch nicht meine Familie so mit reinziehen.
Speaker:Also dann ist auch einmal das, was mein Partner arbeitet,
Speaker:ja auch irgendwo hinfällig.
Speaker:Und deswegen habe ich relativ schnell gesagt,
Speaker:ich mache die Workshops.
Speaker:Und ich hatte vielleicht auch gar nicht diese Ambitionen,
Speaker:die ich ja dann jetzt habe.
Speaker:Ausstellen und so.
Speaker:Weiß ich nicht, hätte ich damals gesagt,
Speaker:dass Grenzen ja am größten waren.
Speaker:Auch mit dem Atelier und so.
Speaker:Ich habe ganz bescheiden, wenn nicht jetzt,
Speaker:dann mache ich jetzt das.
Speaker:Und ich will nur noch das machen,
Speaker:aber jetzt nicht mir zugetraut,
Speaker:dass ich das alles mache, was ich jetzt mache.
Speaker:Also ich war ja gerade in Schweden,
Speaker:habe da ausgestellt, ich kuratiere Sachen.
Speaker:Ich bin in einer Galerie vertreten und so weiter.
Speaker:Das sind ja alle Sachen, die hätte ich mir eigentlich gar nicht.
Speaker:Das ist viel mehr.
Speaker:Also ich habe viel mehr bekommen, als ich damals dachte.
Speaker:Ich war ganz bescheiden und dachte, ich gebe Malkurse.
Speaker:Wobei andere Künstlerinnen, Kollegen finden das gar nicht so bescheiden.
Speaker:Die sagen, das hast du dir zugetraut,
Speaker:das würde ich mich gar nicht trauen,
Speaker:jetzt irgendwie Kurse zu geben.
Speaker:Aber dafür fand ich, das kann man machen.
Speaker:Mit Laien im Grunde genommen,
Speaker:war ich ja selber zu dem Zeitpunkt eine irgendwie.
Speaker:Aber so was entwickeln, das geht.
Speaker:Hat es geklappt.
Speaker:Ich finde es sehr spannend.
Speaker:Ich mag auch, dass du sagst,
Speaker:du hast mehr bekommen, als du dir zugetraut hättest.
Speaker:Du hast groß geträumt, aber nicht so groß.
Speaker:Ich habe schrittweise vielleicht groß geträumt.
Speaker:Und ich glaube,
Speaker:das, was viele Kunstschaffende haben,
Speaker:und ich auch,
Speaker:ist eine gewisse Hybris und eine gewisse Größenwahn.
Speaker:Dass wir denken, wir sind es.
Speaker:Wir müssen da jetzt ausstellen.
Speaker:Das wollen wir erreichen.
Speaker:Weil das machen ja so viele.
Speaker:Im Grunde genommen brauchst du eine gewisse Hybris,
Speaker:um zu sagen, ich bleibe da dran.
Speaker:Ich will das machen, ich ziehe das durch.
Speaker:Meine Sachen sind gut genug.
Speaker:Irgendwo musst du es ja glauben,
Speaker:um morgens wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Speaker:Ich glaube aber auch,
Speaker:was wir mindestens genauso stark haben,
Speaker:sind Selbstzweifel.
Speaker:Und im Grunde genommen geht es immer hin und her.
Speaker:This is it.
Speaker:Das ist mega, was ich heute gemacht habe.
Speaker:Du gehst einmal aus dem Raum, kommst wieder rein,
Speaker:schaust dir das Gleiche an und denkst,
Speaker:this is shit.
Speaker:Dazwischen kannst du hundertmal am Tag wechseln.
Speaker:Ich denke, das war beides da.
Speaker:Dass ich einerseits dachte,
Speaker:die haben ja nicht auf dich gewartet.
Speaker:Miriam Smith aus Bunde,
Speaker:sagen wir dann immer,
Speaker:dass die jetzt hier kommt
Speaker:und die soll jetzt was nicht ausstellen.
Speaker:Andererseits habe ich auch immer gedacht,
Speaker:doch, das, was ich mache, ist geil.
Speaker:Dann habe ich gefragt und gemacht.
Speaker:Ich habe sehr hart gearbeitet.
Speaker:Du brauchst auch eine Menge Fleiß.
Speaker:Das ist auch anstrengend.
Speaker:Das ist nicht alles nur super rosa-rot,
Speaker:im Gegenteil.
Speaker:Aber trotzdem bleibt dieses Vertrauen,
Speaker:dass du auf dem richtigen Weg bist.
Speaker:Das würde ich inzwischen immer sagen,
Speaker:es ist alternativlos.
Speaker:Es gibt für mich keine Alternative.
Speaker:Ich kann kein anderes Leben führen als das.
Speaker:Ich glaube, das geht auch vielen so.
Speaker:Andere sagen aber doch auch,
Speaker:nach 10 oder 15 Jahren als kunstschaffende Ohr,
Speaker:es ist so bitter teilweise.
Speaker:Die Suppe ist so dünn,
Speaker:die muss ich so oft verlängern,
Speaker:dass ich vielleicht doch mehr einen Job suche.
Speaker:In der Schule oder in der Behörde oder was auch immer.
Speaker:Aber für mich ist es andersrum passiert.
Speaker:Ich weiß ja, wie es da ist.
Speaker:Ich wollte das fragen,
Speaker:die Erfahrungen, die du davor gemacht hast,
Speaker:wie hat es dir,
Speaker:ich vermute schon,
Speaker:aber was hat diese Erfahrung dir gebracht
Speaker:in diese neue Schritte?
Speaker:Hattest du mehr Vertrauen?
Speaker:Hattest du schon Sachen probiert?
Speaker:Du hast schon gesagt,
Speaker:dass es keine andere Möglichkeit gab.
Speaker:Aber hat es was anderes gebracht
Speaker:in deine Organisation,
Speaker:in deine Kommunikation mit den Leuten zum Beispiel?
Speaker:Selbstständig zu werden,
Speaker:hat es auch was gebracht?
Speaker:Ja, ich glaube schon.
Speaker:Mir wird das auch so gespiegelt,
Speaker:dass ich super zuverlässig bin.
Speaker:Ich habe als Assistentin der Geschäftsführung
Speaker:mal eine Zeit lang gearbeitet.
Speaker:Rufst du mich an, rufe ich auch zurück.
Speaker:Und auch nicht erst in den Dreitehaken.
Speaker:Ich habe auch immer noch im Kopf so etwas wie,
Speaker:dass man eine geschäftliche E-Mail
Speaker:in 24 Stunden beantworten muss.
Speaker:Seit Corona ist das nicht mehr alles
Speaker:so ganz fest in Stein gemeißelt,
Speaker:weil wir alle so überlastet sind.
Speaker:Aber früher war das so.
Speaker:Eine geschäftliche E-Mail
Speaker:wird in 24 Stunden beantwortet.
Speaker:Das ist einfach so drin.
Speaker:Das mache ich.
Speaker:Und das wird auch in Ausstellungskontexten
Speaker:ganz oft gesagt.
Speaker:Wenn du eine Ausstellung hast,
Speaker:kriegst du meistens eine Liste.
Speaker:Da steht, wir brauchen drei Werkbilder.
Speaker:Die müssen so und so viel DPI haben.
Speaker:Und die und die Maße.
Speaker:Und dann brauchen wir ein Porträt.
Speaker:Und dann brauchen wir einen Text.
Speaker:Und dann brauchen wir ein CV.
Speaker:Und das brauchen wir alles.
Speaker:Und das muss alles so und so aussehen.
Speaker:Und die Form muss so und so sein.
Speaker:Es ist nie das Gleiche.
Speaker:Du kriegst jedes Mal
Speaker:spezielle Anforderungen.
Speaker:Und da wird mir ganz oft gespiegelt,
Speaker:dass ich eigentlich die Erste bin,
Speaker:die das abgibt.
Speaker:Und dass das alles korrekt ist.
Speaker:Dass man nie sagen muss,
Speaker:du hast noch das Porträt vergessen.
Speaker:Das finden viele schon auch gut.
Speaker:Im Grunde genommen ist das
Speaker:bei meinen Kursen auch nicht viel anders.
Speaker:Dass ich auch zuverlässig antworte.
Speaker:Ich will jetzt nicht sagen,
Speaker:dass es grundsätzlich bei Kunstschaffenden
Speaker:nicht der Fall ist.
Speaker:Das wäre ja auch so ein Mythos.
Speaker:Aber es ist einfach so ein bisschen
Speaker:diese Arbeitsabläufe
Speaker:und Strukturen und so.
Speaker:Die sind anders drin.
Speaker:Und eine Steuererklärung kann ich auch machen.
Speaker:Also so Sachen.
Speaker:Einfach so ein bisschen.
Speaker:Das ist vielleicht schon ganz gut,
Speaker:dass ich das kann.
Speaker:Und dann ist es eben wirklich,
Speaker:wenn ich weiß,
Speaker:wenn es bitter wird
Speaker:und irgendwie hart ist,
Speaker:dass ich dann eben
Speaker:ganz genau weiß,
Speaker:dass es nur weiter geht.
Speaker:Es geht nicht zurück,
Speaker:es geht nur weiter nach vorne.
Speaker:Und du musst ja jetzt durch
Speaker:und dann geht es schon weiter.
Speaker:Es klappt.
Speaker:Ja, genau.
Speaker:Du brauchst nicht links und rechts gucken,
Speaker:was könnte ich noch machen.
Speaker:Oder gibt es nicht noch etwas Einfacheres?
Speaker:Oder will ich nicht hier und dort
Speaker:noch dieses oder jenes Geld verdienen?
Speaker:Oder könnte ich nicht besser das machen?
Speaker:Ne, das ist bei mir halt ausgeschlossen.
Speaker:Das habe ich ja alles versucht.
Speaker:Auch spannend.
Speaker:Du hast gesagt, du hast mit diesen Aquarellen
Speaker:angefangen, die eher kleine waren.
Speaker:Wie hast du das gesagt?
Speaker:Küchentisch?
Speaker:Wie hast du den Stil gebaut
Speaker:oder gebildet?
Speaker:Jetzt hast du schon ein besonderes Stil.
Speaker:Kannst du das gerne beschreiben?
Speaker:Für die Leute, die das noch nicht gesehen haben.
Speaker:Wie bist du darauf gekommen?
Speaker:Gute Frage.
Speaker:Das ist halt so entstanden.
Speaker:Ich glaube, es ist eine gewisse Ästhetik,
Speaker:die in mir drin irgendwo ist.
Speaker:Ich habe ganz, ganz, ganz viele
Speaker:einfach gemalt und gemacht.
Speaker:Dann fängst du ja an,
Speaker:auszusortieren.
Speaker:Vielleicht ist das sogar ein ganz wichtiger Schritt,
Speaker:dass du selber durchkuratierst,
Speaker:was gut ist und was nicht.
Speaker:Du kannst ja ganz viel malen
Speaker:und dann hast du 100 Bilder gemacht.
