Artwork for podcast Africa with André - auf Deutsch
Mary’s Persönliche Reise gegen das Patriarchat in Afrika
Episode 2010th September 2025 • Africa with André - auf Deutsch • André Thomas
00:00:00 00:22:53

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Shownotes

In dieser Folge hörst Du die bemerkenswerte Geschichte von "Mary" (ein Pseudonym, um ihre Privatsphäre zu schützen). Einer Frau, deren Entschlossenheit, Integrität und Widerstandsfähigkeit ihr geholfen hat, sich aus bescheidenen Verhältnissen bis zur General Managerin eines Hotels in Afrika hochzuarbeiten.

Angefangen hat sie ohne Beziehungen, ohne Jobaussichten und wurde sogar um unaussprechliche "Gefallen" gebeten, nur um eine Chance auf einen Arbeitsplatz zu bekommen. Was sie erzählt ist eine Geschichte des Mutes, angesichts kultureller Herausforderungen.

Wir erfahren, wie sie für ihren ersten Job gekämpft hat, wie Frauen in einem von Männern dominierten Arbeitsumfeld zurechtkommen müssen und wie Mary heute als Mentorin für jüngere Frauen tätig ist. Die tiefe Liebe, die sie für ihre Arbeit empfindet, macht ihr Hotel zu einem besonderen Ort.

Dies ist ein unverfälschtes und inspirierendes Gespräch über Widerstandskraft, Führungsqualitäten und die Kraft, den eigenen Werten treu zu bleiben.

 

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Sound credits: uppbeat.io/ und https://pixabay.com/

Transcripts

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[00:00:23] André: Was ihr gerade gehört habt, ist für viele Frauen in Afrika, und auch in anderen Teilen der Welt, leider eine Realität.

Ich werde der heutigen Gesprächspartnerin ein Pseudonym geben- nennen wir sie Mary. Ich möchte ihren echten Namen nicht verwenden, aus Gründen die ihr später sicher verstehen werdet.

Mary war eine der ersten Personen, die ich in meinem Podcast einladen wollte, denn ich fand ihre Geschichte, wie sie zu ihrem Job kam, sehr inspirierend.

Sie leitet seit vielen Jahren ein Hotel, und ich war immer sehr beeindruckt davon, wie gut sie das macht, wie sie sich um ihr Team und um die Gäste kümmert.

Als ich dann gehört habe, mit welcher Entschlossenheit sie sich diesen Job erkämpft hat, sagte ich mir, das ist eine tolle Geschichte, die wir erzählen müssen.

Im Laufe des Interviews, kam noch so viel mehr zum Vorschein, womit ich nicht gerechnet hatte. Da dachte ich mir, dass wir diese Geschichte so erzählen müssen, dass wir sowohl die positiven als auch die negativen Seiten hören, und ihre Zielstrebigkeit wirklich spüren können.

Also, willkommen zu einer neuen Folge. Und Mary, herzlich willkommen in unserem Podcast.

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[00:01:26] André:  Ich freue mich auch sehr, dass du dabei bist.

Ich hatte mal ein Gespräch mit deinem Chef, wo er mir erzählt hat, wie es dazu kam, dass du in seinem Hotel arbeitest. Er hat gesagt, dass du jeden Tag draußen am Eingangstor gewartet hast, und um einen Job gebeten hast. Deine Hartnäckigkeit hat ihn beeindruckt und er hat dir eine Stelle angeboten. Du hast mit Staubwischen angefangen, im Souvenirladen gearbeitet, und Akten sortiert. Und von da hast du dich hochgearbeitet.

Stimmt das so ungefähr?

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Aber es war nicht einfach, überhaupt hineinzukommen, denn die erste Frage, die man mir stellte, war, "kennen Sie jemanden hier? Kennen Sie den Manager? Haben Sie einen Termin"? Und, da ich ihn nicht kannte, ließ man mich nicht hinein, und ich musste wieder nach Hause gehen.

