Cordelia Noe ist Gast bei Stefan Hund, Trauermanager - Podcast
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Es war doch nur eine Katze, es war doch nur ein Hund. Was machst du dich so rum? Liebe Hörerinnen und Hörer, wiederum eine neue Folge von Das Schwere leicht gesagt.
Und ihr habt es möglicherweise schon in der Moderation gehört. Es geht heute um das Stichwort Tiertrauer. Und dazu habe ich mir eine kompetente Gesprächspartnerin aus Mailand eingeladen.
Wir sprechen aber Deutsch, denn ich spreche kein Italienisch. Liebe Cordelia Noé, herzlich willkommen hier im Podcast.
Cordelia Noé:Hallo Stefan, vielen Dank für die Einladung.
Stefan:Ja, es war doch nur eine Katze, doch nur ein Hund.
Wir waren sehr überrascht bei der wissenschaftlichen Untersuchung, dass in einem Freifeld 25 % der Führungskräfte sagten, mein Mitarbeiter ist genau nach dem Tod eines Tieres ausgefallen. Wie bist du eigentlich zu dem Thema gekommen?
Cordelia Noé:Also ich muss dazu sagen, Hunde waren schon immer bei mir Teil meines Lebens und Aufwachsens. Also ich habe jetzt auch schon den dritten oder zweiten, je nachdem.
Einer war ein Hund meiner Mutter und von dem her war das ein Thema, das ist, das mir selber sehr vertraut ist und bei dem ich wusste, wie man da eben auch leidet, wenn das Tier nicht mehr da ist. Und ich habe auch schon sozusagen mein erster Job war, mit einem Skateboard und klobürste kleinere Tiere zu beerdigen.
Das war, da war ich so sechs oder sieben. Es war mit meiner damaligen besten Freundin. Und ja, es war irgendwie ein Thema, das mich von klein auf fasziniert hat.
Und als ich die Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht habe im vorletzten Jahr, wusste ich dann auch, dass ich da in diese Richtung mich gerne positionieren möchte.
Stefan:Und ist das wirklich so ein großes Thema?
Cordelia Noé:Ja, total. Es ist, glaube ich, ein Riesenthema aus, ich würde mal sagen, vor allem zwei Gründen.
Das eine ist, ich habe schon das Gefühl und ich glaube, das teile ich mit sehr vielen, dass sich die Rolle des Tiers in den letzten Jahren schon ziemlich verändert hat.
Klar, dann kommt immer der Corona Klassiker, aber einfach auch gesellschaftliche Veränderungen, dass einfach ein Tier wirklich mehr ein vollwertiges Familienmitglied ist, als es das vielleicht noch vor 10 Jahren oder 15 Jahren war.
Ich finde, das sieht man auch am eigenen Hund, was es jetzt irgendwie von Produkten, von Services und so weiter gibt, was es eben früher noch nicht gab. Das andere ist, Tiertrauer ist halt immer noch, wie du sagtest, es ist doch nur ein Hund, es ist doch nur eine Katze, sozial sehr begrenzt anerkannt.
Und umso einsamer fühlen sich viele Betroffene mit der Trauer und umso schwieriger fällt es ihnen auch, da irgendwie in dieser Trauer Verarbeitung eigentlich voranzukommen. Und deswegen glaube ich, dass sofort, dass eben da in der Umfrage wirklich auch so hohe Werte des Widerspiegeln.
Stefan:Lass uns doch mal für diejenigen, für die das eigentlich noch erstmal ein sehr weit entferntes Thema ist, lass uns doch mal ein bisschen in den Kopf oder in die Gefühlswelt derer einsteigen, die da dieses Tier verloren haben. Was passiert denn da eigentlich? Warum, weshalb nimmt die das so mit?