Speaker:Du musst das aber ja irgendwie
Speaker:aus irgendeiner Perspektive sortieren,
Speaker:welche gut sind und welche nicht.
Speaker:Das war, glaube ich, so ein Prozess,
Speaker:dass es eine bestimmte Dynamik gab,
Speaker:eine bestimmte Poesie
Speaker:oder eine bestimmte Tonalität,
Speaker:die da reingepasst hat,
Speaker:in das, was ich wollte.
Speaker:Ich kann nicht so richtig sagen,
Speaker:das musste geometrisch
Speaker:in der Ecke vom Bild oder so.
Speaker:Oder die und die Farben
Speaker:mussten drin sein.
Speaker:Ich wollte eine bestimmte Geschichte erzählen,
Speaker:ja, aber
Speaker:es ist ja eine abstrakte Geschichte
Speaker:in meinem Fall.
Speaker:Welche Bilder diese Geschichte erzählen,
Speaker:das habe ich ja
Speaker:irgendwo nach Gefühl entschieden.
Speaker:Also nach einer gewissen,
Speaker:vor allen Dingen Dynamik der Bilder.
Speaker:Megaspannend.
Speaker:Ich wollte dir das fragen,
Speaker:weil ich habe mit zwei Künstlern
Speaker:explizit darauf gesprochen,
Speaker:die sehr viel Porträt machen.
Speaker:Und sie sagen, wenn du ein Porträt machst,
Speaker:wichtig ist wirklich die Augen.
Speaker:Und irgendwann, wenn du malst,
Speaker:spürst du, du hast es.
Speaker:Du hast es geklappt,
Speaker:den Blick in deinem Bild zu machen.
Speaker:Und meine Frage an dich war,
Speaker:wie funktioniert das mit Abstrakt?
Speaker:Bei mir mit Dynamik.
Speaker:Also bei mir geht es um eine,
Speaker:wie gesagt, eine bestimmte Bewegtheit im Bild.
Speaker:Und
Speaker:so eine gewisse
Speaker:poetische
Speaker:Ästhetik, würde ich sagen.
Speaker:Also es geht um eine Beschwingtheit
Speaker:vielleicht auch.
Speaker:Und ich befasse mich,
Speaker:oder befasse mich vor allen Dingen zu der Zeit
Speaker:tatsächlich mit Vergänglichkeit
Speaker:und mit so einem kurzfristigen,
Speaker:impulsiven Aufblühen.
Speaker:Also wenn du dann irgendwie mit dieser
Speaker:Zeit so konfrontiert bist und das
Speaker:Tier vielleicht begrenzt ist,
Speaker:dann kannst du
Speaker:natürlich dich zu Hause in die Ecke setzen
Speaker:und heulen. Aber
Speaker:du kannst natürlich auch rausgehen und
Speaker:sagen, oh in der Blume wollte ich nochmal schnuppern
Speaker:und ich muss das noch machen
Speaker:und ich will das sehen und so. Und alles
Speaker:wird ganz intensiv.
Speaker:Also wenn du irgendwie
Speaker:anfängst zu denken, das mache ich vielleicht
Speaker:zum letzten Mal.
Speaker:Das natürlich kann furchtbar traurig sein,
Speaker:aber es wird auch sehr, sehr schmackhaft.
Speaker:Es ist ein bisschen so wie das erste Mal, was
Speaker:zu probieren.
Speaker:Und wenn du
Speaker:denkst oder dir einbildest,
Speaker:du würdest es zum letzten Mal machen, ist es
Speaker:vielleicht auch ein besonderer
Speaker:Geschmack.
Speaker:Und dieses
Speaker:intensive, dieses Aufblühen,
Speaker:aber gleichzeitig auch dieses Vergängliche,
Speaker:dass es verschwindet, dass es vergeht,
Speaker:das wollte ich irgendwie festhalten.
Speaker:Also mit einer
Speaker:abstrakten Sprache.
Speaker:Und das Vergehen der Zeit.
Speaker:Also wenn ich meine Bilder angucke,
Speaker:dann kann ich dir sagen,
Speaker:wie lange
Speaker:wo die Farbe,
Speaker:also es war ja immer noch Aquarell, aber eine bestimmte
Speaker:Technik, die ich selber modifiziert
Speaker:habe,
Speaker:wie lange die Farbe wo war.
Speaker:Also wie schnell
Speaker:sich die Farbe über die Leinwand bewegt hat.
Speaker:Wie lange die...
Speaker:Damit habe ich mich im Grunde genommen
Speaker:befasst, mit Zeit.
Speaker:Mit dem Vergehen von Zeit und
Speaker:wie schnell oder wie langsam.
Speaker:Und dann mit dieser Poesie des Moments.
Speaker:Also der
Speaker:Schmackhaftigkeit des Augenblicks
Speaker:im Grunde genommen.
Speaker:Das wollte ich fragen, weil es sind tiefen, intensiven
Speaker:Themen, aber trotzdem
Speaker:behält es eine ganz besondere
Speaker:Leichtigkeit, finde ich.
Speaker:Man spürt das aus deinen Bildern.
Speaker:Du hast diese sehr
Speaker:kleine Grenze
Speaker:zwischen beiden und die gut
Speaker:gleichgewichtet ist.
Speaker:Ja, ich meine, viele sehen das, glaube
Speaker:ich, auch nicht auf den ersten Blick, dass es um
Speaker:irgendwas mit Tod oder Sterben
Speaker:oder im Grunde genommen geht es auch nicht um
Speaker:den Tod. Es geht ums Sterben, also ums
Speaker:Vergehen.
Speaker:Das muss man nicht sofort sehen.
Speaker:Dass das
Speaker:da drin steckt, aber es steckt
Speaker:vielleicht doch irgendwo subtil.
Speaker:Eben dieses
Speaker:Vergängliche, dieses
Speaker:Subtile, dieses vielleicht auch Zarte,
Speaker:was man nicht greifen kann drin.
Speaker:Gleichzeitig ist es wie so
Speaker:teilweise schreiben die auch
Speaker:richtig die Bilder.
Speaker:Wow, hier bin ich.
Speaker:Und deine
Speaker:Kunden, denkst du, sie spüren
Speaker:das oder erklärst du denen das?
Speaker:Kommt ganz drauf an,
Speaker:ob die es wissen wollen. Also manche wollen ja
Speaker:auch nur einfach ein schönes Bild über das Sofa hängen
Speaker:und andere wollen es
Speaker:wissen und wieder andere kommen genau
Speaker:deswegen, sind irgendwie darüber
Speaker:zu mir gekommen und
Speaker:sind auch ganz unterschiedlich.
Speaker:Spannend, also das heißt, du hältst
Speaker:dich auch frei, das zu erklären oder nicht
Speaker:oder ob die Leute das verstehen.
Speaker:Weißt du, was ich meine?
Speaker:Bist du ganz davon entfernt?
Speaker:Oder berührt es dich?
Speaker:Ob die Leute das verstehen
Speaker:oder nicht?
Speaker:Nein, ich arbeite
Speaker:eigentlich für mich.
Speaker:Es ist schon schön, wenn jemand das versteht,
Speaker:aber wir haben ja sowieso einen eigenen
Speaker:Zugang zu diesen Themen und
Speaker:selbst wenn wir
Speaker:sagen, ja, das habe ich auch
Speaker:erlebt oder so,
Speaker:dann gibt es diese gewisse
Speaker:Verbindung und ich glaube, es gibt auch
Speaker:immer
Speaker:es macht einen Unterschied,
Speaker:ob
Speaker:die Leute Kontakt
Speaker:hatten
Speaker:zum düsteren Teil
Speaker:und wie sie
Speaker:an die Dinge herangehen und
Speaker:ich glaube schon, dass es
Speaker:oft so ist, dass man eine
Speaker:bestimmte Verbindung miteinander hat
Speaker:und doch bleibt
Speaker:es ja was super Subjektives
Speaker:also es ist ja
Speaker:und deswegen, also diese
Speaker:Arbeit mache ich für mich, das ist wie ein Erforschen
Speaker:das war auch nicht auf
Speaker:also die Arbeiten, die sind
Speaker:ja so
Speaker:sehr
Speaker:wie soll man sagen, schön
Speaker:was in der Kunst gar nicht
Speaker:immer unbedingt so gut ankommt
Speaker:aber das war gar
Speaker:nicht vielleicht, sondern das Prozess
Speaker:hafte, es geht darum, wirklich
Speaker:was zu erforschen, was rauszufinden
Speaker:was zu fühlen
Speaker:was zu
Speaker:transformieren oder
Speaker:so, also nicht unbedingt
Speaker:darum ein schönes Bild zu machen, sondern
Speaker:was zu erfahren
Speaker:auf dem Weg dahin
Speaker:und jetzt später, jetzt habe ich mich ja von der Leinwand
Speaker:gelöst und da ist es eben genauso
Speaker:also es geht um
Speaker:um
Speaker:Transformationsprozesse, um Experimente
Speaker:um was raus
Speaker:und dabei eben Erkenntnisse zu gewinnen
Speaker:und was rauszufinden
Speaker:Das wollte ich auf jeden Fall fragen, ob du denn
Speaker:mehrere Phasen
Speaker:erkennen kann in deiner
Speaker:Forschung und deiner Arbeit?
