Twitter auf: Wer blökt denn da schon wieder herum? Twitter zu. Geht unsere digitale Kommunikation gerade richtig vor die Hunde? Wo man hinschaut, Trolle, Beleidigungen, Fake-News, Gift und Galle, so scheint es. N3ll4 sagt: Ja, es ist eine riesige Herausforderung, eine positive Kommunikation im Netz aufrecht zu erhalten. N3ll4 ist Expertin für Cybersecurity und Hackerin.
N3ll4 warnt vor zwei Fallen. Zum einen: Nicht alles, was nervt und stört, ist Teil einer Trollarmee. Die gibt es, das können wir teils in Putins Umfeld zurückverfolgen. Das kennen wir aber auch schon vom Cambridge Analytica und Trump erstem Präsidentschaftswahlkampf. Dazu kommen aber die allgemeinen Trolle. Menschen, die gezielt mit Emotionen und Triggerpunkten spielen. Vielfach damit Diskussionen heraufbeschwören wollen, die weh tun, aber uns auch etwas aufzeigen können. Diese Effekte sind sesshafter geworden in sozialen Medien, präsenter. Die meisten Nerds waren selbst Teil einer Trollstruktur. N3ll4 nimmt sich da bewusst nicht aus.
N3ll4 betont, dass die Netzkultur Trolle aushalten können muss, solange sie von der Meinungsfreiheit gedeckt sind. Fake-News, verfasungsfeindliche Symbole gehen gar nicht. Aber sonst müssen wir es aushalten. Denn was wäre die Alternative: Keiner von uns profitiert davon, wenn Gesetze es einschränken, wie wir uns im Netz präsentieren. Und damit sind wir bei der zweiten Falle, vor der N3ll4 warnt. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, die Politik sei vorrangig verantwortlich dafür, dass es uns auf digitalen Plattformen gut geht. Die Politik hat ihre Rolle, aber die größte Verantwortung liegt bei Plattformbetreibern.
Wie gehen wir dann mit Plattformversagen um? Letztlich muss jede:r selbst entscheiden, was akzeptabel ist und was nicht mehr, so N3ll4. Aktuell sehen wir einen überschaubaren, aber deutlich merkbaren Exodus von Twitter (manche nennen es X) zu Bluesky. Womit wir uns nach ihrer Einschätzung auf Dauer keinen Gefallen tun, ist, wenn wir nur noch mit denen sprechen, mit denen wir einer Meinung sind. Wir dürfen Personengruppen nicht ausgrenzen. Das schadet dem Diskurs und damit uns allen.
Was aber, wenn alle Grenzen überschritten werden? N3ll4 hatte eine Rolle in der Geschichte um die Ärztin Lisa-Maria Kellermayer und ihren tragischen Tod. Eine komplizierte Geschichte. Die Ärztin und ihr Team waren vielfach bedroht worden, bis Kellermayer keinen Ausweg mehr sah. Die Behörden waren eingeschaltet und haben das Opfer vor allem der Lächerlichkeit preisgegeben, anstatt forensisch tätig zu werden. Der Täter ist bis heute nicht identifiziert. Die Gruppe ist eingegrenzt, der Provider hat die Daten gesichert - und die Behörden haben bis heute nicht einmal nachgefragt und um die Daten gebeten. Die Identifikation der Täter wäre, so N3ll4, sehr kompliziert, aber eben möglich.
Ist das nun das Scheitern von Kommunikation? Wir müssen wachsen und daraus lernen. Wir müssen uns weiterentwickeln. Wir müssen erkennen, dass wir hier ein Thema haben und etwas tun. Resignation gilt nicht.
Zu Gast: N3ll4 (Ornella Allami) Expertin für Cybersecurity und Hackerin. Täter finden, identifizieren, überführen unter: www.n3ll4.de