Cordelia Noé:Also ich glaube, es fängt ja schon mal mit der Tatsache an, dass jeder bei jedem Tier weiß, dass sie uns nur eine eine gewisse Zeit unseres Lebens begleiten werden. Das heißt, wir schaffen uns ein Tier an oder wir adoptieren ein Tier und wissen, ich werde den Tod auf jeden Fall erleben.
habe ich aber ganz intensive:Und ja, es ist eben ein für viele Leute aus dem Umfeld auch irgendwie eine eine unsichtbare Verbindung, die ich da habe.
Wir haben gemeinsam Rituale, wir haben irgendwie sowas wie eine Geheimsprache oder Dinge, die eben das aus das Umfeld nicht so wahrnimmt und von einem Tag auf den anderen ist diese Verbindung eben gekappt. Das ist natürlich einfach schon mal allein so nachvollziehbar, dass das ein ziemlicher Schock ist.
Hinzu kommt, dass bei der tiertrauer Schuld ein ganz großes Thema ist, weil viele Tierhalter den Eindruck haben, dass sie ihr Tier mit dem Einschläfern irgendwie ausliefern oder verraten oder diese loyale Beziehung verraten. Und das darf man nicht unterschätzen, wie das einfach, also was für eine Belastung das auch für den Tierhalter ist.
Gerade so die ersten Tage oder auch Wochen dann eben nach dem Einschläfern, weil man wirklich sehr hadert, war es der richtige Zeitpunkt, musste es jetzt schon sein, wäre es anders gegangen? Und einfach allein dieser Gang, wissend okay, zurückgehe ich alleine, ist schon eine sehr, sehr große Belastungsprobe.
Stefan:Also wir haben vor anderthalb Jahren unseren fast 17 Jahre alten Border Collie einschläfern lassen.
Und bei ihm war es so, anderthalb Jahre vorher hat er eigentlich schon, ich sag mal, der Kopf war absolut frisch, aber der Körper ging nicht mehr mit.
Und dann hatten wir noch ÿousand zweiten jungen Hund dann aus dem Shelter und da hat er noch mal die Lebensgeister gehabt und dann kam sogar noch ein, in dem Fall auch italienischer in Maremmano dazu. Das hat ihn noch mal ziemlich aufgepäppelt und gleichzeitig ziemlich nördlich gemacht, nämlich er hat einfach gemerkt, ich kann nicht mehr.
Und dann kam eben halt der Punkt, dass wir gesagt haben, lassen wir ihn den Weg gehen. Und das Interessante war, in dem Moment, wo er da bei der Ärztin auf dem Tisch lag.
Man hat wirklich den Eindruck gehabt, ob es nun wirklich so war oder ob man es so gesehen hat, nach dem ja, es ist in Ordnung, ja, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Und jetzt ist es in Ordnung. Aber dieses Geschenk ist, glaube ich, nicht allen vergönnt.
Cordelia Noé:Nee, absolut.
Und das ist auch ein ganz großes Thema, das ich mir so selbst irgendwie auf die Fahne geschrieben habe, dass auch wirklich diese Weiterbildung der Tierärzte oder Weiterbildung der Professionals oder einfach ein tieferer Einblick in die Trauer der Halter, dass ich das was ganz wichtiges finde. Ich möchte da keinen falschen Eindruck erwecken, weil da sind ganz viele fantastische Leute, die dann super Job machen.
Aber ich glaube, dieses Erlebnis oder dieser Moment des Einschläferns hat so eine extreme Auswirkung auf den Trauerverlauf, wie du sagst, ne?
Also es kann sein, dass man wirklich das Gefühl hat, Mensch, da geht man jetzt irgendwie mit einem gegenseitigen Einverständnis auseinander und es ist irgendwie auch ganz friedlich und ganz ruhig.
Und dann gibt's aber eben auch diese Situation, dass der Hund dann sozusagen irgendwie auch anfängt zu schnappen, dann wird er irgendwie noch festgehalten, dann kommt diese Spritze und es für alle einfach nur ein Horror.
Stefan:Ja.