Speaker:Ja, absolut, also
Speaker:zum einen
Speaker:angefangen hat es mit Malerei, wie bei fast
Speaker:also fast, was heißt fast allen, aber
Speaker:bei vielen Kunstschaffenden und gerade die, die
Speaker:an der Hochschule sind
Speaker:gewesen sind, die sind ja, starten ja auch
Speaker:oft mit Zeichnen und Malen und sowas
Speaker:bevor sie sich dann in ihre Sparten
Speaker:einfinden
Speaker:und ich habe auch
Speaker:mit Malerei halt angefangen und
Speaker:selbst in der Malerei kannst du ganz
Speaker:kann ich auf den ersten Blick sagen, das ist
Speaker:hier ganz, das ist wirklich der ganz
Speaker:der Anfang 2019
Speaker:und es hat bestimmte
Speaker:Themenkomplexe irgendwie dann auch
Speaker:bearbeitet
Speaker:aber
Speaker:dann irgendwann habe ich mich eben von der
Speaker:Leinwand auch gelöst, also ich habe
Speaker:dann angefangen Objekte zu machen
Speaker:aus so einem
Speaker:selbst, da geht es immer noch um die Thematik
Speaker:Vergänglichkeit, aber nochmal viel
Speaker:bewusster
Speaker:also ich habe aus einem selbst
Speaker:gemachten Material aus Pflanzenstärke
Speaker:und Tinte im weitesten Sinne
Speaker:und so ein paar Geheimzutaten
Speaker:so ein
Speaker:Material erschaffen, was so ganz
Speaker:hauchzart ist und
Speaker:macht daraus Mobiles
Speaker:und die sind
Speaker:ultravergänglich, also der Auslöser war
Speaker:eben auch nochmal eine
Speaker:Ausstellung, ein Ausstellungsangebot
Speaker:mit dem Titel Variable X
Speaker:das war eine Jubiläumsausstellung
Speaker:einer Galerie
Speaker:der Inselgalerie und
Speaker:das Thema war eben Variable X
Speaker:und das X war im Grunde genommen die Zeit
Speaker:und ich konnte mich
Speaker:eigentlich nur auf die Art, ich konnte jetzt
Speaker:keine Retrospektive oder sowas machen
Speaker:sondern für mich war eben der Faktor
Speaker:Zeit ist der Faktor des Vergehens
Speaker:also wir, alles sackt
Speaker:Richtung Erde, ob es unsere Wangen
Speaker:sind oder es geht alles
Speaker:nur in eine Richtung und
Speaker:deswegen habe ich dann diese
Speaker:Arbeiten gemacht aus diesem ultravergänglichen
Speaker:Material
Speaker:die
Speaker:hatten den Titel, also es waren
Speaker:zwei Arbeiten, einmal so ein Mobile
Speaker:und einmal so Wandobjekte und
Speaker:der Titel der Wandobjekte war
Speaker:eine Reihe, die hießen Great Barrier Reef
Speaker:weil es eben auch so ein
Speaker:Mikrokosmos ist, ein Ökosystem, was
Speaker:so supervergänglich ist und wo schon
Speaker:der falsche Lichteinfall oder so
Speaker:eben
Speaker:das
Speaker:zerstören kann und so ist das Material
Speaker:eben auch und das andere
Speaker:hieß, das Mobili
Speaker:hieß und heißt bis heute
Speaker:By Land, By Water and In The Air
Speaker:weil eben alles diesem Vergänglichkeitsprozess
Speaker:unterliegt, also alles was
Speaker:kreucht und fleucht
Speaker:an Land, zu Wasser
Speaker:und in der Luft ist eben so vergänglich
Speaker:wir sind alle davon
Speaker:betroffen und
Speaker:das Material ist eben so
Speaker:von der Beschaffenheit her, dass
Speaker:das mit der Zeit einfach auch
Speaker:sichtbar sich verändert, also schon
Speaker:während der Ausstellungsdauer hat
Speaker:sich das verändert und
Speaker:es schrumpelt erstmal so ein bisschen
Speaker:zusammen, dann löst sich was ab
Speaker:dann geht das langsam so
Speaker:den Bach hinunter sozusagen
Speaker:und
Speaker:das war auch der Sinn
Speaker:der Übung, also das ist eben
Speaker:tauchst du das in Wasser, das Mobili, dann löst
Speaker:sich das auf, du kannst es in Wasser,
Speaker:ein Wassereimer machen und dann hast du nur noch
Speaker:ein farbiges Wasser
Speaker:genau und das war
Speaker:eben zu diesem Thema und für die gleiche
Speaker:Galerie und
Speaker:wieder ein Jubiläum mache ich
Speaker:im Moment gerade
Speaker:eine Arbeit, also das Thema ist
Speaker:Freundliche Utopien
Speaker:die Arbeit, die brauchen wir
Speaker:gerade
Speaker:und die Arbeit, die ich dazu
Speaker:mache, die heißt
Speaker:ist nur ein Arbeitstitel
Speaker:aber ich denke, das wird auch der finale
Speaker:Titel
Speaker:Alles
Speaker:muss sich ändern, alles
Speaker:soll so bleiben wie es ist
Speaker:und da versuche ich gerade
Speaker:diese Objekte, die ich da geschaffen habe,
Speaker:die so ultra-ephimär sind
Speaker:die du kaum halten kannst und anfassen
Speaker:ohne dass die vergehen
Speaker:sozusagen zu konservieren
Speaker:und zwar in so großen Gläsern
Speaker:mit
Speaker:verschiedenen, also
Speaker:das ist ein bisschen wie ein Chemielabor
Speaker:Frankenstein aber entzärtlich
Speaker:versuche ich die einzumachen
Speaker:also ich habe Ethanol und Glycerin
Speaker:und bin mit
Speaker:Formaldehyd und sowas unterwegs
Speaker:und versuche diese
Speaker:diese organischen
Speaker:skulpturalen
Speaker:die sehen teilweise aus wie so
Speaker:Lebewesenquallen oder irgendwelche tropischen
Speaker:Pflanzen oder so, versuche
Speaker:ich
Speaker:in so Präparatgläsern
Speaker:wie du die aus dem Medizinhistorischen Museum
Speaker:oder so vielleicht kennst
Speaker:einzuhalten
Speaker:also festzuhalten
Speaker:und ich finde das passt auch wieder so zu meinem
Speaker:nun bin ich ja schon eine Weile da
Speaker:also immer noch eine Weile da nach meiner
Speaker:Diagnose, also es geht jetzt irgendwie auch
Speaker:ums Überleben und ums Bleiben
Speaker:und um so eine Art
Speaker:Festhalten auch wieder an Dingen
Speaker:was du ja eingangs gefragt hast
Speaker:man bleibt ja nicht immer
Speaker:in diesem Modus
Speaker:ja genau
Speaker:und jetzt geht es eben um dieses Konservieren
Speaker:also wieder ein neuer Arbeitszyklus
Speaker:aber es gehört schon alles auch zusammen
Speaker:die haben alle die gleiche Ästhetik
Speaker:es spricht alles die gleiche Sprache
Speaker:es ist wie ein vielstimmiger Chor mittlerweile
Speaker:also du könntest ja jetzt
Speaker:wenn ich jetzt eine Einzelausstellung mache, hättest du vielleicht
Speaker:die Gläser sind ja noch nicht fertig
Speaker:da bin ich noch mittendrin im Prozess
Speaker:und für dann irgendwelche
Speaker:wie im Chemielabor
Speaker:also wirklich
Speaker:Frankenstein hier dann noch in der Friedhofskapelle
Speaker:für dann irgendwelche Protokolle
Speaker:wieviel Flüssigkeiten
Speaker:davon ich und so weiter
Speaker:aber du hättest jetzt
Speaker:theoretisch wenn die dann fertig sind
Speaker:und wenn die so werden wie ich das möchte
Speaker:hättest du diese
Speaker:diese
Speaker:amorphen Lebewesen auf der Leinwand
Speaker:an der Wand
Speaker:und dann
Speaker:abgelöst von der Leinwand im Raum
Speaker:also in der Luft
Speaker:kannst du die als Mobile eben
Speaker:hängen sehen und dann kannst du sie
Speaker:aber kannst du sie auch als Skulpturen
Speaker:in Anführungsstrichen in diesen Gläsern
Speaker:ähm
Speaker:also es zieht sich wie so ein
Speaker:roter Faden durch und ich
Speaker:begebe mich so durch so verschiedene
Speaker:wie Aggregatszustände oder so
Speaker:bei Land by Water and in the Air
Speaker:ist es eigentlich wieder
Speaker:also ja
Speaker:das sind so die Arbeitszyklen
Speaker:die mit dem Thema
Speaker:verbunden sind und dann gibt es noch
Speaker:so einen
Speaker:im Moment so einen Drall zu neuen Technologien
Speaker:also zu KI
Speaker:zu Augmented Reality
Speaker:virtuelle Realität
Speaker:und so das ist auch
Speaker:ein Thema
Speaker:zu dem kuratiere ich eine jährliche
Speaker:Ausstellung mit meiner Kollegin zusammen
Speaker:und
Speaker:das beeinflusst meine eigene Arbeit
Speaker:auch also es ist nochmal ein anderer
Speaker:Werkzyklus an dem ich arbeite
Speaker:da geht es darum
Speaker:im Grunde genommen auch um eine Art
Speaker:utopische
Speaker:ähm
Speaker:wie soll man sagen
Speaker:ich erschaffe Organe
Speaker:ich erschaffe Organe
Speaker:die wir nicht haben aber die
Speaker:wir bräuchten
Speaker:um
Speaker:große Probleme
Speaker:um auch was zu erhalten
Speaker:oder zu schützen oder zu wahren
Speaker:und genau
Speaker:das ist sowas wo ich im Moment
Speaker:parallel dran arbeite aber eben
Speaker:mehr am Computer als
Speaker:im Atelier
Speaker:also nochmal
Speaker:ein ganz anderer
Speaker:Werkzyklus
Speaker:Ich möchte unbedingt dir fragen wie deine
Speaker:Woche oder Tage aussehen
Speaker:kurz davor
Speaker:wenn du das alles
Speaker:was ich immer spannend finde ist den Prozess
Speaker:wie du das erklärst
Speaker:was den roten Faden ist und so
Speaker:wenn du eine Ausstellung
Speaker:vorbereitest ist es jemand
Speaker:externer der
Speaker:deine Werke zum Beispiel beschreiben wird
Speaker:und erklären was er denkt
Speaker:habe ich das Gefühl sehr typisch in Frankreich
Speaker:oder gibst du die Erklärung
Speaker:selbst
Speaker:verschieden
Speaker:es ist ja ganz verschieden eigentlich
Speaker:kommt drauf an
Speaker:was du machst wo du ausstellst
Speaker:ob es eine Gruppenausstellung ist
Speaker:wenn du in einer größeren Gruppenausstellung
Speaker:dabei bist und hängst dein Bild
Speaker:mit rein dann wird kaum
Speaker:einer erfahren
Speaker:worum es dabei geht
Speaker:manchmal gibt es
Speaker:aber auch also
Speaker:zu den beiden Sachen die ich jetzt
Speaker:mache an denen ich gerade arbeite
Speaker:gibt es auch geschriebene Texte
Speaker:zu dem einen vielleicht sogar wie so eine Art
Speaker:medizinisches
Speaker:Buch
Speaker:kommt ein bisschen drauf an
Speaker:wie die Kapazitäten da sind
Speaker:aber du hast vielleicht auch ein Thema
Speaker:zu dem du einreichst
Speaker:also wenn du dich
Speaker:bewerbst auf eine Ausstellung gibt es vielleicht ein
Speaker:Thema wo du
Speaker:dann quasi auch ein bisschen Worte
Speaker:machen musst darum wie deine Arbeit
Speaker:da rein passt oder da rein gehört
Speaker:also es ist verschieden
Speaker:gibt es ein bisschen alles
Speaker:gab es was bestimmtes die du zum Beispiel
Speaker:für eine Vernissage gemacht hast
Speaker:oder eine besondere
Speaker:Performance oder
Speaker:weil oft ist es so dass man
Speaker:nimmt ein Glas Champagner oder was zu trinken
Speaker:und dann du sagst paar Wörter
Speaker:so kenne ich das zumindest von Vernissage
Speaker:ich habe auch erlebt das war bei
Speaker:Under the Mango Tree in Berlin tatsächlich
Speaker:dass man für eine
Speaker:Aufstellung einen Koch gebracht hat
Speaker:und der Koch hat so ein
Speaker:Fünf-Gänge-Menü gemacht
Speaker:inspiriert von den Bildern
Speaker:von einem Künstler. Hast du schon was
Speaker:bestimmtes in dieser Art erlebt?