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[00:02:23] Mary: Und manchmal habe ich ein paar Münzen eingeworfen, aber dann wurde das Gespräch unterbrochen, weil man genug Münzen braucht, um auf die Verbindung zu warten. Und leider hatte ich nie genug Münzen.

Dann, hatte ich eines Tages aber großes Glück. Ich traf einen sehr netten Mann, der bei der Telekom gearbeitet hat.

Er sagte, "ich sehe dich hier jeden Tag. Was möchtest du, junge Dame"?

Ich erzählte ihm, dass ich einen Job suche, und dass meine Münzen jedes Mal verbraucht sind, bevor ich überhaupt ein Gespräch führen kann. Da hat er mir ein Angebot gemacht, er sagte, "komm in mein Büro, wann immer du telefonieren möchtest. Das kannst du hier tun".

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[00:03:05] Mary: Ja sehr nett. Und das habe ich dann auch gemacht.

Ich rief also an der Rezeption an, und wieder stellten sie diese Frage. "Bevor ich das Gespräch weiterleite, kennst du den General Manager?". Diesmal hatte ich mehr Selbstvertrauen. Ich sagte, "ja, ich kenne ihn".

Das stimmte natürlich nicht, aber ich habe gelogen, weil ich ja schon so oft dort gewesen war, und keine Chance bekommen hatte.

Auf einmal war es einfach. Das Gespräch wurde durchgestellt, und er fragte mich, wer ich bin und was ich will.

Da habe ich geantwortet, "ich suche einen Job und es tut mir leid, Sir. Ich habe Ihrem Kollegen an der Rezeption gesagt, dass ich Sie kenne, aber das stimmt nicht. Ich möchte Sie wirklich treffen, wegen einem Job". Am Ende dieses Gesprächs hat er mir angeboten dass ich vorbeikommen soll.

Am nächsten Tag bin ich wieder dorthin gelaufen. Voller Selbstvertrauen, du hättest mich sehen sollen.

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[00:04:06] Mary: Ja, ich habe gelächelt, und meinen Kopf hochgehalten. Es war, als würde ich ihn schon seit vielen Jahren kennen.

Am Eingang haben Sie mich ohne weiteres reingelassen, weil ich ihn ja jetzt kenne. Sie sagten, "okay, wenn kommen Sie rein". In seinem Büro erzählte er mir, dass er mir aktuell nicht das anbieten kann, was ich eigentlich suche und fragte, ob ich auch was anderes annehmen würde.

Ich sagte natürlich sofort ja.

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[00:04:35] Mary: Ich wollte an der Rezeption arbeiten, also Empfang und Kasse.

Er schaute sich meine Unterlagen an- ich hatte damals ein Diplom in Spedition und Zollabwicklung. Das umfasst Kundenservice, Import, Export und Zollabfertigung.

Da hat er gefragt, "Sie haben nur eine Ausbildung im Hotelbereich, als Kassiererin und Rezeptionistin. Aber in Spedition und Zollabwicklung ein vollständiges Diplom?".

Da habe ich ihm erklärt wie die Situation bis jetzt war. Ich sagte, "ja, ich habe diesen Kurs gemacht, aber bei jedem Vorstellungsgespräch war es schwierig, ein Praktikum zu bekommen, wenn ich niemanden kenne, und wenn ich nicht bereit bin, mit einem Mann dafür ins Bett zu gehen".

Und ich erinnere mich, damals war AIDS überall verbreitet. Ich hab mir die Frage gestellt, "soll ich mit jemandem schlafen, nur um eine Ausbildung zu bekommen?".

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[00:05:33] Mary: Da habe ich dann beschlossen, lieber meinen Beruf zu wechseln. Ich besuchte meinen Onkel, der mich in ein Hotel mitnahm. Dort habe ich eine sechs Monate lange, unbezahlte Lehre angefangen, oft mit nur einer Mahlzeit am Tag.