Cordelia Noé:Und deswegen glaube ich, dass dieser Moment einen ganz, ganz großen Einfluss hat, wie.
Stefan:Wie wir das verarbeiten können, bin ich sofort bei dir. Als Krankenhausfahrer habe ich auch genügend Menschen sterben sehen, beim Sterben begleitet.
Und da kann ich auch sagen, so wie der der letzte Teil gewesen ist, das wirkt sich die Jahre weiter in der, ich sag mal Nachweltbeziehung oder wie du es immer nennen möchtest, ja auch für die Trauer.
Cordelia Noé:Ja, absolut. Und jetzt wissen wir ja eben nicht, wenn wir jetzt wieder zurück ins Unternehmen kommen, wie war denn der Abschied? Wie ist es denn alles gelaufen?
War es vielleicht auch schon eine ganz anstrengende letzte Zeit, weil der Hund oder das Tier sehr beeinträchtigt, sehr krank, gab es einen großen Pflegeaufwand?
War das ganz plötzlich, gab es vielleicht auch ein gewisses traumatisches Erlebnis, der wurde überfahren oder ist oder tot gebissen oder alles mögliche. Da gibt es ja dann noch eine Menge Ausprägungen.
So und jetzt kommt man irgendwie zurück in die Arbeit und wie bei jedem Trauerfall bestimmt mit so einer zwiegespaltenen Haltung.
Einerseits freut man sich, ein bisschen Normalität vielleicht auch wieder zu haben und Ablenkung zu haben, aber andererseits ist eben nicht alles, wie es beim letzten Tag in der Arbeit oder wie es vorgestern war.
Und dann kommt dazu eben noch diese Haltung vieler vielleicht Kollegen und Mitarbeiter, die es dann doch nicht so ganz nachvollziehen können, auch wenn sie es bestimmt irgendwie versuchen. Und schwupps haben wir da schon eine ganz schön irre Konstellation, die da irgendwie im Unternehmen auf uns trifft.
Stefan:Bis hin dazu, möglicherweise war es ja auch vorher der Büro und und möglicherweise trauern dann sogar diejenigen, die man eigentlich nicht im Blick hat, am meisten.
Cordelia Noé:Ja, absolut, genau das ist ja auch was, was in den letzten Jahren vermehrt zugenommen hat.
Und genau dann gibt es da auch ein kollektives Trauern und dann ist man selber schon traurig, weil es der eigene Hund war, aber die Kollegen kennen ihn ähnlich gut und denen ist er auch ans Herz gewachsen.
Und dann muss man sich ja auch noch mal als Unternehmen anders damit umgehen oder als Vorgesetzter, weil man dann wirklich sagt, es war ja auch wirklich fast ein Mitarbeiter in einer gewissen Weise und es ist eben nicht ein externes Familienmitglied, zu dem sonst niemand irgendwie einen Bezug hat.
Stefan:Ja. Was gibst du in diesem Moment der Führungskraft mit?
Cordelia Noé:Meinst du jetzt speziell beim Thema Bürorund? Weil ich glaube fast, da müssen wir einen kleinen Unterschied machen.
Stefan:Ja, umso besser, denn lass uns wirklich mal in beide Richtungen gucken, Ÿousand. Sei es wirklich der Hund oder die Katze, die nie im Büro gewesen ist und zum anderen der Bürohund.
Cordelia Noé:Also ich glaube, beim Thema Bürohund könnte es natürlich, ich finde, da gibt es durchaus Parallelen auch zu, wie man bei einem Mitarbeiter, der im Unternehmen verstirbt, umgeht.
Gibt es vielleicht gewisse Rituale, dass man irgendwie ein kleines Buch hinlegt und da kann jeder irgendwie eine Anekdote reinschreiben oder einen Wunsch noch für den Hund oder natürlich auch damit für den Tierhalter. Oder man kann irgendwie, weiß ich nicht, eine bestimmte Tasse bedrucken oder so oder einen Blumentopf, da ist dann irgendwie das Foto drauf.