Speaker:Ja, wir machen also
Speaker:in der Inselgalerie ist es tatsächlich oft
Speaker:so dass für die Ausstellungen so ein kleines
Speaker:Menü
Speaker:dann geht es
Speaker:aber mehr nicht um die
Speaker:Bilder
Speaker:oder um die Werke die da sind, sondern es geht
Speaker:um das Thema der Ausstellung
Speaker:und das wird dann aufgegriffen
Speaker:von den wunderbaren
Speaker:Mitarbeitenden dort
Speaker:die dann dazu was zaubern
Speaker:und was irgendwie dem entlehnt
Speaker:ist. Das gibt es häufiger
Speaker:ja auch, das gibt es teilweise auch so ein bisschen
Speaker:inzwischen als
Speaker:Event-Gastronom
Speaker:in Verbindung mit Ausstellungskonzepten
Speaker:Genau, ich kenne das auch mit Musiker
Speaker:die kommen
Speaker:in einem besonderen Konzept oder so
Speaker:und stellen was vor
Speaker:Aber ich finde es spannend
Speaker:weil ich meine die erste Galerie
Speaker:wo ich war, die ein bisschen jüngere
Speaker:war, war immer so ganz weiß
Speaker:und trocken mit den
Speaker:Sachen auf die Wände und mittlerweile
Speaker:ich finde man erlebt mehr
Speaker:was man sieht
Speaker:auf unterschiedlicher Ebene
Speaker:Ja, ich glaube das ist auch so ein bisschen
Speaker:also
Speaker:ich glaube das wird so ein bisschen
Speaker:vielfältiger
Speaker:einfach und das ist das eben
Speaker:oft auch, also ich meine in Berlin
Speaker:gibt es unheimlich viel, jeden Donnerstag
Speaker:konkurrieren zig
Speaker:Ausstellungen, Ausstellungseröffnungen
Speaker:miteinander auch um ein gewisses
Speaker:Publikum zu erreichen und
Speaker:je dröger es ist im Grunde genommen
Speaker:desto weniger hast du ja
Speaker:auch Menschen die da hinkommen
Speaker:wollen und sich das angucken wollen
Speaker:und von daher glaube ich
Speaker:müssen Galerien auch vielleicht was anderes
Speaker:bieten als nur
Speaker:jetzt
Speaker:Werke, Kunst an der Wand
Speaker:also es ist auch immer ein bisschen eine Frage natürlich
Speaker:davon wie
Speaker:gut situiert eine Galerie ist
Speaker:Es gibt Galerien, die müssen
Speaker:im Grunde genommen nur ihr Stammpublikum
Speaker:anschreiben
Speaker:also ihre Klientel, ihre
Speaker:Stammkäuferschaft, ihre SammlerInnen
Speaker:anschreiben und dann
Speaker:kommen Leute und dann
Speaker:wird auch was verkauft
Speaker:das ist wie so ein selbsterfüllendes
Speaker:Konzept im Grunde genommen
Speaker:selbst ja halt eine Machtstrategie vielleicht
Speaker:sogar
Speaker:und alle anderen müssen sich halt was einfallen
Speaker:lassen vielleicht auch um überhaupt
Speaker:Menschen zu erreichen
Speaker:Und von deiner Erfahrung
Speaker:du hast gesagt, du warst schon im Ausland
Speaker:um Ausstellungen dort zu machen
Speaker:ist das anders oder
Speaker:ist es schon, es gibt
Speaker:eine Art Galerie und Kunst
Speaker:auszustellen in der Welt gerade
Speaker:Ne, ich glaube es ist überall ein bisschen anders
Speaker:also
Speaker:ich war ja wie gesagt jetzt gerade in Schweden
Speaker:und da
Speaker:ich hab das Gefühl
Speaker:ich will jetzt ja auch keine kulturellen
Speaker:Fässer aufmachen
Speaker:ist es ein bisschen mehr so
Speaker:normal auch in eine Ausstellung
Speaker:zu gehen und sich auch
Speaker:vielleicht ein kleines
Speaker:Kunstwerk zu kaufen oder
Speaker:auch wenn man jetzt nicht
Speaker:also ich rede jetzt nicht davon
Speaker:tausende zu investieren aber
Speaker:oder zigtausende oder
Speaker:hunderttausende
Speaker:aber so ein bisschen fast wie so ein bisschen
Speaker:nahbarer
Speaker:so ein bisschen weniger distanziert
Speaker:als der deutsche Kunstmarkt
Speaker:ich weiß nicht wie es in Frankreich ist
Speaker:du hast ja vorhin gesagt, da wird dann was
Speaker:gesagt von der Kuratorin aber
Speaker:das stimmt aber ich denke es gibt
Speaker:immer mehr unterschiedliche
Speaker:Perspektiven, auch Klamotten
Speaker:hab ich das Gefühl kommt auch sehr viel
Speaker:Textil in, dass man auch Kunst tragen
Speaker:kann, also
Speaker:unterschiedliche Medium und dann kostet das
Speaker:auch weniger als ein Original
Speaker:in seinem Wohnzimmer zu haben
Speaker:ja, naja und du hast natürlich
Speaker:in Berlin ganz viele verschiedene Szenen
Speaker:die nebeneinander existieren
Speaker:also wir haben
Speaker:diese wirklich Museumsszene
Speaker:natürlich, dann gibt es diese
Speaker:ganz gehobenen Galerien
Speaker:dann gibt es die freie Kunstszene
Speaker:also die freien Räume
Speaker:die ja
Speaker:einerseits viel viel härter
Speaker:kämpfen, also müssen
Speaker:weil eben die
Speaker:finanzielle Ausstattung nicht da ist und jetzt
Speaker:nach der Streichorgie
Speaker:die da kürzlich
Speaker:stattgefunden hat noch viel mehr
Speaker:aber die auch viel
Speaker:freier und
Speaker:enthemmter vielleicht damit umgehen
Speaker:was auch möglich ist
Speaker:also
Speaker:ähm
Speaker:Kunst kann ja viel
Speaker:mehr sein als einfach ein Bild an der
Speaker:Wand, wo
Speaker:vielleicht alle zuerst dran denken, aber
Speaker:es können Versuche sein, Experimente
Speaker:Performances, Interaktionen
Speaker:wissenschaftliche Untersuchungen
Speaker:also
Speaker:und das finde ich eigentlich immer am allerschönsten
Speaker:wenn ich wieder
Speaker:selbst ich, die ich da jetzt
Speaker:eigentlich regelmäßig unterwegs
Speaker:bin und das eigentlich auch weiß
Speaker:aber wenn ich wieder
Speaker:also der beste und beflügelndste Moment
Speaker:ist eigentlich, wenn ich selber wieder
Speaker:mich erinnere, du darfst
Speaker:alles machen, alles und das
Speaker:wird manchmal auch angeregt, wenn ich wieder
Speaker:auf einer Ausstellung bin und denke
Speaker:abgefahren, was die hier machen
Speaker:wie abgefahren ist das
Speaker:in Stockholm zum Beispiel, es war auf einer
Speaker:Messe und da wurden
Speaker:da hat
Speaker:ein Duo
Speaker:meine Gehirnströme gemessen und
Speaker:in Musik übersetzt und haben sich
Speaker:eben quasi so pseudowissenschaftlich
Speaker:dem Thema der
Speaker:der Messe, das war
Speaker:Passion angenähert, also sie haben eben
Speaker:gemessen bei den anderen
Speaker:Kunstschaffenden, wie viel
Speaker:Passion sie haben für
Speaker:die Kunst und es war
Speaker:freaky und lustig und
Speaker:cool und ich hab wieder gewusst
Speaker:so, du darfst alles machen
Speaker:du kannst alles machen, was du willst
Speaker:und das ist
Speaker:das Größte an
Speaker:der Sache und das ist
Speaker:für mich viel
Speaker:inspirierender und spannender als noch eine
Speaker:Leinwand zu malen und noch eine Leinwand zu malen
Speaker:sondern wirklich zu sagen, jede
Speaker:Idee, die du hast, kannst
Speaker:du, wenn du willst
Speaker:irgendwie ins Leben
Speaker:bringen und es ist nicht so
Speaker:starr wie viele denken
Speaker:in manchen Bereichen ist
Speaker:es super starr und die Teile
Speaker:der Kunstszene sind super versnobbt
Speaker:also das will ich jetzt nicht
Speaker:irgendwie sagen, dass
Speaker:dass das alles überall so frei ist
Speaker:aber die
Speaker:Bereiche, die an den Rändern sind
Speaker:und die vielleicht wirklich
Speaker:wo es dann wirtschaftlich
Speaker:oft ums blanke Überleben geht
Speaker:aber die sind wahrscheinlich inhaltlich
Speaker:die freiesten, interessantesten
Speaker:und auch
Speaker:postmodernsten Bereiche
Speaker:Spannend
Speaker:Was sind
Speaker:deine Inspirationen?
Speaker:Oder hast du Routine dabei?
Speaker:Oder Gewöhnheiten?
Speaker:Naja, also meine Inspiration
Speaker:ist ja im Grunde genommen, entwickelt sich ja
Speaker:eins aus dem Letzten
Speaker:Also, das habe ich ja gerade schon erklärt
Speaker:Ich hatte was, dann hat sich daraus
Speaker:das Nächste entwickelt und das
Speaker:dann wieder mit einer neuen
Speaker:Fragestellung
Speaker:Du hast dann
Speaker:dieses super vergängliche Material
Speaker:und irgendwann kommt die Frage
Speaker:Aber was ist jetzt damit?
Speaker:Geht das jetzt einfach?
Speaker:Ist es dann einfach weg?
Speaker:Und daraus ergibt sich die neue Fragestellung
Speaker:Kannst du das irgendwie erhalten?
Speaker:Wenn ja, wie?
Speaker:Was gibt es für Möglichkeiten?
Speaker:Und da ist ganz viel, was auch im Kopf stattfindet
Speaker:vielleicht manchmal monatelang
Speaker:bevor du überhaupt irgendwie einen Finger rührst
Speaker:Das heißt nicht, dass ich nicht parallel
Speaker:auch einen Finger rühre
Speaker:und an anderen Projekten arbeite
Speaker:aber wo das so im Hintergrund
Speaker:immer wieder
Speaker:wo du immer wieder denkst
Speaker:Wie mache ich das?