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Zurück zu dem Gespräch bei deinem jetzigen Arbeitgeber, wo du dich deswegen bereit erklärt hast, irgendeine Arbeit zu nehmen. Wie ging es da weiter?

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Nach zwei Wochen bin ich also wieder ins Hotel gelaufen, um sie zu treffen. Sie hat mir gesagt, dass sie keine Unterlagen sehen muss. Sie sagte, ich zeige ihnen, was sie tun sollen. Es ist einfach, verkaufen, putzen, und Sie müssen ehrlich sein.

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[00:06:29] Mary: Klar ich hab's ihm ja auch gesagt, dass es mir leid tut, dass ich gelogen habe. Ich wollte einfach nur eine Chance bekommen.

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[00:06:44] Mary: Ich habe mein Baby mitgenommen, und meine Tochter am Eingangstor gelassen, und habe im Hotel mit einem Manager gesprochen.

Aber sie haben mir keinen Job angeboten. Sie sagten nur, "wir werden dich anrufen". Ich bin gegangen und sie haben mich nie angerufen.

Ich ging schon damals jeden Sonntag in die Kirche. Und, einmal saß eine Frau neben mir, und spielte mit meiner Tochter, sie war so ein hübsches bezauberndes Baby. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihr, dass ich neu in der Region bin und einen Job suche.

Da hat sie mir den Kontakt zu meinem jetzigen Hotel gegeben. Über sie kam ich an den Namen des General Managers an.

heute gehen wir öfters zusammen einen Kaffee trinken. Ich schätze sie sehr, denn sie war diejenige die mir geholfen hat.

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[00:07:40] Mary:

Ich muss dir sagen, meine ursprüngliche Festanstellung war wie ein Wunder. Nach nur sechs Monaten bekam ich schon eine unbefristete Stelle. Das passiert nicht oft so schnell. Danach konnte ich zur Rezeption, und zum Kundenservice wechseln. Dann war ich Front-Office-Managerin wo ich... Dann länger geblieben bin.

Weil ich viel lernen wollte, habe ich noch viele weitere Aufgaben übernommen.

Aber weißt du, sobald ich angefangen habe, mich vom Ladenpersonal zur Front-Office-Managerin hochzuarbeiten, da ist meine Ehe kaputt gegangen.

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[00:08:15] Mary: Weil ich viel länger arbeiten musste, weil ich viel Arbeit hatte. Mein Mann rief mich an und sagte, "ich habe keine Managerin geheiratet, keine Rezeptionistin. Du sollst zu Hause sein. Ich will um sieben Uhr mein Essen haben".

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[00:08:33] Mary: Ich sage dir, es war schwierig und sehr stressig.

Er war selbst oft nicht zu Hause. Er war Ingenieur und arbeitete viel im Ausland, aber wenn er zu Hause war, war es für mich nur Stress. Er sagte mal zu mir, "du musst dich entscheiden, entweder dein Job oder ich. Du bist im Hotel vielleicht Managerin, aber nicht in diesem Haus".

Zu Hause durfte ich nichts sagen, also schwieg ich. Es gab keine Gespräche mehr.

Ich hatte in dieser Zeit ein Gespräch mit meinem Hoteldirektor, und da habe ich angefangen zu weinen.

Er fragte was los ist, und ich antwortete, dass mein Mann mir gesagt habe, ich soll mich entscheiden, zwischen ihm und meinem Job.

Als er mich dann gefragt hat, was ich denn will, musste ich gestehen, dass ich es nicht wusste.

Er sagte, "geh nachdenken". Und das habe ich dann auch gemacht, über all die Probleme nachgedacht. All den Stress, das Auf und Ab.

Und ich sagte mir, "wenn ich jetzt meinen Job verliere, was passiert dann?".

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[00:09:39] Mary: Dann bin ich zurückgekommen, und habe meinem Chef gesagt, ich glaube, ich entscheide mich für meinen Job.

"Bist du sicher?" fragte er. Und ich sagte, "ja".