Also da könnte man schon was machen, wo man auch dem dem eigentlichen Tierhalter zeigt, Mensch, wir sind alle irgendwie traurig und betroffen und wir denken alle an dich.
Und ich kann mir auch vorstellen, natürlich wird dann noch mal mehr mit dem Verlust konfrontiert, weil es ja sozusagen noch mal viel mehr zur Sprache kommt, als wenn es jetzt nur sein Hund zu Hause gewesen wer. Wir reden jetzt mal vom Hund. Das gleiche gilt natürlich auch bei Pferd, Katze oder sonst sonst welchem Tier.
Aber ich kann mir auch vorstellen, dass sich die Person dann auch vielleicht sehr aufgefangen fühlt, weil man wirklich das Gefühl hat, hier wird meine Trauer verstanden und viele trauern eben auch mit mir und wir sind alle irgendwie auch in dieser Trauer vereint.
Wenn man jetzt sagt, man weiß, dass der einen sehr engen Bezug zu seinem Tier hatte, aber das Tier war nicht unbedingt Teil der Organisation, dann ist es natürlich mit den Anekdoten und so ein bisschen schwieriger, aber dann würde ich auf jeden Fall auch irgendwie meine, mein, also natürlich erstmal meine, mein Mitgefühl bekunden.
Ich sage immer extra nicht Beileid, weil ich finde immer, man soll nicht mitleiden, sondern mitfühlen, aber einfach je nachdem drücken oder kurz in in der Kaffeeküche ansprechen und einfach sagen Mensch, wenn ich was konkret für dich tun kann, dann sag Bescheid.
Vielleicht auch mal irgendwie ein Power Riegel auf den Tisch legen oder einfach kleine Gesten, wo man weiß, es ist meinem Umfeld bewusst, dass diese Situation so ist, wie sie ist. Aber ich kann in einer gewissen Weise auch das beeinflussen, wie sehr das zum Thema wird oder eben auch nicht.
Und das ist ja wirklich, wie du ja auch sicher schon hundertfach gesehen hast, extrem unterschiedlich. Es gibt Leute, die wollen das überhaupt nicht hören und mit im Büro haben und sind froh, wenn es der Raum ist, wo es eben nicht Thema ist.
Vielleicht gerade, wenn es ein Familien hier war und zu Hause schon alle irgendwie ganz fertig sind.
Aber es gibt natürlich auch die, die sagen, ich brauche jetzt irgendwie vielleicht auch irgendwie eine gewisse Auszeit oder es gibt auch bestimmte berufliche Tätigkeiten, die kann ich mir, weiß ich nicht, Kundenkontakt oder so, das fällt mir diese Woche extrem schwer und da würde ich irgendwie gerne eine andere Modalität finden, bis ich mich ein bisschen stabiler fühle.
Und ich glaube, so oder so ist irgendwie ein, finde ich immer wichtig, ein Gespräch vom Vorgesetzten oder von der zuständigen HR Person oder von einer Vertrauten, die irgendwie aber auch eine gewisse Funktion hat, total hilfreich, wo man einfach das ganz klar anspricht und sagt, es tut uns total leid, wir wissen irgendwie, was passiert ist. Was würdest du dir denn wünschen, wie irgendwie mit dir umgegangen wird?
Und gibt es bestimmte Sachen und Themen, die man irgendwie gerade vermeiden sollte, auch beruflich oder was, was würdest du, wie würdest du dir das idealerweise vorstellen? Ganz direkt und ganz offen.
Natürlich ist es, atmet man davor wahrscheinlich tief durch, weil es ist ja doch immer so ein bisschen irgendwie eine befangene Situation. Aber ich glaube, je klarer, desto besser.
Stefan:Ich würde sogar wirklich sagen, sollte man durchatmen.
Es gibt manche, die atmen eben nicht durch und atmen eben halt noch den Druck oder von was auch immer das Feuer vom letzten Gespräch aus und dann haben wir auf einmal eine Situation, die wollen wir alle nicht haben. Ja, ja und absolut.