Speaker:Also das Material für die Mobiles
Speaker:hatte ich lange bevor
Speaker:hatte ich Material davon rumliegen
Speaker:und ich wusste nicht, wie ich das präsentieren kann
Speaker:und irgendwann
Speaker:bin ich auf diese Wandobjekte gekommen
Speaker:und irgendwann kam dann daraus
Speaker:wiederum, dass die so leicht sind
Speaker:und so zart
Speaker:dass die eigentlich fliegen könnten
Speaker:also dass die in so bewegte
Speaker:die drehen sich auch
Speaker:also dass die sich eben auch
Speaker:frei im Raum bewegen könnten
Speaker:und so
Speaker:aber das eine ergibt sich aus dem vorherigen
Speaker:und manchmal ist die Umsetzung ganz banal
Speaker:also dann dauert das
Speaker:dann hast du das Material
Speaker:eineinhalb Jahre rumliegen
Speaker:und eineinhalb Jahre
Speaker:brütest du darüber
Speaker:wie du das überhaupt
Speaker:präsentieren sollst
Speaker:kannst ja die einfach auf den Tisch schmeißen
Speaker:wie soll ich das überhaupt
Speaker:in eine Form bringen
Speaker:und dann auf einmal hast du
Speaker:eine Idee
Speaker:für mich war das dann, dass ich die
Speaker:auf Acrylglasplatten montiert habe
Speaker:damit der Untergrund
Speaker:unsichtbar bleibt
Speaker:und die dann an die Wand können
Speaker:und dann war das super einfach
Speaker:das am Ende zu machen
Speaker:also nur das überhaupt mal zu wissen
Speaker:war die Herausforderung
Speaker:und dann fragst du dich
Speaker:ach das war zu einfach
Speaker:ist das dann Kunst?
Speaker:Wirklich?
Speaker:Ich glaube das haben ganz viele
Speaker:das habe ich schon öfter mit
Speaker:KollegInnen auch besprochen
Speaker:das ist dann so
Speaker:darf das so viel Spaß machen
Speaker:also
Speaker:dürfen Sachen
Speaker:die ernste Arbeit sind
Speaker:dürfen die so viel Spaß machen
Speaker:oder darf das einfach sein
Speaker:dann ist es aber
Speaker:wichtig eben zu betonen
Speaker:nein ich habe da eineinhalb Jahre drüber nachgedacht
Speaker:wachgelegen nachts
Speaker:und so weiter
Speaker:aber ich liebe es
Speaker:ich finde so
Speaker:die Gesellschaft hat ein bisschen das gebetet
Speaker:was muss kompliziert
Speaker:und was soll einfach sein
Speaker:und man mischt das
Speaker:überall und weiß nicht mehr
Speaker:so gut oder nicht gut oder richtig
Speaker:oder nicht richtig
Speaker:und ich finde es spannend
Speaker:das habe ich nicht erwartet
Speaker:finde ich cool
Speaker:alles muss so schwer sein
Speaker:und ich meine wir haben doch ein
Speaker:total verquaxtes System was das betrifft
Speaker:ich meine die reichsten Leute
Speaker:sind doch nicht die die am härtesten arbeiten
Speaker:es wird uns irgendwie untergejubelt
Speaker:die sind die am leichtesten geerbt haben
Speaker:oder so
Speaker:oder es wird dann gesagt ja
Speaker:die haben ja auch so einen schweren Job
Speaker:deswegen müssen die ja auch
Speaker:150.000 im Jahr verdienen
Speaker:die haben ja so viel Verantwortung
Speaker:und dann denkst du aber so
Speaker:ja aber was ist denn mit denen
Speaker:die wirklich an der Basis
Speaker:die Arbeit machen und die Verantwortung
Speaker:tragen für meinetwegen Menschenleben
Speaker:oder so in der Pflege
Speaker:wo ist denn die Wertschätzung da
Speaker:geht es hier wirklich um Verantwortung
Speaker:oder ist es alles nur so
Speaker:ist es alles nur
Speaker:weiß ich nicht
Speaker:wie so ein
Speaker:Zaubertrick aufgeführt wird
Speaker:und dann macht man so mit dem Tuch
Speaker:irgendwas um abzulenken
Speaker:weißt du was ich meine?
Speaker:ich weiß was du meinst
Speaker:ich habe echt keine Antwort dazu
Speaker:aber ich finde es spannend zu wissen
Speaker:dass auch im Kunst man sich solche Fragen stellt
Speaker:klingt doof
Speaker:aber ich finde es interessant zu sehen
Speaker:dass die
Speaker:Mechanismus von wie Menschen denken
Speaker:eigentlich ziemlich die gleiche
Speaker:sind egal wo man guckt oder so
Speaker:und ich finde es auch
Speaker:für mich von meiner
Speaker:Außensicht
Speaker:Kunst ist schon so frei
Speaker:dass man trotzdem wenn man sich
Speaker:dafür entschieden hat
Speaker:manchmal zu sagen
Speaker:das war zu einfach geht das?
Speaker:ich finde es spannend
Speaker:wir gehen davon aus
Speaker:dass Kunst so frei ist
Speaker:das habe ich ja auch gerade selber konstatiert
Speaker:du kannst alles machen
Speaker:aber der Kunstbetrieb
Speaker:der ist überhaupt nicht frei
Speaker:das ist einer der traditionellsten
Speaker:konventionellsten
Speaker:patriarchalsten
Speaker:klassischsten
Speaker:Betriebe von allen
Speaker:also wirklich da ist ja
Speaker:das ist
Speaker:da denke ich manchmal
Speaker:wir haben doch den Anspruch
Speaker:und das wird ja auch
Speaker:immer so geführt
Speaker:da wird ein langes Pamphlet dazu geschrieben
Speaker:und ich meine jetzt wie gesagt
Speaker:nicht die freie Szene oder so
Speaker:dafür würde ich sagen trifft das zu
Speaker:also die Freiheit
Speaker:je höher du kommst
Speaker:desto mehr
Speaker:ungeschriebene Regeln gibt es
Speaker:die du kennen musst um überhaupt dich zu qualifizieren
Speaker:desto mehr
Speaker:Sachen gibt es die du nicht tun darfst
Speaker:nicht sagen darfst, nicht machen darfst
Speaker:Menschen die du nicht sein darfst
Speaker:also es fängt beim Geschlecht an
Speaker:je höher du kommst in der
Speaker:in der Kunstwelt
Speaker:also in der Galerie oder so
Speaker:desto weniger Frauen findest du
Speaker:du findest die Frauen nur nackt an der Wand
Speaker:also nur auf den Gemälden
Speaker:aber du findest die nicht als Kunstschaffende
Speaker:der Name der neben dem Werk steht
Speaker:ist weiß ich nicht
Speaker:90% männlicher Name
Speaker:und je höher du kommst
Speaker:desto geringer wird der Anteil
Speaker:der Frauen die da
Speaker:und das ist nur ein Beispiel
Speaker:sprechen wir über
Speaker:andere marginalisierte Gruppen
Speaker:Menschen mit Behinderung
Speaker:Menschen mit Migrationshintergrund
Speaker:etc.
Speaker:Es ist
Speaker:eine gated community
Speaker:es ist sehr
Speaker:die Türsteher sind sehr streng
Speaker:und
Speaker:weiter unten kannst du dich
Speaker:wirklich austoben und viel machen
Speaker:je weiter du nach oben kommst
Speaker:desto dünner wird die Luft
Speaker:das heißt nicht, dass das nicht auch Leute schaffen
Speaker:also
Speaker:aber das ist nicht so
Speaker:ach so
Speaker:worauf ich hinaus wollte, der Kontrast
Speaker:dazu, dass wir sagen, wir sind Vordenker
Speaker:wir sind Avantgarde
Speaker:wir bestimmen gesellschaftliche Diskurse
Speaker:etc. pp. Ich denke
Speaker:der Kunstbetrieb hängt
Speaker:vielen gesellschaftlichen
Speaker:Diskursen weit hinterher
Speaker:eigentlich in der Praxis
Speaker:in der Lebensrealität der Menschen
Speaker:die da beschäftigt sind
Speaker:Spannend
Speaker:Ich habe dir früher gefragt, das würde ich dir
Speaker:unbedingt fragen, wie deine
Speaker:Wochen aussehen
Speaker:deine Olga
Speaker:Oh nein
Speaker:Ich arbeite permanent
Speaker:an sieben Sachen gleichzeitig
Speaker:und kriege wenig fertig
Speaker:also das ist jetzt nicht
Speaker:so das Organisierte, wie ich schreibe jetzt
Speaker:die Mail zurück, sondern
Speaker:wenn es um Projekte geht
Speaker:habe ich mehrere
Speaker:Tasks in meinem
Speaker:Hirn offen, die gleichzeitig
Speaker:stattfinden. Wenn ich auch hier male
Speaker:habe ich
Speaker:viele Arbeiten gleichzeitig
Speaker:die ich bearbeite
Speaker:Ich glaube
Speaker:sonst würde ich
Speaker:super viel versauen, weil ich
Speaker:so ungeduldig bin oder so
Speaker:wenn ich hier im Atelier
Speaker:also meine Woche, das ist so
Speaker:super ungeduldig, also kann ich dir gar nicht
Speaker:sagen, es gibt keine Standardwoche
Speaker:es gibt immer verschiedene
Speaker:Herausforderungen und Sachen mit denen ich
Speaker:irgendwie
Speaker:zu tun habe. Jetzt ist
Speaker:zum Beispiel Mai, da habe ich super viele
Speaker:Workshops, da komme ich ganz
Speaker:oft hierher und arbeite
Speaker:mit Menschen und
Speaker:das
Speaker:Drumherum ist viel körperliche Arbeit
Speaker:von
Speaker:Leinwände organisieren
Speaker:oder hinterher putzen, wenn die
Speaker:sich hier ausgetobt haben oder sowas
Speaker:Das ist aber immer nur eine Phase
Speaker:eigentlich ist der Mai wirklich immer da
Speaker:was das betrifft, der krasseste
Speaker:Monat, weil ich das im Winter nicht
Speaker:mache und die Leute dann quasi schon
Speaker:auf der Matte stehen
Speaker:und warten, dass endlich jemand hier malen
Speaker:kann
Speaker:Aber es gibt eben auch Wochen, wo
Speaker:ich gar keine Kurse habe, wo ich
Speaker:meine eigenen Sachen mache
Speaker:und da hängt es aber auch davon ab
Speaker:was als nächstes
Speaker:ansteht, muss ich
Speaker:Arbeiten einreichen
Speaker:dann brauche ich Fotos
Speaker:brauche ich Texte und so weiter
Speaker:dann bin ich wahrscheinlich eher
Speaker:zu Hause, bearbeite Fotos
Speaker:mach das fertig, das Portfolio
Speaker:und so weiter
Speaker:ist die Ausstellung
Speaker:bald schon da
Speaker:und die eingereichten Arbeiten müssen auch
Speaker:fertig sein oder gerade wenn es eben
Speaker:wie gesagt, ich reiche ja keine drei Bilder ein
Speaker:die schon fertig dastehen, sondern
Speaker:ich reiche im Grunde genommen vielleicht
Speaker:eher sogar ein Konzept ein und ich weiß
Speaker:noch gar nicht, ob das funktioniert
Speaker:die Arbeit, die ich gerade beschrieben habe
Speaker:mit den konservierten Lebewesen
Speaker:die muss ausgestellt werden
Speaker:dieses Jahr, ich habe die ja aber nicht fertig
Speaker:ich weiß ja gar nicht, ob das
Speaker:überhaupt klappt, das heißt
Speaker:kommt die Ausstellung näher
Speaker:bin ich vielleicht
Speaker:fast nur noch hier, um dann irgendwie
Speaker:praktisch an den
Speaker:Objekten zu arbeiten
Speaker:dann ist
Speaker:die Ausstellung geschafft
Speaker:schlafe ich die ganze Zeit
Speaker:und prokrastiniere
Speaker:es ist eben nicht so
Speaker:es ist nicht so
Speaker:dass es eine typische Woche gibt
Speaker:es gibt immer Baustellen
Speaker:und ganz oft
Speaker:gibt es Baustellen, die super dringend
Speaker:sind und Baustellen, die so
Speaker:im Hintergrund noch mitschwingen, die ich also parallel
Speaker:bearbeite, aber die
Speaker:noch keine Deadline haben
Speaker:oder noch nicht die Deadline
Speaker:in der Nähe ist
Speaker:dann gibt es noch die Ebene
Speaker:danach
Speaker:Sachen, die
Speaker:nur
Speaker:in meinem Kopf stattfinden bisher
Speaker:also Ideen
Speaker:wo ich Sachen
Speaker:ausprobiere, Experimente mache
Speaker:oder so für
Speaker:Projekte, die weder eingereicht
Speaker:sind, noch irgendwie bald fällig sind
Speaker:oder so, sondern die so
Speaker:auf so einer ganz freien Ebene
Speaker:irgendwo stattfinden, wo ich sage
Speaker:das will ich auch noch machen
Speaker:oder das finde ich auch noch interessant
Speaker:oder so
Speaker:keine
Speaker:eine Art von Woche sozusagen
Speaker:nein, Chaos
Speaker:buches Chaos im Grunde genommen
Speaker:du arbeitest aber
Speaker:alleine, richtig?