Er sagte, "du bist sehr klug. Ich verspreche dir, du wirst dich hier weiterentwickeln, so wie ich mich entwickelt habe".

Und, bis heute, bereue ich meine Entscheidung nicht. Und ich schätze seine Unterstützung.

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Und wie ging's danach weiter?

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Denn ich war schon so lange Front-Office-Managerin, und habe Arbeiten gemacht, die eigentlich meine Vorgesetzten hätten machen können.

Damals habe ich an fünf Manager rapportiert. Die Interessanterweise heute wiederum an mich berichten.

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[00:10:41] Mary: Er hat mir gesagt, dass das nicht geht. Er sagte, "unser Operations Manager ist schon seit über 30 Jahren hier und plötzlich soll er dir unterstellt sein?".

Da habe ich gekontert, "aber wenn er sich nicht weiterentwickeln will, was soll ich dann tun? Soll ich kündigen, und dann irgendwann wieder zurückkommen?".

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[00:11:01] Mary: Dann habe ich an der Rezeption, im Marketing und Verkauf mitgemacht. Ich war für lokale Buchungen verantwortlich, und ich habe gute Umsätze gemacht.

Einmal hatten wir hier eine Hochzeit die uns sehr viel Geld eingebracht hat. Aber nach dieser Hochzeit, kam es zu Auseinandersetzungen mit einigen Managern, weil sie nicht das getan hatten, was ich wollte, damit die Hochzeit unvergesslich sein würde.

Dieser Konflikt zog sich eine Weile hin und her, aber sie waren meine Vorgesetzten.

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[00:11:35] Mary: Eines Tages ist einer der Food & Beverage Manager zu unserem Hoteldirektor gegangen und sagte, "wir hatten die Hochzeit, alles war gut, aber es gab ein paar kleine Probleme weil Mary nicht gut kooperiert hat".

Er meinte, "wir wollten mehr Wein verkaufen, aber das ging nicht, weil die Gäste ihr sehr nahe standen. Die Gäste haben ihre eigenen Getränke mitgebracht, aber es wurde kein Korkengeld berechnet".

Dann hat der Direktor ein Meeting mit allen Managern einberufen, was stundenlang gedauert hat. Er hat gefragt, was sie meinen, denn er dachte, dass die Hochzeitsfeier ein Erfolg war.

"Wir hätten mehr Umsatz machen können", sagte der F&B-Manager, "aber wir haben das Korkengeld nicht berechnet, weil Mary den Gästen zu nahe stand".

Da habe ich nur gefragt, "warum habt ihr mir das nicht gesagt? Warum habt ihr mich nicht angesprochen? Ich habe niemandem verboten, das Korkengeld zu berechnen". Da konterte er, "Oh, das war nicht nur diesmal so".

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[00:12:49] Mary: Das hat mich wütend gemacht, das hat mich verletzt. Ich fing an zu weinen, und verließ das Meeting, so als würde ich kurz einen Anruf machen. Mein letzter Satz war, "ich glaube, ab heute mache ich nichts mehr für andere Abteilungen. Ich konzentriere mich nur noch auf die Rezeption".

Unser Direktor hat erstmal reagiert indem er gesagt hat, "nein, das ist mein Hotel, so können wir nicht arbeiten, wir müssen zusammenarbeiten, und das klären".

Aber ich war sehr wütend, und bin rausgegangen.

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[00:13:20] Mary: Ich bin direkt in den Laden gegangen, habe ein Blatt Papier genommen, und angefangen meine Kündigung zu schreiben.

Die Frau meines Direktors war da, und fragte, "was machst du? Ist das Meeting vorbei? Wo ist mein Mann?".

Ich sagte, "er ist noch im Meeting".

Dann hat sie mich gefragt, weshalb ich weine. Und ich habe ihr erzählt, dass ich unglücklich bin, und hier nicht mehr arbeiten will.

