Die 4. Folge von HSG Research Insight dreht sich um die Entwicklung und Funktionsweise unseres modernen Geldsystems. Die beiden Gäste Prof. Dr. Johannes Binswanger und Dr. Carolin Güssow beschreiben in ihrem Buch "Reise in die moderne Geldwirtschaft" anhand eines idealtypischen, fiktiven Dorfes namens Econville, wie wir dort gelandet sind, wo wir heute stehen.
Warum wurde Geld überhaupt eingeführt? Wie hat sich dieses im Laufe der Zeit weiterentwickelt? Sind Zinsen notwendig? Warum wurden Banken und schliesslich Zentralbanken erfunden und welchen Einfluss haben diese auf die wirtschaftliche Entwicklung? In dieser Folge wollen wir die zentralen Fragen über unser Geldsystem anhand der Geschichte Econvilles klären.
HSG Research Insight, ein Wissenschaftspodcast der Universität St.
Speaker A:Gallen.
Speaker A:Wir nutzen es ständig.
Speaker A:Für viele ist es lebensnotwendig und manche richten sogar ihr ganzes Leben danach aus.
Speaker B:Für die allermeisten ist es zumindest wertvoll, obwohl es eigentlich gar keinen Wert hat.
Speaker B:Und dennoch regiert es die Welt, wie ein Sprichwort so schön sagt.
Speaker B:Die Rede ist natürlich vom Geld.
Speaker B:Unser heutiges Geldsystem hat sich so ziemlich alle Lebensbereiche einverleibt und doch verstehen es die wenigsten wirklich.
Speaker B:Woher kommt der Wert dieser an sich wertlosen Papierzettel und Münzen?
Speaker B:Gab es schon immer sowas wie Geld?
Speaker B:Sind Zinsen notwendig?
Speaker B:Und warum wurden eigentlich Banken und schließlich Zentralbanken erfunden?
Speaker B:In dieser Folge wollen wir der Entwicklung unseres heutigen Geldsystems nachspüren.
Speaker B:Dazu spreche ich mit Johannes Binswanger und Carolin Güssow.
Speaker B:Sie beide unterrichten Volkswirtschaftslehre im Rahmen der Weiterbildung von Führungskräften.
Speaker B:Außerdem haben sie zusammen ein Buch geschrieben, in welchem anhand eines idealtypischen Dorfes namens Econville die Entwicklung einer Geldwirtschaft auch für Laien verständlich aufgezeigt wird.
Speaker B:Und diese Entwicklungsgeschichte wollen wir in der kommenden H etwas beleuchten.
Speaker B:Wir starten mit der ursprünglichen Wirtschaft Ecunvilles, die ohne Geld funktioniert.
Speaker B:Dann wird das erste Geld in Form von Goldtalern eingeführt.
Speaker B:Darauf folgt das erste goldgedeckte Papiergeld.
Speaker B:Und weil dieses eben nicht ideal funktioniert, gründen die Econviller eine Zentralbank, das Markenzeichen einer modernen Geldwirtschaft.
Speaker B:Legen wir los.
Speaker B:Ja, Johannes und Carolin, schön, dass ihr hier seid.
Carolin Güssow:Herzlichen dank Daniel, für die Einladung.
Carolin Güssow:Freut mich.
Johannes Binswanger:Ja, ich freue mich auch sehr.
Johannes Binswanger:Hallo zusammen.
Speaker A:Dann wollen wir doch gleich mal einsteigen bei diesem Dorf Ecconville, das ihr auch in eurem Buch beschreibt.
Speaker A:Vielleicht zuerst auch noch historisch.
Speaker B:Ist das so?
Speaker A:Ist das ein konkretes Dorf oder wie muss man sich das vorstellen?
Carolin Güssow:Naja, das haben wir ein bisschen zurechtgestutzt, aus didaktischen Gründen ein bisschen idealtypisch gestaltet, weil so kann man sich das besser merken.
Carolin Güssow:Aber wichtige Wesenszüge der geschichtlichen Entwicklung, die sind da ganz sicher dabei.
Speaker A:Okay, vielleicht könnt ihr mal zuerst ausführen, jetzt in dieser Wirtschaft von was sind da für Wirtschaftsakteure vorhanden?
Johannes Binswanger:Da starten wir ganz klassisch.
Johannes Binswanger:Es gibt Anbieter und Nachfrager.
Johannes Binswanger:Und die Nachfrager, das sind die, die etwas konsumieren, die eben etwas nachfragen.
Johannes Binswanger:Und die arbeiten auf den Feldern der Bauern.
Johannes Binswanger:Ganz am Anfang sind wir ja agrarwirtschaftlich unterwegs, genauso wie es historisch natürlich auch war.
Johannes Binswanger:Sie werden entlohnt mit identischen Obst und Gemüsekisten.
Johannes Binswanger:Und natürlich ist es so, dass die Bauern auch etwas behalten.
Johannes Binswanger:Die müssen ja auch etwas essen.
Johannes Binswanger:Das heißt, die Kisten haben mehrere Funktionen.
Johannes Binswanger:Sie sind Lohn, sie sind Konsum, und sie sind Produktion.
Speaker A:Also die Arbeiter, die arbeiten auf den Feldern der Bauern, produzieren das Gemüse und einen Teil davon kriegen sie als Lohn zurück und der Rest, der bleibt bei den Bauern selber.
Johannes Binswanger:Genauso ist es.
Johannes Binswanger:Genauso einfach fangen wir an.
Speaker A:Wenn man über Wirtschaft berichtet oder in den Zeitungen über die Wirtschaftsentwicklung berichtet wird, da hört man ja viel vom Bruttoinlandsprodukt.
Speaker A:Kann man jetzt das auch bei Econville jetzt hier anschaulich zeigen?
Speaker A:Was ist das Bruttoinlandsprodukt hier?
Johannes Binswanger:Ja, das kann man wirklich sehr anschaulich zeigen, obwohl es gar kein Geld gibt.
Johannes Binswanger:Manche verwirrt das im Unterricht, dass nach dem BIP gleich gefragt wird, obwohl es noch gar kein Geld gibt.
Speaker A:Das Bruttoinlandsprodukt.
Johannes Binswanger:Ja genau, BIP.
Johannes Binswanger:Das Bruttoinlandsprodukt.