Speaker:ja, ich arbeite fast nur alleine
Speaker:das wollte ich dir fragen, wenn du angefangen hast
Speaker:du meintest, du hast diese Ausbildung gemacht
Speaker:für den Workshops
Speaker:hattest du vielleicht auch
Speaker:einen Mentor oder
Speaker:Leute gefragt, deine Orga
Speaker:du hast alles das selbst geschafft
Speaker:wenn ich das richtig verstehe
Speaker:ja, Learning by Doing
Speaker:also ich
Speaker:mache dann Sachen
Speaker:und dann zahle ich hinterher das Lehrgeld
Speaker:also
Speaker:ich mache das dann
Speaker:ja, ne
Speaker:es gibt immer irgendwas, was ich schon
Speaker:machen will
Speaker:oder das jetzt irgendwie passiert
Speaker:was ich aber noch nicht kann
Speaker:und dann versuche ich das zu machen
Speaker:und dann ist es manchmal
Speaker:geht sich's aus
Speaker:und manchmal eben auch nicht
Speaker:also zum Beispiel
Speaker:als ich das erste Bild
Speaker:wirklich außerhalb der EU verkauft habe
Speaker:war das auch
Speaker:leider dann noch ohne
Speaker:Galerie und ohne Online-Galerie
Speaker:ich verkaufe ja auch immer diese Online-Galerien
Speaker:die machen dann oft so Paperwork
Speaker:und dann habe ich das Bild nach
Speaker:Mexiko verschickt
Speaker:und dann ist es nicht angekommen, weil ich irgendwelche
Speaker:Zolldokumente nicht richtig ausgefüllt habe
Speaker:und dann war das ein halbes Jahr
Speaker:verschollen, dieses Bild
Speaker:es kam dann nach einem halben Jahr irgendwann wieder
Speaker:sah aber dann so aus, als hätten
Speaker:die da auf dem Schiff mit Fußball gespielt
Speaker:oder so
Speaker:und ich musste das Geld natürlich
Speaker:zurückerstatten und das Bild war im Eimer
Speaker:das meine ich mit
Speaker:Lehrgeldzahlen
Speaker:im Nachhinein eigentlich, Learning by Doing
Speaker:aber ich bin halt so
Speaker:ich bin jetzt keine, die so
Speaker:ganz theoretisch jetzt sich erstmal
Speaker:irgendwie informiert
Speaker:für den Fall das und so
Speaker:sondern da kommt dann irgendwas und dann denke ich
Speaker:ja, ok
Speaker:machen wir und dann ist es
Speaker:manchmal einfach, manchmal geht's und manchmal
Speaker:ist es auch bitter und dann
Speaker:passiert's dir aber ja auch nie wieder
Speaker:zum Glück
Speaker:ja
Speaker:ja
Speaker:hast du größere
Speaker:ich vermute du hast schon, aber
Speaker:gibt es ein oder zwei Träume, die du
Speaker:teilen kannst, über wie du
Speaker:ich weiß nicht, ob das richtig ist, wenn ich sage
Speaker:deine Karriere oder wo du
Speaker:gehen willst mit deinem Kunst
Speaker:nichts was, also
Speaker:teilen kann ich nicht, was für mich komplett
Speaker:größenwahnsinnig ist und das will ich nicht
Speaker:teilen, das größenwahnsinnige
Speaker:nee, eigentlich ist es so, dass ich wirklich
Speaker:gerade in so einer Entwicklung
Speaker:drin stecke, wo ich eigentlich sage
Speaker:das sind die weniger
Speaker:größenwahnsinnigen Ziele, wo ich wirklich sage
Speaker:ich will dieses freie Arbeiten mir erhalten
Speaker:dieses
Speaker:dass du wirklich
Speaker:dass du wirklich
Speaker:nicht einfach nur ein schönes Bild malst, um das
Speaker:zu verkaufen, sondern
Speaker:dass du ein Projekt hast, dass du eine Idee hast
Speaker:dass du irgendwie
Speaker:was spannendes hast, also ich würde auch gerne
Speaker:ganz viele schöne Bilder verkaufen
Speaker:das wollen wir ja irgendwie alle
Speaker:und auch davon leben können
Speaker:das kann ich in Kombination
Speaker:mit den Kursen
Speaker:mal überwiegen
Speaker:die Verkäufe
Speaker:und mal überwiegt das, was ich
Speaker:an den Kursen habe und die Kurse sind
Speaker:halt so das stabile Bein
Speaker:eigentlich kann ich sagen, im Sommer
Speaker:wenn ich Kurse anbiete
Speaker:sind die auch voll
Speaker:und darauf kann ich mich verlassen
Speaker:alles andere kannst du ja nicht planen
Speaker:verkaufst du mal drei Bilder auf einmal
Speaker:bist du super froh, denkst du, so geht es jetzt immer weiter
Speaker:und dann
Speaker:kommt wochenlang gar nichts
Speaker:und
Speaker:ja genau, also das
Speaker:finde ich zu banal zu sagen
Speaker:ich wünschte, dass sich das mal so einpendelt
Speaker:wer täte das nicht?
Speaker:außerdem ist es nichts, was jetzt
Speaker:mein Herz so
Speaker:höher schlagen lässt
Speaker:das ist wirklich dieses
Speaker:freie Arbeiten
Speaker:so eine Idee zu haben, die du
Speaker:bis ins Detail
Speaker:verfolgst, relativ bedingungslos
Speaker:dieser Idee nachgehst
Speaker:und dann guckst du, was entsteht
Speaker:das finde ich eigentlich am spannendsten
Speaker:und das wäre so das Ziel
Speaker:also da so weiterzumachen
Speaker:ich hätte noch so
Speaker:zwei Fragen, eine auf jeden Fall
Speaker:zu Künstlerin
Speaker:geworden zu sein oder
Speaker:wieder
Speaker:geworden sein, keine Ahnung
Speaker:wenn du angefangen hast
Speaker:im Galerie auszustellen
Speaker:dich vor andere Leute vorzustellen
Speaker:hast du das Gefühl, du hast dir so
Speaker:ein Persona gebildet
Speaker:oder
Speaker:weißt du was ich meine?
Speaker:Nein, hab ich nicht
Speaker:ich bin
Speaker:ich bin
Speaker:so wie ich bin
Speaker:tatsächlich, manchmal hätte ich das
Speaker:gerne, manchmal denke ich auch, du hättest dir
Speaker:einen Künstlernamen irgendwie
Speaker:anlegen sollen
Speaker:vielleicht macht einen das noch freier
Speaker:weißt du, dass du nicht mehr so darauf
Speaker:angewiesen bist, ob du geliebt
Speaker:wirst oder nicht
Speaker:wenn du wirklich was
Speaker:manchmal habe ich gedacht
Speaker:Mist, ich habe relativ viel
Speaker:Follower in meinem Instagram
Speaker:wenn ich das Ding als Mann
Speaker:also wenn ich so getan hätte
Speaker:als welchen Mann, wie erfolgreich
Speaker:wäre das dann, das frage ich mich
Speaker:manchmal
Speaker:also das meine ich mit, also manchmal bereue
Speaker:ich, dass ich
Speaker:keine Künstlerpersona
Speaker:erschaffen habe oder dass ich
Speaker:eben nicht mit einem alter
Speaker:Ego oder einem Künstlernamen oder so
Speaker:arbeite
Speaker:Könnte das nicht so eine Phase werden?
Speaker:Also weißt du, was ich meine?