Nach dem Mittagessen wurde ich dann ins Büro gerufen, wo mein Chef mir sagte, "okay, wir setzen das Meeting jetzt fort. Aber bevor wir uns noch einmal alle treffen, meine Frau hat mit mir gesprochen, und ab heute bist du die General Managerin, GM".

Aber weißt du, ich habe die Stelle nicht angenommen. Ich habe mich bereit erklärt als Resident Manager zu starten, und ich sagte zu ihm, GM sein ist schon eine große Position. Ich möchte langsam wachsen. Ich muss noch viel lernen, bevor ich diese Position übernehme. Und ich möchte auch nicht gierig wirken.

" Wenn du jemanden findest der GM sein kann, lerne ich gerne von ihm oder von ihr, aber fürs Erste nehme ich die Position als Resident Managerin an".

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Da muss es aber viele überraschte Gesichter im Raum gegeben haben, oder ?

das

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Stell dir vor, diese Kollegen waren schon da, als ich im Hotel angefangen habe. Sie waren meine Vorgesetzten, und jetzt hatte sich alles gedreht.

Es hat erst mal Keiner was gesagt. Nach gefühlten fünf Minuten Schweigen sagte der F&B-Manager, "Herzlichen Glückwunsch". Die anderen sagten kein Wort.

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[00:15:12] Mary: Tja, und da fing der Marathon erst richtig an, es war nicht leicht. Man muss bedenken wir leben in einer Kultur, in der Frauen, Männer respektieren sollen.

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[00:15:32] Mary: Ich war für sie alle eine Bedrohung, weil ich mich sehr schnell entwickelt habe an der Arbeit.

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[00:15:46] Mary: Sie sind bis heute alle noch da.

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[00:15:49] Mary: Ja, jetzt ja, aber es war ein Kampf.

Und ich bin meinem Direktor sehr dankbar, denn er sagte mir mal Folgendes, "weine nicht vor ihnen. Geh ins Badezimmer, weine dort, wasch dein Gesicht, komm zurück und kämpfe.

Du wirst Fehler machen, das ist okay, aber ich bin für dich da. Ich werde dich korrigieren, aber nicht vor ihnen. Denk daran, das Hotel gehört mir, und du berichtest an mich. Du bist sehr klug, aber du musst dich verteidigen und kämpfen".

Diese Unterstützung, die ich von ihm bekam, die schätze ich sehr.

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Ich bin sehr tough geworden. Sie haben mich tough gemacht, ich habe viel gelernt.

Ich respektiere Männer, natürlich. Aber ehrlich gesagt, achte ich oft gar nicht darauf, ob ich mit einem Mann oder einer Frau zusammenarbeite.

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Du hast mir vorhin gesagt, es fühlt sich für dich an, als ob du dafür bezahlt wirst, dein Hobby auszuleben. Und das ist eine wirklich super Sache im Leben.

Was gibt dir so viel Freude an deinem Job?

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Sie respektieren das Personal. Sie erkennen Potenzial bei den Mitarbeitenden. Die Leute entwickeln sich in diesem Hotel weiter. Viele arbeiten schon seit über 30 Jahren hier.

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Und, du bist ja jetzt für viele Menschen verantwortlich. Wie motivierst du dein Team?

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[00:17:52] André: Ich gebe dir ein aktuelles Beispiel. Heute war eine Frau in meinem Büro. Sie hat mich schon viele, viele Male angerufen. Diese Geschichte haben wir aber schon mal gehört oder?

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Vor zwei Tagen hat sie mich angerufen und gesagt, "Madam, ich bin frustriert. Wenn das Hotel voll ist, werde ich immer für Gelegenheitsarbeit angerufen, aber sie wollen mich nicht fest einstellen". Da sagte ich zu ihr, "Komm bei mir im Hotel vorbei".

Sie erzählte mir dann, dass einer der Vorgesetzten, andere "Gefälligkeiten" verlangt. Deshalb durfte sie ihre Bewerbung nie abgeben.