Johannes Binswanger:Das Wort ist so lang, das sagen wir immer BIP.
Johannes Binswanger:Und das ist auch ziemlich bekannt, das funktioniert ganz gut in der Abkürzung.
Johannes Binswanger:Das ist sehr einfach.
Johannes Binswanger:Zweitausendein.
Johannes Binswanger:Man muss einfach zählen können, um das BIP in dieser einfachen Wirtschaft zu bestimmen.
Johannes Binswanger:Und zwar ist es nichts anderes als die Anzahl der produzierten Obst und Gemüsekisten.
Johannes Binswanger:Einfacher geht es gar nicht, oder realer geht es gar nicht.
Johannes Binswanger:Und das zählt man in einem bestimmten Zeitraum, normalerweise Jahr oder auch Quartal.
Johannes Binswanger:Und wenn in einem Jahr mehr produziert wird als in einem anderen Jahr, also es mehr Kisten gibt als das Jahr zuvor, dann sprechen wir von Wirtschaftswachstum Zweitausendein.
Johannes Binswanger:Es sind ja mehr Kisten da.
Johannes Binswanger:Dann kann man auch gleich darüber nachdenken, was Nullwachstum ist.
Johannes Binswanger:Nullwachstum ist also nichts anderes, dass genau gleich viele Kisten produziert werden in einem Jahr wie das Jahr zuvor.
Johannes Binswanger:Einfach genau gleich viel, nicht null.
Johannes Binswanger:Einfach nur das zur Aufklärung.
Speaker A:Wie könnte denn jetzt Wachstum entstehen in dieser Welt?
Carolin Güssow:Das ist eine gute Frage.
Carolin Güssow:Viele Menschen, wenn sie Wachstum hören, die denken an Kapitalismus, vielleicht auch an Banken und eben an Geld.
Carolin Güssow:Und in unserem Buch, da geht es ja eigentlich auch um Geld.
Carolin Güssow:Aber es macht doch Spaß, sich zu ü kann denn eigentlich eine Wirtschaft, auch wenn es noch gar kein Geld, vielleicht nicht mal Banken gibt, nicht mal einen Kapitalmarkt, kann so eine Wirtschaft auch wachsen?
Carolin Güssow:Dann können wir nachher besser verstehen, was die Unterschiede sind, wenn es ein Geld gibt.
Carolin Güssow:Wir haben nun eine Geschichte dazu ausgedacht, wie man sich das vorstellen kann.
Carolin Güssow:Zweitausendein, da gibt es so einen Bauer, der ist ganz besonders clever.
Carolin Güssow:Der hat immer wieder Ideen, wie man die Bearbeitung der Felder noch effizienter machen kann.
Carolin Güssow:Der tüffelt immer wieder.
Carolin Güssow:Und diesmal hat er eine ganz besonders clevere Idee.
Carolin Güssow:Wie wäre es denn, wenn man die Erde nicht einfach so mit Schaufeln und Hacken umgräbt?
Carolin Güssow:Man könnte ja da irgendwie Holz zusammenbauen und Metall unten dran fügen, das ganze irgendwie noch die Kurven richtig hinkriegen und schleifen und von Tieren ziehen lassen.
Carolin Güssow:Mit anderen Worten, das wäre ein Pflug.
Carolin Güssow:Das wäre eine große Effizienzsteigerung, wenn man plötzlich die Felder mit dem Pflug beackern würde.
Carolin Güssow:Und wir wissen alle, der Pflug ist ein großer Effizienzgewinn.
Carolin Güssow:Also so würde Wachstum entstehen, weil mit gleich vielen Leuten, die können nachher mehr produzieren.
Carolin Güssow:Allerdings ganz so einfach ist es nicht, weil vom Weg zur Idee ist ja dann der Weg zur Realisierung nicht ganz unmittelbar.
Carolin Güssow:Ist ja nicht ganz trivial, so einen Flug zusammenzubauen, da braucht es erstmal Werkstattarbeit.
Carolin Güssow:Also da muss man erstmal das richtige Metall finden, weil das könnte zu weich sein oder zu hart oder der Winkel könnte nicht stimmen, die Biegung.
Carolin Güssow:Das braucht ein ganzes Team, das daran arbeitet.
Carolin Güssow:Und jetzt kommen wir zum Kernproblem.
Carolin Güssow:Wenn so ein ganzes Team jetzt an der Pflugentwicklung arbeitet, ja dann können die ja in der Zeit nicht auf dem Feld arbeiten.
Carolin Güssow:Das heißt, die Produktion von Nahrungsmitteln, die ist dann geringer.
Carolin Güssow:Also ganz konkret hat, nennen wir den Typen, den cleveren Bauern mal Franz Heureka.
Carolin Güssow:Ganz konkret hat der ein Problem, dass er ja denen was, den muss er ja durchfüttern, sein Team, den muss er was bezahlen.
Carolin Güssow:Und wenn die jetzt nicht auf dem Feld arbeiten, woher soll denn das kommen?
Carolin Güssow:Eine Lösung ist ja, vielleicht mögen die es hungern und sind so fasziniert, aber das geht dann auch nicht ewig.
Carolin Güssow:Also wenn das ein bisschen nachhaltig gestaltet werden soll, dann fragt er vielleicht seine Nachbarn oder die anderen Bauern, ob die nicht bereit sind, ihm Gemüsekisten zu leihen.
Carolin Güssow:Naja, wenn die ihn gut kennen, dann sagen wir, das ist ein lieber Freundschaftsdienst, lieber Franz, das machen wir gerne.
Carolin Güssow:Wenn sie ihn nicht so gut kennen, dann werden die schon auch was dafür haben wollen.
Carolin Güssow:Dann sagen okay, machen wir, aber du bietest uns einen Mehrertrag von deinem Gewinn.
Carolin Güssow:Und da sind wir bei einem Konzept, das würden wir heute in der modernen Welt Zins nennen oder Rendite.
Carolin Güssow:Das heißt, der Franz Heurecka, der kann jetzt investieren in sein Flugprojekt, er muss das aber mit Gemüsekisten finanzieren, sozusagen in Anführungszeichen zweitausendein.
Carolin Güssow:Und er kriegt die Gemüsekiste, weil er dafür einen Zins verspricht.