Speaker:So ein Thema
Speaker:dann musst du es aber auch
Speaker:wirklich gut dokumentieren und so, damit es
Speaker:spannend ist, finde ich. Also da würde ich gleich wieder
Speaker:so einen soziologischen
Speaker:wissenschaftlichen Aspekt mit reinbringen
Speaker:wollen und alles dokumentieren
Speaker:Keine Sorge
Speaker:wir sind draußen, es gibt kleine
Speaker:es gibt Mücken
Speaker:dann würde ich das, ja genau
Speaker:das würde ich dann wirklich
Speaker:als ganze Konzeptarbeit anlegen
Speaker:wollen und dokumentieren
Speaker:und untersuchen und einbetten wollen
Speaker:ja nee,
Speaker:sonst sind das ja meine Themen
Speaker:das ist mein Leben und
Speaker:Sterben, was ich hier verwalte im Grunde
Speaker:genommen, was ich untersuche, beobachte
Speaker:auseinanderpflücke, neu zusammensetze
Speaker:mein Überleben
Speaker:mittlerweile mit dem Konservieren
Speaker:und
Speaker:das ist super
Speaker:nah an dem, was ich halt bin
Speaker:also wenig
Speaker:da ist wenig dazu
Speaker:oder wenig irgendwie drumherum erfunden
Speaker:oder
Speaker:ja, das ist also
Speaker:relativ nah alles, wenn
Speaker:ich auch in der Galerie stehe und vor
Speaker:Leuten oder sowas dazu sagen muss
Speaker:oder so
Speaker:Du hast wirklich ein ganzes
Speaker:Wende, andere Lebensorientation
Speaker:genommen, darf ich fragen
Speaker:wie das mit deinem
Speaker:nicht nur Familie, aber ich meine deine
Speaker:du hast gesagt, du hast keine typische Woche
Speaker:aber wie hat sich das
Speaker:in deinem Leben geändert und
Speaker:vielleicht haben die Leute gesagt, ach endlich
Speaker:mein Miriam, wir haben so lange gewartet
Speaker:jetzt bist du das geworden
Speaker:was du dir aber immer gewünscht hast
Speaker:und wir wussten das oder wie
Speaker:haben die Leute reagiert? Ganz verschiedene
Speaker:Ebenen, also
Speaker:da gibt es welche, die haben es dir am Anfang
Speaker:schwer gemacht, also ganz wichtig finde
Speaker:ich, wenn man ein Projekt beginnt
Speaker:sein Leben auf den Kopf
Speaker:stellt, erzählst den Leuten
Speaker:erst hinterher, ich habe es gemacht
Speaker:wenn du sagst, ich habe es gemacht
Speaker:sagen alle, wow, super
Speaker:wenn du sagst, ich überlege
Speaker:zu machen, dann sagen die, ja
Speaker:aber hast du auch dies bedacht und hast
Speaker:du auch das, also ich glaube
Speaker:die Zweifel, die werden nicht kleiner
Speaker:wenn du vorher mit
Speaker:vielen Leuten sprichst darüber, wenn du
Speaker:aber sagst, ich habe das gemacht, dann ist
Speaker:ist das deutlich
Speaker:positiver, das Feedback
Speaker:und dann gibt es so aus verschiedenen
Speaker:Ebenen
Speaker:ganz verschiedene Reaktionen
Speaker:auch mein Mann hat
Speaker:das total nach vorne geschoben
Speaker:der hat schon damals, wir kennen uns da, studierte
Speaker:ich noch, Politologie
Speaker:und Germanistik, da hat er gedacht
Speaker:schmeiß den Scheiß hin, du bist doch
Speaker:Künstlerin, lass das
Speaker:doch und ich war aber so
Speaker:das kannst du jetzt auch noch fertig machen
Speaker:und so
Speaker:und der hat das dann auch total
Speaker:befördert und der sieht das auch heute
Speaker:noch so
Speaker:dass es eben alternativlos ist
Speaker:ich will mich nicht wiederholen, aber der würde
Speaker:das genauso spiegeln
Speaker:alles andere
Speaker:macht uns unglücklich, also mich
Speaker:und ihn gleich mit
Speaker:dann hatte ich Freundinnen
Speaker:die konnten das nicht, also
Speaker:Freundinnen, die ich später kennengelernt habe
Speaker:also im Studium oder in der Zeit, wo
Speaker:ich noch einen Blazer an hatte, statt einer
Speaker:Jogginghose und einer Schürze mit Farbe drauf
Speaker:die hier waren teilweise
Speaker:irritiert
Speaker:ich habe
Speaker:dadurch, dass ich nicht das machen
Speaker:konnte, was ich
Speaker:liebte, hatte
Speaker:es alles so ein bisschen wie so
Speaker:nihilistischen Touch oder
Speaker:auch sarkastisch, also ich war
Speaker:so, nichts
Speaker:kann mich berühren
Speaker:und nichts kann
Speaker:ich will gar nichts, weißt du
Speaker:so ein bisschen so, wie aufgegeben
Speaker:im Grunde genommen auch
Speaker:immer auf einer Meta-Ebene
Speaker:immer so ein bisschen
Speaker:abgeklärt und so
Speaker:wenn du so bist, hast du vielleicht auch
Speaker:Freunde, die so sind und dann sind die
Speaker:irritiert, wenn du auf einmal sagst, ich
Speaker:ich bin Hetzlerin
Speaker:ich bin Feuer und Flamme, ich will das
Speaker:machen und die nehmen das ja
Speaker:vielleicht auch nicht ernst, die denken, hat die jetzt
Speaker:einen Knall
Speaker:und dann gibt es zum Beispiel
Speaker:eine Freundin aus meiner frühen Jugend
Speaker:also wirklich aus der Schulzeit
Speaker:die habe ich ewig nicht gesehen
Speaker:gehabt und dann war die mal hier und da habe ich
Speaker:hier eine Gruppenausstellung in meiner
Speaker:in meiner Kapelle kuratiert
Speaker:und gehostet
Speaker:sozusagen
Speaker:und die hatte ich dann eingeladen, weil die war
Speaker:gerade in Berlin und ich habe gesagt, komm doch da vorbei
Speaker:da können wir ein Bier trinken zusammen
Speaker:ich trinke ja kein Bier
Speaker:und dann sagte die, dann sagte ich
Speaker:ja ist bestimmt komisch, nichts
Speaker:anderes habe ich von dir erwartet
Speaker:hat die gesagt, also die
Speaker:die dann wirklich mich aus dieser Zeit
Speaker:kannten
Speaker:bevor diese Resignation im Grunde
Speaker:genommen einsetzte
Speaker:die sagen, ja ist ja klar
Speaker:irgendwie, das musste ja so kommen
Speaker:dann gab es eine Zwischenphase
Speaker:davon haben sich aber auch die meisten
Speaker:verabschiedet
Speaker:wobei das ist jetzt auch nicht
Speaker:vielleicht nur wegen der Kunst
Speaker:bist du schwer krank, musst du
Speaker:viel Abschied nehmen, ich glaube das ist
Speaker:nicht nur ein Mythos
Speaker:dass Menschen dich
Speaker:dass nur wenige deiner Freunde dich durch so eine
Speaker:schwere Erkrankung begleiten und damit
Speaker:durchgehen und auch bleiben
Speaker:ja genau
Speaker:das war insgesamt
Speaker:vor acht Jahren, also seitdem
Speaker:wie hat es
Speaker:dein Leben geändert, sagst du so
Speaker:jetzt, ich bin
Speaker:wirklich auf dem richtigen Weg und
Speaker:du hast gesagt schon, dass Sachen passiert
Speaker:sind, die du gar nicht erwartet hast
Speaker:in deinem Alltag
Speaker:gibt es Momente, wo du bist so
Speaker:boah krass, ich habe es doch geschafft
Speaker:ja, aber das ist natürlich selten
Speaker:das ist glaube ich auch ein menschliches Ding
Speaker:dass du eher schaust
Speaker:was du noch nicht geschafft hast, was du noch schaffen willst
Speaker:was als nächstes dran ist, als dass du denkst
Speaker:boah
Speaker:crazy, was habe ich jetzt
Speaker:hier gemacht, das war ja das
Speaker:das habe ich noch nicht mal geträumt, als ich
Speaker:angefangen habe, das habe ich dann erst vielleicht
Speaker:zwei Jahre nachdem ich angefangen habe
Speaker:mir erlaubt, das zu träumen
Speaker:und jetzt habe ich das schon abgehakt
Speaker:und jetzt habe ich schon wieder das nächste
Speaker:Ding im Kopf, das ist ja so ein menschliches
Speaker:Streben irgendwie auch
Speaker:manchmal auch nicht so ganz gesund, nach mehr
Speaker:ne
Speaker:oder nach was anderem, bei mir, ich langweile mich
Speaker:auch schnell, ich glaube das ist auch das
Speaker:was ich vorhin meinte mit
Speaker:jetzt immer nur malen
Speaker:mir wird auch
Speaker:schnell langweilig, ich brauche schon auch eine Herausforderung
Speaker:ein neues Thema
Speaker:auch
Speaker:diese Challenge, so dieses
Speaker:jetzt mache ich was, was ich noch nie gemacht habe
Speaker:aber die
Speaker:Frage war eine andere
Speaker:wie sich mein Leben verändert hat und was ich
Speaker:nicht erwartet hätte
Speaker:also mein Leben hat sich ja komplett
Speaker:gedreht
Speaker:und ich bin jetzt auch nicht
Speaker:Tag ein Tag aus happy
Speaker:es ist jetzt nicht so, dass ich immer so
Speaker:morgens aufwache und sage
Speaker:ich bin Künstlerin
Speaker:man gewöhnt sich an alles, hatten wir
Speaker:vorhin schon, als du gesagt hast, wie schön
Speaker:es hier ist im Park und ich gesagt habe
Speaker:ja, ich bin ja immer hier
Speaker:so, ne
Speaker:aber
Speaker:es ist, es hat sich
Speaker:alles verändert, es ist ja
Speaker:mittlerweile meine Normalität und ich bin
Speaker:sehr
Speaker:viel weiter schon
Speaker:gekommen als erwartet, trotzdem
Speaker:spüre ich auch Begrenzungen
Speaker:also
Speaker:verschiedener Art, also kein Kunststudium
Speaker:zu haben ist nicht unbedingt förderlich
Speaker:wenn man bestimmte Dinge erreichen will, zum Beispiel
Speaker:eine Frau zu sein, wie ich schon sagte, auch
Speaker:nicht
Speaker:und so weiter, ne, dann noch mit so einer
Speaker:Krankheit im Hintergrund und so
Speaker:aber
Speaker:also
Speaker:es gibt, es gibt dann irgendwann
Speaker:so einen Punkt, den du erreichst, vielleicht wo es
Speaker:schwieriger wird, immer weiter nach vorne zu
Speaker:gehen und so vielleicht
Speaker:mehr in die Breite arbeiten
Speaker:musst, ich glaube ja
Speaker:ich glaube ja, vielleicht stimmt
Speaker:das auch nicht, aber ich habe Kolleginnen, die das
Speaker:auch so erleben
Speaker:dass du, du kommst weiter, weiter
Speaker:weiter, weiter, weiter und auf einmal merkst du so
Speaker:ah, hier wird's zäh, das heißt nicht, dass du da nie
Speaker:durchkommst, aber es wird dann vielleicht
Speaker:zäher. Ich kenne das bei Sprachenlernen
Speaker:du hast diese große Kurve nach oben
Speaker:dann hast du so einen flachen Moment
Speaker:wo du denkst, boah, jetzt bin ich angekommen
Speaker:dann hitzt du so wirklich
Speaker:einen Moment, wo du denkst, warte mal, jetzt
Speaker:merke ich, wie wenig
Speaker:ich eigentlich weiß
Speaker:und dann hast du wieder diese Kurve, die
Speaker:anfängt mit man verbessert
Speaker:aber irgendwann kommst du
Speaker:in einen Punkt, wo du breiter
Speaker:machst, hast du recht, das ist
Speaker:eigentlich wie so eine Plateau, genau und dann
Speaker:dann ist aber auch schön
Speaker:in die Breite arbeiten zu können, also das ist
Speaker:vielleicht auch wieder das, um das nochmal
Speaker:aufzugreifen, sich Themen zu suchen, da
Speaker:so, also du hast
Speaker:irgendwie Ausstellungen, du musst nicht mehr
Speaker:um jede Ausstellung kämpfen, du hast und dann
Speaker:kannst du dich fragen, was
Speaker:will ich dafür machen und vorher
Speaker:musst du vielleicht hasseln, um überhaupt dahin zu
Speaker:kommen, dass überhaupt jemand
Speaker:dein Bild, was schon fertig ist, irgendwo
Speaker:aufhängt so und dann darfst
Speaker:du auf einmal dir ein Thema aus, also
Speaker:kriegst du ein Thema und kannst dir überlegen, wie will
Speaker:ich da mit
Speaker:arbeiten oder so und
Speaker:dann fängst du ja an, ja, wie so in die
Speaker:Breite zu arbeiten und
Speaker:das ist auch
Speaker:sehr, das finde ich vom
Speaker:Arbeiten her eigentlich sehr schön, also
Speaker:finde ich ein gutes
Speaker:inhaltlich
Speaker:tieferes Arbeiten. Ja, ist spannend,
Speaker:das bisschen, wie man
Speaker:das bequem
Speaker:oder sicher gestellt hat und dann kann man
Speaker:tiefer gehen in andere Sachen.