Cordelia Noé:Aber ich glaube eben, wie jede andere Trauer sollte das Team und der Vorgesetzte sich da, also sollte einfach jedem seine Trauer zugestehen. Es sollte einem auch bewusst sein, dass sich diese Trauer eben in ganz verschiedenen Facetten zeigen kann.
Und dass man aber dem anderen auch versucht, natürlich, wenn das jetzt irgendwie über Monate und Wochen geht, dann kommt wahrscheinlich ein Punkt, wo man in einem kleinen Team oder so sagt, lass uns irgendwie noch mal sprechen. Irgendwie scheint es dann noch bestimmten Redebedarf zu geben.
Gegebenenfalls dann natürlich auch an noch mal vielleicht einen Coach oder eine andere Kleidung verweisen. Auch das finde ich total wichtig, dass man da offen ist.
Aber gerade am Anfang, auch wenn man selbst nicht nachvollziehen kann, einfach sagen, ich verstehe es vielleicht nicht oder ich habe nicht so einen engen Draht zu Tieren, aber ich respektiere, dass es dieser Person jetzt einfach so geht.
Stefan:An der Stelle ein kurzer Hinweis. Es gibt in Arizona eine Neurobiologin, die gleichzeitig aber auch Psychologin, Psychiaterin ist.
Und die hat ganz klar gesagt, in dem Moment, wo Trauer sehr lange da ist, hat sie bildgebende Verfahren eingesetzt, wo im Endeffekt im Kopf der Bereich, der sonst für Belohnungen ist, noch mal aufleuchtet, wenn die Trauer zu lange ist.
Das heißt also, man muss gucken, wo ist da an dieser Stelle eine Belohnungs oder eine Verlustfrage, um da möglicherweise dem einen oder anderen zu helfen.
Interessant, ja, denn die meisten gehen ja erstmal nur von den üblichen vier bis fünf Trauerphasen, egal ob ich jetzt nach Verena Kast gehe oder nach Elisabeth Kübler Ross. Und da ist ist uns die Neurobiologie in Ordenstadt voraus.
Cordelia Noé:Interessant.
Das nutze ich manchmal aber auch indirekt mit Klienten, dass wir so ein bisschen ein Ressourcenthema aufmachen und eben wirklich, gerade wenn es jetzt nicht mehr ganz frisch ist, sagen, überleg doch mal, was hatte denn dein Tier auch für Marotten oder für für lustige Angewohnheiten, die dich vielleicht auch auf die Palme gebracht haben, aber wo du jetzt irgendwie grinsen musst.
Und ist dann ein ganz schöner Moment, weil ich mache das oft in der Gruppen, im Gruppencoaching, dann sitzt jeder da und schreibt sowas auf seinen Zettel und weint, aber grinst auch gleichzeitig.
Und wenn man dann sagt, möchtest du das dann mal irgendwie teilen, kommt irgendwie was raus, dass er irgendwie geknurrt hat, wenn man den Exfreund geküsst hat, weil er irgendwie eifersüchtig war oder dass er irgendwie im Mülleimer irgendwas ÿousand rausgeholt hat oder so.
Und dann merkt man aber, dass das genau, also vielleicht ist es diese art Belohnung, aber auf jeden Fall diese positiven Gefühle da auch wieder ans Licht kommen, die halt unter diesem Berg von Trauer und Schmerz manchmal auch sehr schnell irgendwie verschüttet werden und unter den letzten Bildern, die man eben einfach so im Kopf hat.
Und ich glaube, dann muss man erst wieder so einen Zugang zu den alten Bildern bekommen und und eben sehen, Mensch, wir hatten irgendwie ganz viele tolle Momente und ich habe vielleicht auch Sachen von meinem Tier gelernt. Klar, die dürfen ja auch bleiben.