Carolin Güssow:Wir sind jetzt in dieser ganz einfachen Welt von A.
Carolin Güssow:Conville, da gibt es noch kein Geld, aber trotzdem haben wir sowas, was einen modernen Kapitalmarkt erinnert.
Carolin Güssow:Und das führt jetzt zu Wachstum.
Speaker A:Okay, das heißt eben auch Wachstum, Investitionen, Kredite, das alles würde eigentlich schon funktionieren in so einer Wirtschaft ohne Geld.
Speaker A:Warum wurde dann überhaupt Geld eingeführt?
Carolin Güssow:Absolut, das würde funktionieren, aber damit haben wir nicht gesagt, dass es besonders praktisch wäre.
Carolin Güssow:Da gibt es natürlich gewisse Probleme.
Johannes Binswanger:Ja, z.b.
Johannes Binswanger:gibt es Probleme, dass die Geschmäcker, die sind unterschiedlich.
Johannes Binswanger:Der eine liebt Erdbeeren, der andere mag keine Zwiebeln.
Johannes Binswanger:Es könnte ziemlich kompliziert werden mit dem Tauschen.
Johannes Binswanger:Stell dir vor, Daniel, wir beide tauschen, du bist ein großer Erdbeerliebhaber, aber ich gebe meine Erdbeeren nur her für Lauch.
Johannes Binswanger:Du hast aber leider keinen Lauch mehr.
Johannes Binswanger:Was machst du?
Johannes Binswanger:Du sprintest los und versuchst deine Inhalte der Kiste zu Lauch zu tauschen, kommst zu mir zurück und tauscht Lauch zu Erdbeeren.
Johannes Binswanger:Ja, nur schon das Erzählen hat lange gedauert.
Johannes Binswanger:Das heißt, das Ganze ist ganz schön kompliziert.
Johannes Binswanger:Und dieses Problem ist schon sehr alt.
Johannes Binswanger:Die Menschen kamen schon sehr früh darauf, dass es viel einfacher ist zu tauschen.
Johannes Binswanger:Wenn wir ein allgemein anerkanntes Zahlungsmittel einführen in unserer Ecumwil Geschichte, lassen wir die Bewohner eine Goldader finden.
Johannes Binswanger:Und die Goldader wird ausgebeutet und das Gold kommt in die Goldschmieden.
Johannes Binswanger:Es gibt verschiedene Goldschmieden in Ecunwil, es gibt ja mehrere davon.
Johannes Binswanger:Und diese Goldschmieden prägen diese Münzen und die werden verteilt.
Johannes Binswanger:Und zwar so verteilt, dass der, der mehr Kisten hat in El Conville, bekommt auch mehr Goldmünzen als der, der weniger hat.
Johannes Binswanger:Und natürlich kriegen auch die Goldschmieden für das Prägen der Münzen auch einen kleinen Anteil von dem Gold ab.
Johannes Binswanger:So läuft es in Ecunvillen.
Speaker A:Und das war aber auch historisch wahrscheinlich ähnlich, oder?
Carolin Güssow:Historisch gab es schon immer Tausch, oft auch zwischen verschiedenen Wirtschaftseinheiten, verschiedenen Dörfern, auch verschiedenen Ländern.
Carolin Güssow:Gold war jetzt nicht das erste, am Anfang waren es andere Güter.
Carolin Güssow:Vielleicht ist es sinnvoll, wenn wir uns mal überlegen, was muss denn so ein Gut für eine Eigenschaften haben, dass es sich eignet?
Carolin Güssow:Also es sollte mal irgendwie nicht verderben über Nacht, dann wäre es ziemlich ungeeignet als Geld.
Carolin Güssow:Es sollte auch nicht einfach imitierbar sein und auch nicht beliebig vermehrbar.
Carolin Güssow:Durch die Imitierbarkeit, da kommt man dann drauf, ja, Salz würde z.b.
Carolin Güssow:sich sehr gut eignen.
Carolin Güssow:Es verdirbt weder, noch ist es beliebig vermehrbar.
Carolin Güssow:Vor allem in alten Zeiten war das aufwendig zu fördern.
Carolin Güssow:Aber ja, Salz ist ein Pulver, also ganz so praktisch das auch nicht.
Carolin Güssow:Also mit der Zeit hat sich die Geschichte hin zu praktischeren Geldsorten entwickelt.
Carolin Güssow:Und da fällt natürlich vor allem Metall auf, Bronze, Kupfer, aber dann vor allem, wenn es um größere Beträge geht, vor allem Silber und noch mehr Gold.
Speaker A:Du hast eben auch gesagt, wichtig ist auch, dass es irgendwo eine Begrenzung gibt in der Menge des Geldes.
Speaker A:Wir kommen ja später noch auch auf das Papiergeld oder das Bankengeld zu sprechen, wo es eben diese Beschränkung nicht gibt jetzt bei Kryptowährung, da wird ja auch immer argumentiert, die sind beschränkt, dadurch eignen sie sich gut als Wertaufbewahrungsmittel.
Speaker A:Wäre das denn auch so wieder eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Funktion oder auf die ursprüngliche Funktionsweise des Geldes?
Carolin Güssow:Wir fragen im Unterricht immer gerne mal in die hat denn etwas Wert?
Carolin Güssow:Weil es beschränkt ist.
Carolin Güssow:Die meisten nicken dann auch zunächst mal.
Carolin Güssow:Dann sage ja, ich zeichne auf einen Zettel, da schreibe ich meinen Namen drauf, Ÿousand, das schreibe ich in einer ganz besonderen Art, das kann niemand so wieder nachmachen, ist unvermehrbar.
Carolin Güssow:Das muss jetzt unglaublich viel Wert haben, weil das gibt es genau einmal dieses Blatt Papier mit meiner ganz besonderen Unterschrift.
Carolin Güssow:Was bezahlt er dafür?
Carolin Güssow:Die wenigsten würden was dafür bezahlen.
Carolin Güssow:Also weil etwas beschränkt ist, ist es deswegen noch nicht wertvoll.
Carolin Güssow:Also die Beschränktheit macht Bitcoin jetzt nicht wertvoll.
Carolin Güssow:Auch nachher werden wir sehen, dass eine Beschränktheit von einem Geldmittel tendenziell in einem modernen Umfeld eher ein Nachteil ist als ein Vorteil.