Speaker:Also, ich habe wieder
Speaker:über Sprache gedacht und wenn
Speaker:du gut genug sprechen kannst
Speaker:zum Beispiel, irgendwann kannst du sagen, okay
Speaker:jetzt habe ich diesen Tool,
Speaker:wie möchte ich das nutzen?
Speaker:Mit welchen Wörtern möchte ich
Speaker:jetzt habe ich mehrere Wörter, die ich nutzen kann.
Speaker:Ja, stimmt, Grammatik,
Speaker:Synonyme etc. Auf einmal
Speaker:tun sich neue Welten auf und du kannst
Speaker:deine,
Speaker:die Feinheiten herausarbeiten.
Speaker:Und dann hast du mehr Zeit zu reflektieren,
Speaker:weil du bist nicht mehr in diese
Speaker:schnell oder ich muss
Speaker:was antworten, ich muss
Speaker:verständlich das machen, sondern okay, was möchte
Speaker:ich wirklich sagen eigentlich? Genau.
Speaker:Und was ist die Nuance? Gerade
Speaker:bei Sprachen ist es ja auch so und gerade,
Speaker:ich weiß gar nicht, ob das
Speaker:stimmt, aber der deutschen Sprache zum Beispiel, sagt man
Speaker:ja nach, wir haben für jedes
Speaker:einzelne Gefühl ein spezielles Wort
Speaker:und so und ich habe das oft, wenn ich mit
Speaker:Kolleginnen
Speaker:in Amerika oder so spreche, dass ich dann
Speaker:sage so, ja, sad,
Speaker:but not actually sad, something different,
Speaker:a little bit more like.
Speaker:Und wenn du
Speaker:dann länger in dieser Sprache
Speaker:dich bewegst, kennst du eben auch die
Speaker:Zwischentöne und so weiter und kannst
Speaker:das besser ausdrücken, was du eigentlich
Speaker:wirklich meinst und das ist vielleicht
Speaker:so in dem Schaffensprozess
Speaker:auch so, dass du
Speaker:ein bisschen, du kannst einfach tiefer gehen
Speaker:und tiefer und breiter, beides
Speaker:irgendwie.
Speaker:Mega.
Speaker:Für die Leute, die zuhören,
Speaker:können sie
Speaker:oder brauchst du, anderes herum gefragt,
Speaker:irgendetwas? Also,
Speaker:egal, wer hört
Speaker:und du hast deine Projekte, eine Idee,
Speaker:irgendwas Bestimmtes,
Speaker:jetzt ist das Moment,
Speaker:das mitzuteilen.
Speaker:Ja,
Speaker:weiß nicht.
Speaker:Ich brauche PR.
Speaker:Wirklich?
Speaker:Na dann Leute,
Speaker:wir brauchen alle
Speaker:PR, aber es ist ja nicht so
Speaker:einfach umzusetzen
Speaker:mit der PR. Also,
Speaker:muss man ja immer bezahlen.
Speaker:Vielleicht hat ja jemand Lust, gegen Kunst
Speaker:PR zu machen. Ich kann alles
Speaker:immer gut in Bildern bezahlen.
Speaker:Das stimmt.
Speaker:Ach cool.
Speaker:Ich bin eigentlich durch meine
Speaker:ganze Reihe von Fragen gegangen.
Speaker:Vielen Dank, das war
Speaker:eine sehr schöne Weise. Gibt es
Speaker:irgendwas, die ich vergessen habe zu
Speaker:fragen? Irgendwas, das du noch zusätzlich
Speaker:dazu sagen möchtest?
Speaker:Nee,
Speaker:eigentlich nicht. Also, du könntest noch
Speaker:fragen,
Speaker:was ansteht für Termine.
Speaker:Na dann, bitte.
Speaker:Naja, also ich habe es ja schon
Speaker:angedeutet. Also, es gibt eben
Speaker:die freundlichen Utopien,
Speaker:die anstehen in der Inselgalerie.
Speaker:Da gibt es
Speaker:eine Eröffnung einmal im
Speaker:August und einmal im Oktober. Die kommt
Speaker:nämlich in zwei Wellen. Die freundliche
Speaker:Archipel der freundlichen Utopien.
Speaker:Und dann
Speaker:gibt es ganz wichtig
Speaker:Next Level Shit. Das ist die
Speaker:Ausstellung, wo es eben um das
Speaker:Crossover geht mit der KI und mit
Speaker:den digitalen
Speaker:neuen Ansätzen
Speaker:und
Speaker:den traditionellen. Also, es geht wirklich um
Speaker:ein Crossover aus
Speaker:haptischer Kunst, also
Speaker:aus Malerei, aus Skulptur
Speaker:und so weiter. Und dann,
Speaker:wie das übersetzt wird, in bestimmte
Speaker:andere digitale Formen.
Speaker:Und wir haben dann immer
Speaker:Künstlerinnen,
Speaker:also Künstlerinnen, nur Frauen
Speaker:in dem Format,
Speaker:die alte
Speaker:Hesenen sind auf dem Gebiet. Also, die
Speaker:sich schon lange mit irgendwie
Speaker:was beschäftigen, wie virtueller Realität
Speaker:oder KI, schon lange
Speaker:mit KI arbeiten, bevor das irgendwie
Speaker:zum Hype
Speaker:wurde. Und Künstlerinnen,
Speaker:die wir
Speaker:animieren, das mit reinzunehmen
Speaker:in ihre Arbeit. Also, die
Speaker:sich in einem traditionellen
Speaker:Feld bewegen. Zum Beispiel hatten wir letztes Jahr
Speaker:eine Künstlerin, die macht
Speaker:Performance-Kunst, so Long-Duration
Speaker:Performance. Und die hat
Speaker:ihre Performance, eine ihrer Performances
Speaker:individuelle Realität
Speaker:übersetzt. Und hat
Speaker:damit das erste Mal überhaupt sich
Speaker:auch mit so einem Themengebiet
Speaker:befasst. Und das ist
Speaker:super spannend,
Speaker:super vielfältig, was wir da
Speaker:haben dann auch immer. Und sehr
Speaker:inspirierend und ganz cool.
Speaker:Vierter, Zwölfter glaube ich.
Speaker:Vierter oder Fünfter, Zwölfter ist die Eröffnung.
Speaker:In der Insel.
Speaker:Du hast schon von deinem Instagram
Speaker:gesprochen. Ich weiß, du hast auch
Speaker:LinkedIn. Hast du ein Newsletter?
Speaker:Oder wo können die Leute dich noch folgen?
Speaker:Nee, tatsächlich am ehesten bei Instagram.
Speaker:Also, da geht eigentlich fast
Speaker:alles erst mal durch.
Speaker:Na dann. Und wenn
Speaker:ein PR kommt? Genau, dann
Speaker:ändert sich das. Dann gibt es
Speaker:regelmäßige Newsletter und ganz viel.
Speaker:Zeitschriften, Beiträge und so
Speaker:weiter.
Speaker:Perfekt. Ganz, ganz
Speaker:lieben Dank für das alles. Also
Speaker:ich lade natürlich herzlich die Leute und wir werden
Speaker:auch, wenn du damit einverstanden bist,
Speaker:paar Bilder vielleicht auf dem Website
Speaker:machen, damit sie jetzt auch sehen können,
Speaker:worüber wir reden.
Speaker:Und unbedingt kommen, um
Speaker:das zu erleben. Weil wie gesagt, das ist noch
Speaker:was ganz anderes, das auf
Speaker:ein Bildschirm und das real life
Speaker:zu sehen. Das sind zwei komplett
Speaker:unterschiedliche Sachen.
Speaker:Und für deine Kurse findet man
Speaker:alles online. Genau, auf meiner Website
Speaker:am ehesten. Und genau,
Speaker:für die Kurse ist es so, dass ich vor allen Dingen,
Speaker:das muss vielleicht noch dazu gesagt werden,
Speaker:inzwischen Privat-Events mache.
Speaker:Also wenig offene Kurse.
Speaker:Man kann schon ab zwei Leuten
Speaker:vorbeikommen.
Speaker:Für zwei Leute ist es natürlich
Speaker:teurer pro Nase, als wenn man
Speaker:zu viert oder so kommt.
Speaker:Genau, aber über
Speaker:meine Website einfach
Speaker:miriamsmith.com
Speaker:in einem Wort. Und bei Instagram
Speaker:ist es miriam.smith.
Speaker:Mich kontaktieren, mich fragen. Ich möchte Action
Speaker:Painting machen. Ich möchte eine Leinwand,
Speaker:die soll zwei Meter mal zwei Meter groß sein.
Speaker:Das ist alles möglich.
Speaker:Genau, kann man einfach
Speaker:bei mir anfragen.
Speaker:Mit besonderen Themen und Konzepten?
Speaker:Das kommt drauf an.
Speaker:Manchmal gibt es auch Leute, die wollen so und so ein Bild
Speaker:malen. Und dann wird es auf einmal ganz
Speaker:geometrisch und ganz wenig Action oder so.
Speaker:Aber tatsächlich in erster Linie
Speaker:mache ich dieses Action Painting.
Speaker:Mega.
Speaker:Dann verlinken wir das ein. Danke.
Speaker:Ganz lieben Dank. Dann geht es schon los
Speaker:mit PR. Ich danke dir.
Speaker:Danke dir.
Speaker:Herzlichen Glückwunsch.
Speaker:Ihr habt die ganze Folge
Speaker:bis zum Ende gehört.
Speaker:Ich hoffe, dass ihr
Speaker:unserem Gespräch genossen habt.
Speaker:Mehr Info findet ihr über das
Speaker:Website www.bernadedois.com
Speaker:und die
Speaker:Instagram-Seite
Speaker:at Bernadedois.
Speaker:Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag
Speaker:und bis nächstes Mal. Tschüss.