Stefan:Ja, in meiner Wahrnehmung ist der härteste Teil der Trauer immer dann zu Ende, wenn ich sagen kann, wer bin ich ohne dich?
Cordelia Noé:Ja, ja, stimmt. Absolut.
Stefan:Und insofern gilt das natürlich auch für das Tier.
Und ich glaube, es ist auch keine Frage des Alters, nicht nur die Älteren, die da auch sagen, ich möchte eigentlich nur noch eine Katze oder nur noch einen Hund, denn ich kann sie eigentlich gar nicht mehr halten und ich werde jetzt schon 75 oder ich werde jetzt schon 80. Das ist genauso eine Frage von von deutlich jüngeren Menschen.
Cordelia Noé:Ja, absolut.
Und was wir ja bei der Tiertrauer auch als Besonderheit haben, ist, dass es ja oft insofern eine komplizierte Trauer ist, weil sie ja oft alte Trauerprozesse auch irgendwie wieder aufreißt.
Also es wird sich ja oft ein Tier angeschafft an bestimmten Knickmomenten im Leben oder irgendwie oder man verbindet dann das Tier mit bestimmten Momenten, in denen manche Sachen irgendwie noch so waren, wie sie waren. Und durch diesen Tod des Tieres wird dann wie so ein Pflaster abgerissen und es kommen dann ganz viele alte Themen wieder mit hoch.
Und auch das hat natürlich dann einen riesen Einfluss auf die Trauer des Betroffenen, weil das ist ihm vielleicht manchmal oder oft gar nicht so klar.
Aber dann sieht man eben der unerfüllte Kinderwunsch oder irgendwie das Sterben des Partners und das Tier war eben schon ein Partner in dieser Trauer und hat einen da zweitausendein eben sehr intensiv begleitet. Und wenn der dann eben auch noch weg ist, dann trauert man ja quasi noch mal doppelt.
Stefan:Ja, ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, den viele, ich sag mal, im Alltag nicht sehen. Warum ist das Tier damals geholt worden? Und möglicherweise Trauer auf Trauer.
Und in dem Moment, wo natürlich das Tier wegfällt, reißt an beiden Stellen hoch.
Cordelia Noé:Ja, ich hatte neulich auch eine Klientin und am Anfang spricht man natürlich so ein bisschen welches Tier geht es denn und so weiter und wann ist es denn gestorben? Und dann sagte sie vor 20 Jahren ja, kennen wir.
Und dann war mir aber in dem Moment auch klar, dass es da bestimmt noch ganz viele andere Themen gibt, die man jetzt in den nächsten Stunden eben durchaus aufrollen muss, weil natürlich kann man auch nur um einen Hund 20 Jahre trauern.
Aber war es eben dann so, dass der in so vielen schwierigen Familiensituationen sie eben begleitet hat und im Prinzip all diese Trauer eben nicht bearbeitet war oder nicht irgendwie durchgestanden war. Und ich glaube, das ist ja irgendwie auch so was da gibt es ja auch auf diese Memes oder diese Sachen.
Wir wissen, wenn jemand auf eine bestimmte Weise nicht reagiert, was genau in ihm vorgeht, sollten wir uns eben da auch ins Gedächtnis rufen. Wir wissen nicht, was mit dieser Trauer um das Tier noch alles zusammenhängt und was da eigentlich geht.
Und da können noch so viele andere Themen drin sein, die ihn da jetzt oder sie eben noch mal zusätzlich traurig machen.
Stefan:Ich denke, es ist ein ganz, ganz weites Feld. Und ich sage für diesen Moment jetzt erstmal ganz, ganz herzlichen Dank für deine unterschiedlichsten Einblicke.
Und schauen wir mal, ob es da noch eine zweite Runde gibt. Vielen Dank, Cordelia. Ganz herzlichen Dank.
Cordelia Noé:Super. Mach's gut.
Stefan:Mach's gut.
Cordelia Noé:Tschüss.
Stefan:Tschüss.