Carolin Güssow:Das kann man sich zunächst mal daran überlegen, dass Wirtschaften, die wachsen, unsere modernen Wirtschaften wachsen und wenn jetzt Geld starr wäre, dann würde das Geld im Verhältnis zur Wirtschaft immer knapper werden.
Carolin Güssow:Das führt zu etwas, was wir Deflation nennen.
Carolin Güssow:Das ist nicht besonders praktisch und deswegen ist es eigentlich ein historisch gute Entwicklung, dass wir von Geldmitteln, die knapp sind und nicht mit der Wirtschaft mitwachsen, weggekommen sind.
Carolin Güssow:Und in dem Sinne wäre Bitcoin wieder ein Rückschritt.
Johannes Binswanger:Ich denke, man muss auch noch zwischen zwei Funktionen unterscheiden.
Johannes Binswanger:Einmal Geld als Funktion, als allgemeines anerkanntes Zahlungsmittel.
Johannes Binswanger:Und da würde ich mir ganz klar sagen, das ist Bitcoin schlichtweg einfach noch nicht, weil es einfach zu wenig Orte gibt, wo mir die Bitcoins angenommen werden.
Johannes Binswanger:Ich glaube, da sind wir alle einverstanden, dass es das sicher nicht ist, vielleicht mal werden kann, um Gottes willen, würde ich nicht ausschließen.
Johannes Binswanger:Du hast aber völlig richtig gesprochen von Bitcoin als Wertaufbewahrungsfunktion.
Johannes Binswanger:Ja, ich sehe das durchaus.
Johannes Binswanger:Es ist eine Anlagefunktion, aber wichtig ist bei der Wertaufbewahrung ja, dass der Wert auch ungefähr gleich bleibt.
Johannes Binswanger:Und Bitcoins, wie wir alle wissen, schwanken enorm.
Johannes Binswanger:Also schon aus dem Grund wollen wir Bitcoin gar nicht als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel haben.
Johannes Binswanger:Wenn heute mein Kaffee, was ich 500 kostet und morgen, weil der Wert sich verändert hat, dann ist es einfach nicht besonders praktikabel.
Speaker A:Gut, wenn wir wieder zurückkommen zu Econville, wo jetzt eben Gold eingeführt wurde, entstehen da dann trotzdem Probleme damit?
Speaker A:Ich glaube, du, Johannes, hast es schon kurz angesprochen, weil die Geldmenge zu starr ist, weil das Gold nicht einfach vermehrt werden kann.
Carolin Güssow:Zweitausendein vielleicht lohnt sich doch, dass wir nochmal einen Schritt zurückgehen und auch sagen, ja, wie ist denn Gold in der Praxis?
Carolin Güssow:Wie wird das denn eingesetzt?
Carolin Güssow:Also wenn ich jetzt irgendwie ein Haus kaufen möchte, gehe ich dann mit ganz viel Goldklumpen zu meinem Händler und bezahle damit Goldklumpen dafür.
Carolin Güssow:Das ist nicht besonders praktisch.
Carolin Güssow:Erstens mal ist es schwer und zweitens werde ich dann noch Ÿousand vielleicht beraubt auf meinem Weg zum Händler.
Carolin Güssow:Im Keller muss ich auch aufpassen, das zu lagern.
Carolin Güssow:Deswegen hat es sich schnell ergeben, dass eben Goldschmieden spezialisiert darauf sind, Gold zu lagern in ihren Kellern, dafür auch was verdienen dabei.
Carolin Güssow:Und wie weiß man jetzt trotzdem, dass jemand eigentlich Gold besitzt und damit was kaufen kann?
Carolin Güssow:Ja, indem der Goldschmied eben einen Zettel schreibt auf diesen Gold.
Carolin Güssow:Also der dieser Zettel ist quasi ein Anspruch auf eine bestimmte Menge Gold.
Carolin Güssow:Und dann wird eigentlich der Zettel übernimmt die Geldfunktion mit der Idee, dass Gold dahinter steckt.
Carolin Güssow:Also Gold alleine ist eben gar nicht so praktisch.
Speaker A:Und das wäre jetzt schon dann die Einführung des Papiergeldes, das du beschrieben hast.
Carolin Güssow:Ganz genau.
Carolin Güssow:So ist das Papiergeld historisch auch entstanden.
Carolin Güssow:Also konkret in Europa, vielleicht kleines Detail, war es nicht Gold, sondern Kupferplatten.
Carolin Güssow: In Stockholms Banco: Carolin Güssow:Und dafür kamen die Papierzettel dann recht praktisch.
Speaker A:Also diese Papierzettel, die mussten aber gedeckt sein mit einer bestimmten Menge von Kupfer jetzt in diesem Fall.
Carolin Güssow:Genau, bis clevere Leute und clevere Gold und Kupferschmiede draufkamen.
Carolin Güssow:Ja.
Carolin Güssow:Was ist denn, wenn ich ein bisschen mehr Zettel ausschreibe, als ich da eigentlich Gold oder Kupfer im Keller liegen habe?
Speaker A:Warum sollten sie das tun?
Johannes Binswanger:Ganz kurz, ich erzähle gleich eine Geschichte dazu, warum sie das tun sollten.
Johannes Binswanger:Ganz kurz möchte ich noch ergänzen, in der ecumware Geschichte, damit es wirklich sehr gut aufgeht, sollte man sich vorstellen, dass die Goldtaler, die es in Ecumvel gibt, dass sie eben irgendwann beschließen, die Ecconvilla, diese Goldtaler abzugeben, weil es eben so unpraktisch ist.
Johannes Binswanger:Und es ist sehr einfach sich vorzustellen, dass wirklich alle Goldtaler abgegeben werden.
Johannes Binswanger:Alle.
Johannes Binswanger:Und dass für jeden Goldtaler genau ein Zettel ausgeschrieben wird.
Johannes Binswanger:Möchte ich einfach ergänzen, weil da kann man sich das ganze einfacher vorstellen.
Johannes Binswanger:Und nicht vergessen, ist auch ein wichtiges Detail für später, es gibt viele verschiedene Goldschmieden.
Johannes Binswanger:Also jeder kann sich eine Goldschmiede seines Vertrauens aussuchen, wo er seine Goldtaler gerne lagern möchte.