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[00:18:43] Mary: Ich habe sie gefragt, ob sie bereit wäre, eine Arbeit in irgendeiner Abteilung anzunehmen. Und kaum hatte ich das gesagt und sie wartete draußen auf mich, da kam ein Gast zu mir und sagte, "ich suche einen Babysitter".

Da sagte ich, "okay, ich organisiere das", und ging sofort zu dieser Frau mit der Frage, "kannst du dich für die nächsten drei Tage um einen zweijährigen Jungen kümmern, dann hättest du einen Verdienst, während ich mit den restlichen Abteilungen spreche?".

Diese Frau ist geschieden und hat zwei Kinder, sie war so dankbar. Sie sagte, "ich bin so glücklich. Wenigstens habe ich etwas Geld, das ich nach Hause bringen kann. Und ich genieße es wirklich".

Und glaub mir, ich werde dieser Frau einen Job geben. Sie ist sehr gut, ich habe ihre Unterlagen gesehen.

Denn genau das mache ich. Ich unterstütze alleinerziehende Mütter. Ich unterstütze jeden, der hereinkommt und einen Job sucht und niemanden kennt. Denn es gibt zu viele Leute, die Andere ausnutzen wollen. Ich spreche mit den jungen Frauen, bevor sie mit der Arbeit anfangen, weil ich weiß, dass viele junge Frauen, die einen Job suchen, ausgenutzt und um Gefälligkeiten gebeten werden.

Und das ist der einzige Teil, den ich nicht mag.

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[00:20:04] Mary: Ja, ja, das ist tatsächlich so. Ich habe dir ja schon erzählt, ich habe Spedition und Zollabwicklung studiert. Schon bei der Hafenbehörde wurde ich gefragt, ob ich mit jemandem schlafen würde. Also, schaue ich heute auf alle meine Mitarbeitenden. Ich weiß genau, wie jeder Einzelne arbeitet.

Es gab Höhen und Tiefen. Ich habe gesehen, wie Abteilungsleiter, Verträge nicht verlängern wollten, aus "bestimmten Gründen". Aber ich bin da sehr konsequent, denn ich bin die letzte Person, die neue Anstellungen genehmigt. Ich habe Fragen gestellt, ich habe dafür gesorgt, dass Menschen weiterarbeiten durften. Ich habe Menschen geholfen, ihren Job wiederzubekommen.

Und das ist es, was ich am meisten liebe. Wenn ich jemandem helfen kann, Brot und Butter auf den Tisch zu kriegen. Wenn ich jemanden zum Lächeln bringen kann. Wenn ich jemanden glücklich machen kann. Das macht mich selbst glücklich.

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Und ich sehe auch, wie du einen Großteil des Abends mit deinen Gästen verbringst. Viele von ihnen sind Stammgäste, und sie freuen sich wirklich sehr darüber. Wie machst du das? Das kostet doch sehr viel Zeit.

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[00:21:38] André: Das ist überrascht mich überhaupt nicht.

Mary, ich beende meine Folgen gerne mit Favoriten. Was ist dein Lieblingsort in deinem Hotel?

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[00:22:10] André: Das kann ich mir gut vorstellen. Ich kenne diese Strandbar, und da ist es immer recht lustig.

Vielen lieben Dank, Mary, dass du deine Geschichte hier mit uns geteilt hast, und

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[00:22:20] André: Ich hoffe, dass euch, liebe Hörerinnen und Hörer, diese Geschichte ebenso inspiriert hat, und zum Nachdenken angeregt hat.

Es ist keine einfache Geschichte, aber ich sehe sie als eine positive Erzählung, die die Stärke von Mary und von vielen, vielen Frauen in Afrika, und auch anderen Teilen der Welt feiert, wo noch patriarchische Strukturen herrschen.

Wenn du Fragen oder Anregungen hast, kannst du mir gerne eine E-Mail schreiben, an  podcast-at-africa-with-andre.com. Bis zum nächsten Mal.

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