Johannes Binswanger:Das ist ganz klar.
Johannes Binswanger:Und wahrscheinlich ahnen jetzt die Zuhörer da draußen schon, was die Goldschmieden eigentlich sind oder werden.
Johannes Binswanger:Sie werden nichts anderes als Banken, oder sind es vielleicht auch schon.
Johannes Binswanger:Sie haben schon die Münzen geprägt und passen jetzt darauf auf und schreiben auch noch Zettel aus.
Johannes Binswanger:Selbstverständlich werden das die Banken.
Johannes Binswanger:Und wir wollen gleich da ein schönes Konkurrenzverhältnis haben.
Johannes Binswanger:Deswegen sagen wir von vornherein ganz Konsequent, es hat viele Goldschmieden da draußen, die in Konkurrenz zueinander stehen.
Speaker A:Okay.
Speaker A:Und um den Bogen wieder zurückzuschlagen, jetzt beschließen einige dieser Goldschmiede, wir geben mehr Zettel aus, als wir eigentlich Gold haben im Keller.
Speaker A:Warum sollten sie das tun?
Carolin Güssow:Ich würde das jetzt vielleicht gar nicht mal mit dem Wort beschließen charakterisieren, sondern das ist einfach attraktiv.
Carolin Güssow:Das ergibt sich wie von selbst.
Carolin Güssow:Aber wir haben festgestellt im Unterricht, am einfachsten kommt der Punkt rüber, wenn man das mal kurz nachspielt.
Carolin Güssow:Carolin, bist du mal meine Bänkerin?
Carolin Güssow:Und ich darf mal der clevere John Heureka sein, der wieder mit einer ganz tollen Erfindung aufwartet.
Carolin Güssow:Ich bin ein Nachfahre von Franz Heureka, der damals den Pflug erfunden hat.
Johannes Binswanger:Toll.
Johannes Binswanger:Ich wollte immer schon eine Bänkerin sein.
Carolin Güssow:Also ich habe ein ganz, ganz tolles Projekt, ein high speed traktor.
Carolin Güssow:Da brauche ich ein richtig großes Team, der den entwickelt.
Carolin Güssow:Das dauert auch lange.
Carolin Güssow:Da machst du ja schon wieder mit.
Johannes Binswanger:Oder fragst du mich gerade, ob ich dir Zettel leihen soll?
Johannes Binswanger:Aber du hast doch so viel Gold und damit auch sehr viele Zettel.
Johannes Binswanger:Reichen denn dir die nicht?
Carolin Güssow:Wir haben eine sehr, sehr lange Entwicklungszeit.
Carolin Güssow:Und die Zettel, die ich selber habe, bzw.
Carolin Güssow:In Gold besitzen, das ist ja klar, das.
Carolin Güssow:Also High speed Traktor, kannst du dir vorstellen, das reicht natürlich nicht.
Carolin Güssow:Da brauche ich schon noch sehr viel zusätzliche Zettel.
Johannes Binswanger:Ja, aber könntest du nicht so machen, wie der Franz das gemacht hat?
Johannes Binswanger:Du könntest doch einfach deine Unternehmerkollegen und kolleginnen fragen, oder deine Arbeiterschaft.
Johannes Binswanger:Vielleicht sind da ja so ein paar Zettel übrig und vielleicht reicht das ja dann aus.
Carolin Güssow:Naja, da kannst du dir die Antwort ja selber geben.
Carolin Güssow:Also das ist irre mühsam.
Carolin Güssow:Ich brauche ja wirklich viel Kapital, und dass ich jetzt da mit zig Leuten verhandeln soll, dass das, das ist einfach für mich sehr mühsam.
Johannes Binswanger:Fragst du mich etwa, um das mal richtig auf den Punkt zu bringen, dass ich mehr Zettel ausstellen soll, als Gold in meinem Keller vorhanden ist?
Carolin Güssow:Ja, natürlich.
Carolin Güssow:Also endlich hast du es geblickt.
Carolin Güssow:Natürlich, das kannst du ja auch locker machen, weil.
Carolin Güssow:Also wann war denn zum letzten Mal bei dir jemand da, der seinen Zettel gegen Gold eingetauschen wollte?
Carolin Güssow:Das ist ja sehr die Welt von gestern, oder?
Johannes Binswanger:Ja, aber es passiert aber schon mal.
Johannes Binswanger:Und stell dir vor, irgendwie, warum auch immer, da kommen Leute, die wollen ihr Gold haben und dann reicht mein Gold.
Johannes Binswanger:Wollte nicht.
Johannes Binswanger:Da ist das Vertrauen in meine Bank dahin, also kann ich meine Bank ja schließen.
Carolin Güssow:Naja, also überleg mal, wann das jetzt das letzte Mal war.
Carolin Güssow:Aber natürlich, wenn du dir Sorgen machst, dann gehe ich halt zur Bank Silberberg.
Carolin Güssow:Ich denke, dass ich da vielleicht schon, dass wir da miteinander reden könnten.
Carolin Güssow:Und ich sage dir schon, also ich zahle ja noch einiges an Zins, das fällt dann auch für dich an, wenn du das willst.
Carolin Güssow:Das Angebot steht.
Carolin Güssow:Und sonst werde ich halt mal vielleicht noch mit anderen Bankkollegen reden.
Johannes Binswanger:Nein, nein, nein, wir machen das Geschäft, ich stelle dir ungedeckte Zettel aus.
Johannes Binswanger:Mir ist ja völlig klar, die sind ja auch nicht zu unterscheiden von den anderen Zetteln, die ich ausgegeben habe.
Johannes Binswanger:Das kriegt ja auch niemand mit.
Johannes Binswanger:Das machen wir ganz unter uns aus.
Johannes Binswanger:Und ja, also diese Aussicht auf Erfolg, das ist doch wirklich eine klasse Sache.
Carolin Güssow:Deal.
Carolin Güssow:Super.
Johannes Binswanger:Das Happy End der Geschichte ist, dass dieser Highspeed Traktor ist natürlich ein ganz großer Erfolg.
Johannes Binswanger:Die Effizienzsteigerung ist enorm.
Johannes Binswanger:Es werden ganz, ganz viele Kisten hergestellt.
Johannes Binswanger:Und auch der gute John, der verkauft auch ganz viele Traktoren, der macht also in Zukunft ganz viel Gewinn.
Johannes Binswanger:Also ganz viele Zahlungen kommen wieder rein an meine Bank.
Johannes Binswanger:Und man kann sich vorstellen, dass nachher, wenn ganz viele Zahlungen reinkommen, dass der Kredit getilgt wird und auch die Zinsen als großer Batzen am Ende getilgt wird.
Johannes Binswanger:Da kann man sich dann wirklich sehr gut vorstellen.
Johannes Binswanger:Und dass eben beide ein Win Win Team sind.
Johannes Binswanger:Beide haben gewonnen, der John und auch meine Person als Bänkerin.
Speaker A:Gut, es kann jetzt aber auch sein, dass das Projekt von John ja nicht funktioniert.
Speaker A:Was passiert dann?
Carolin Güssow:Gut, nehmen wir mal den Nachfolger von Joynka, der incredible Heureka.
Carolin Güssow:Der sagt sich und die Welt rund um ihn, high Speed Traktor, das war von gestern, jetzt ist es Zeit für den fliegenden Traktor.
Carolin Güssow:Die Zeit ist einfach reich für Flugobjekte, das ist viel effizienter, geht viel schneller.
Carolin Güssow:Und die Ingenieurskunst der Zeit ist auch so weit entwickelt, dass die Leute das alle erwarten, bis jemand mal mit dieser Idee an den Markt kommt und dafür Geldscheine sammelt oder dafür Zettel einsammelt.
Carolin Güssow:Und die Leute rennen ihm nach, um diese fliegenden Traktoren zu finanzieren.
Carolin Güssow:Und dann kommt natürlich, was kommen muss.
Carolin Güssow:Irgendwann werden die Demonstrationen der ersten Pilotprojekte verschoben.
Carolin Güssow:Journalisten versuchen rauszufinden, was denn eigentlich los ist mit diesen Projekten.
Carolin Güssow:Heißt, naja, das läuft sehr gut, aber wir sind noch nicht ganz so weit und wir wollen das auch geheim halten, bis irgendwann die Leute halt ihre Geduld verdienen und sagen, das ist doch ganz einfach faul, ein fliegender Traktor oder sowas, geht halt einfach nicht mit dem Stand der Technik.
Carolin Güssow:Und jetzt ist der Zeitpunkt, dass wenn die Leute merken, dass hier viel mehr Zettel ausstehen, als eigentlich Gold im Keller der Bank ist, dann lohnt es sich für mich jetzt, um zur Bank zu rennen und meinen Zettel in Gold umzutauschen.
Speaker A:Weil man eben Angst hat, dass diese Zettel nichts mehr wert sind eigentlich, weil sie nicht gedeckt sind durch wirklich Einnahmen aus diesem Projekt.
Carolin Güssow:Ganz genau, du sagst es genau richtig, Daniel.
Carolin Güssow:Der Wert dieser Zettel war gedeckt durch den Wert dieser Geschäftsidee, dieser Innovationsidee.
Carolin Güssow:Und wenn die gut läuft, dann funktioniert das sehr gut.
Carolin Güssow:Das war der Highspeed Traktor.
Carolin Güssow:Aber wenn sich dann herausstellt, dass das nur heiße Luft ist, dann eben entstehen Bankruns, wie man das Rennen zur Bank heute nennt.
Speaker A:Und die Basis davon, das wäre dann eben eine Blase, die eigentlich platzt, oder?
Carolin Güssow:Ganz genau, wie du sagst, das ist eine Blase oder ein Bubble, der hier platzt.
Carolin Güssow:Aber vielleicht könnte das jetzt alles ganz unklar wirken mit so einem fliegenden Traktor.
Carolin Güssow:Historisch hat es solche Blasen immer wieder gegeben, mit den unglaublichsten Projekten, wo man sich heute nur an den Kopf greift.
Speaker A:Stichwort Blase oder eben ungedeckte Kredite.
Speaker A:Da kommt mir dann halt zuerst sofort die Finanzkrise in den Sinn.
Speaker A:Zweitausendein war das dort auch so eigentlich das Problem, dass viele Kredite gesprochen wurden für Projekte oder Kredite, die eben nicht zurückgezahlt werden konnten.
Carolin Güssow:Da hatten wir keine Golddeckung mehr.
Carolin Güssow:Aber vom Sinn her ist das genauso.
Carolin Güssow:Also da gab es auch eine ganz tolle neue Idee.
Carolin Güssow:Die Idee war, dass amerikanische Banken Kredite vergeben, Hypothek Kredite an Leute ohne Einkommen, zweitausendein ohne Vermögen und ohne Job.
Carolin Güssow:Die wurden Ninjas genannt, no income, no job, no assets.
Carolin Güssow:Ja, wenn die Regulierungen entsprechend sind, kann man damit vorübergehend Geld verdienen, aber es ist auch klar, dass das nicht beliebig nachhaltig sein kann.
Carolin Güssow:Und so ist dann die große Finanzkrise entstanden.
Carolin Güssow:Also eine total absurde Idee, wie wir nachträglich wissen.
Johannes Binswanger:Darf ich da noch kurz die wichtigsten Punkte mal kurz zusammenfassen?
Johannes Binswanger:Das waren jetzt sehr, sehr viele Geschichten.
Johannes Binswanger:Und ganz kurz möchte ich zwei Punkte noch mal zusammenfassen.
Johannes Binswanger:Also einmal das Positive an ungedeckten Krediten.
Johannes Binswanger:Und zwar, wenn ungedeckte Kredite nicht möglich wären, also man keine Zettel schreiben kann, die ungedeckt sind, wo kein Gold im Keller liegt, dann gibt es auch weniger tolle Ideen, die finanziert werden.
Johannes Binswanger:Es wird weniger Geld ausgegeben, es wird weniger produziert am Ende.
Johannes Binswanger:Also man vergibt sich Wachstumspotenzial, wenn man nicht die Möglichkeit hat, neues Geld zu schaffen.
Johannes Binswanger:In dem Fall ganz konkret ungedeckte Kredite.
Johannes Binswanger:Also das war der Punkt mit dem Heissbetrag, das hat ja auch wunderbar funktioniert.
Johannes Binswanger:Solange der Output wächst, die Geldmenge auch wächst, gibt es ja auch keine Inflation.
Johannes Binswanger:Wenn Output ungefähr in der gleichen, also Output gemeint, BIP Wachstum, ungefähr gleich wächst, wie die Geldmenge wächst, die ausgegeben wird, dann haben wir auch kein Problem mit dem Preisniveau.
Johannes Binswanger:Alles super, ist eine super Geschichte, die funktioniert von vorn bis hinten.
Johannes Binswanger:Wenn es aber so Flugprojekte sind, Menschen sind ganz schnell begeistert und machen damit, aber genauso schnell wie sie begeistert sind, sind sie auch enttäuscht und dann rennen sie eben auf die Banken los und wollen ihr Gold haben und das verursacht Bankruns oder ganz viele Banken gehen pleite.
Johannes Binswanger:Und wenn Banken pleiten, wenn Bankhäuser pleite gehen, dann haben wir ein großes Problem, da können ganze Wirtschaften zusammenbrechen, weil Banken machen ja auch Zahlungen.
Johannes Binswanger:Was ist, wenn ich ein unbescholtenes Unternehmen bin und es soll gerade eine große Zahlung rausgeben und meine Bank geht pleite, weil die ein Investitionsprojekt investiert hat, was nicht funktioniert, dann gehe ich auch mit pleite als Unternehmen, obwohl ich nichts falsch gemacht habe, weil die große Zahlung nicht rausgehen kann.
Johannes Binswanger:Das bringt unglaubliche Unruhe in eine Wirtschaft und ist eben auch nicht gut.
Johannes Binswanger:Und da muss man das richtige Maß finden.
Speaker A:Gut, jetzt bis jetzt gibt es ja auch noch keine Zentralbank in diesem Econville.
Speaker A:Und wieso braucht es Zentralbanken?
Speaker A:Gerade wenn wir auch auf diese Krisendynamiken.
Carolin Güssow:Schauen, in Beispielen von vorher, könnte man sich ja auch vorstellen, dass wenn bei der Goldbergbank jetzt das Haus eingerannt wird, weil alle ihre Zettel in Gold umtauschen wollen, wenn es jetzt eine Zentralbank gegeben hätte, hätte sich die Zentralbank dahin stellen können und sagen, wir übernehmen das, wir geben euch das Geld, wir geben euch die Deckung, wir geben euch sowas wie künstliches Gold, was daneben nicht fix ist und somit hätte sie den Brand löschen können.
Carolin Güssow:Das als Grundidee, ich habe jetzt ein bisschen vorgegriffen, aber diese Funktion einer Zentralbank nennt man dann Lender of Last Resort.
Carolin Güssow:Und so kann eine Zentralbank verhindern, dass eben ein Brandherz sich über die ganze Wirtschaft hin ausbreitet.
Johannes Binswanger:Wir stellen das ganz schön dar.
Johannes Binswanger:In der ecumwe Geschichte machen wir das ganz Schritt für Schritt und das möchte ich ganz kurz vorstellen.
Johannes Binswanger:Also versetzen wir uns nochmal in die Situation, dass dieses Flugprojekt einfach gar nicht funktioniert hat und es gab diese Bankrunce und viele Leute sind auch leer ausgegangen.
Johannes Binswanger:Also ich will darstellen, die Stimmung in der Econville liegt am Boden und die Accoun Villa ist ja auch nicht so groß, da kann man sich auch zusammensetzen und diskutieren, was machen wir denn jetzt besser, besser oder anders?
Johannes Binswanger:Und ganz wichtig, sage ich auch immer, gerne im die Ecomilla sind nie rückwärtsgewandt, wir schauen immer nach vorne.
Johannes Binswanger:Und sie sagen schon mal ganz klar, ganz zurück zu dem System, dass wir nur noch Kredite vergeben können, die gedeckt sind.
Johannes Binswanger:Das machen wir nicht, weil dann vergeben wir uns ja so viel Wachstumspotenzial.
Johannes Binswanger:Also von der über diese Idee sprechen sie gar nicht.
Johannes Binswanger:Sie wollen wirklich einen Schritt vorwärts gehen.
Johannes Binswanger:Wo sie sich ganz klar einig sind, ist, dass sie diese verschiedenen Zettelwährungen aufgeben wollen.
Johannes Binswanger:Also es kann nicht sein, dass jeder Goldschmied die eigene Währung ausgibt.
Johannes Binswanger:Das finden sie nicht gut.
Johannes Binswanger:Es soll eine Einheitswährung her, also muss es auch eine Institution geben, die diese Einheitswährung ausgibt.
Johannes Binswanger:Und es gibt nur eine, das ist eine Zentralbank.
Johannes Binswanger:Die Einheitswährung auszugeben ist eine Aufgabe der Zentralbank.
Speaker A:Was war das Problem, wenn eben verschiedene Banken verschiedene Währungen ausgeben?
Johannes Binswanger:Da das Problem einfach nochmal auf den Punkt zu bringen, dass dann der Geldwerk zu stark gebunden ist an die Investitionsidee.
Johannes Binswanger:Die sind ganz eins zu eins gekoppelt.
Johannes Binswanger:Das heißt, wenn ein Investitionsprojekt, eine Idee, die finanziert wird, nicht funktioniert, ist eins zu eins sofort das Geld, was es finanziert hat, in dem Fall von der Bänkerin Carolin, vielleicht, wenn sie es war, ist dann nichts mehr wert.
Johannes Binswanger:Wir haben eine zu starke Verbindung.
Johannes Binswanger:Und wenn wir eine Einheitswährung haben, dann brechen wir das auf, dann ist es nicht mehr, ist es gedämpft.
Johannes Binswanger:Es löst nicht alle Probleme, aber es dämpft das Problem.
Johannes Binswanger:Diese direkte Verbindung zwischen Wertinvestitionsprojekt und Geldwert können wir damit aufbrechen und ist natürlich auch praktikabler.
Johannes Binswanger:Und wir haben eine Institution, wenn wir da vertrauen, die passen auf das Geldwert auf.
Johannes Binswanger:Das ist ja auch die Idee einer Zentralbank.
Johannes Binswanger:Die zweite Idee ist zu sagen, die Zentralbank gibt nicht nur die Einheitswährung aus, wir einigen uns auf eine Währung, sondern die passt natürlich auf die Banken auf.
Johannes Binswanger:Das heißt, auf die Banken aufpassen, das heißt nichts anderes, dass sie irgendwie aufpassen muss oder es ein System geben muss, dass die Banken, also die Geschäftsbanken, wie man sie heute nennt, nicht zu viel Geld schöpfen.
Johannes Binswanger:Wenn es zu viel Geld ist, ist es eben auch nicht gut, muss irgendwie an die Geldleine genommen werden.
Johannes Binswanger:Und wir stellen es jetzt sehr vereinfacht da.
Johannes Binswanger:Jetzt kommen wir schon in die komplizierte, echte, reale Welt und wir stellen es ein bisschen einfacher dar mit der e Geschichte, damit man sich das besser vorstellen kann.
Johannes Binswanger:Also nach dem unglücklichen Projekt des liegenden Traktors werden erstmal alle Kredite, die da draußen sein könnten, abgeschrieben.
Johannes Binswanger:Wir starten neu.
Johannes Binswanger:Auf der grünen Wiese entscheiden die Ecconwähler.
Johannes Binswanger:Und das heißt, wenn alle Kredite abgeschrieben sind, wir haben erstmal gleich viel Zettel noch wie Goldtaler bei den Goldschmieden, bei den Banken liegen.
Johannes Binswanger:Und dann entscheiden die e Villa, dass jetzt alle Zettel verbrannt werden.
Johannes Binswanger:Vielleicht gibt es ein schönes Feuer auf dem Marktplatz, wie man sich vorstellen kann.
Johannes Binswanger:Sie entscheiden sich, alle Zettel werden verbrannt.
Johannes Binswanger:Sie wissen ja, es kommt ja nachher die Einheitswährung.
Johannes Binswanger:Wir machen dann gleich mal einen Riesenschritt in die Realität.
Johannes Binswanger:In der Zukunft geht ja alles digital.
Johannes Binswanger:Das heißt, der Geldbestand von den einzelnen Kunden, was vorher diese Zettel waren, werden jetzt einfach gutgeschrieben als Zahl bei der Bank seines Vertrauens und getrost.
Johannes Binswanger:Können wir uns genauso vorstellen, wie es heute ist.
Johannes Binswanger:Das sind sozusagen die Kontostände auf unseren Girokonten.
Johannes Binswanger:Also wird direkt überschrieben, halt jetzt in der Einheitswährung, meinetwegen schweizer Franken oder US Dollar oder was auch immer.
Johannes Binswanger:Dann ist der Teil abgehakt.
Johannes Binswanger:Und wenn wir es noch einfacher machen, sagen wir mal, es gibt gar kein Bargeld, dann ist es noch einfacher, sich das vorzustellen.
Johannes Binswanger:Das kommt dann später oder auch gar nicht in unserer eckenweg Geschichte.
Johannes Binswanger:Genau, dann haben wir die Kundenseite erledigt.
Johannes Binswanger:Zettel sind wie gesagt passé und der Zettelbestand wird als Einheitswährung wie als Girokonto bei den Banken festgeschrieben.
Johannes Binswanger:Also genauso wie es heute auch ist.
Johannes Binswanger:Und dieses Geld nennen wir Ÿousand, Bankengeld.
Johannes Binswanger:Das heißt auch heute so nennen wir Bankengeld.
Johannes Binswanger:Gut, jetzt noch die Banken.
Johannes Binswanger:Die Banken geben alle ihre Goldtaler bei der Zentralbank ab.
Johannes Binswanger:Also es wurde die Zentralbank gegründet und die Zentralbank passt auf diese Goldbestände auf.
Johannes Binswanger:Kann man sich vorstellen, vielleicht als, weiß ich, im Keller als Departments, Bank A hat so viel Goldtaler, Bank B hat so viel Goldtaler, Bank C Goldtaler und die Zentralbank passt auf diese Goldtaler drauf aus.
Johannes Binswanger:Und jetzt kommt es neu an dem System, was ganz neu eingeführt wird, zweitausendein.
Johannes Binswanger:In diesem neuen System wird vereinbart, dass alle Zahlungen zwischen Kunden auch in Gold zwischen den Banken abgewickelt werden kann.
Johannes Binswanger:Nein, nicht kann, sondern muss.
Johannes Binswanger:Das hört sich jetzt ziemlich kompliziert an.
Johannes Binswanger:Wir machen ein ganz einfaches Beispiel.
Johannes Binswanger:Z.B.
Johannes Binswanger:musst du mir, Daniel, eine Rechnung von zwei Geldeinheiten zahlen oder begleichen.
Johannes Binswanger:Und wir beide sind bei verschiedenen Banken, das ist ganz wichtig.
Johannes Binswanger:Also ganz klar wird so sein, dass du wirst zwei Geldeinheiten verlieren auf deinem Bankkonto und ich werde zwei Geldeinheiten gewinnen auf meinem Bankkonto.
Johannes Binswanger:Ist ja völlig logisch.
Johannes Binswanger:Aber jetzt muss es auch noch gebucht werden in diesen Goldtalern, die bei der Zentralbank liegen.
Johannes Binswanger:Und das macht die Zentralbank.
Johannes Binswanger:Das heißt, deine Bank verliert zwei Goldeinheiten und meine Bank gewinnt zwei Goldeinheiten.
Johannes Binswanger:Und dieses Buchen in Goldeinheiten, das passiert, stellen wir uns so vereinfacht vor passiert bei der Zentralbank.
Johannes Binswanger:Und die Zentralbank hat da einen Finger drauf, die sieht diese Zahlungen und so Zahlungen ist natürlich heute alles total automatisiert.
Johannes Binswanger:Und diese Zahlungen werden aber nur ausgeführt, wenn die Bank auch wirklich genug Goldtaler hat.
Johannes Binswanger:Wenn sie jetzt weniger als zwei hätte, könntest du mich gar nicht zahlen, Daniel.
Johannes Binswanger:Dann würde die Rechnung auf Hold gestellt, bis genug Gold da wäre, wie auch immer.
Johannes Binswanger:Genau.
Johannes Binswanger:Und das ist eben sehr wichtig.
Johannes Binswanger:Es wird gebucht in den Goldbeständen, die bei der Zentralbank liegt, zweitausendein und ganz normal auf unseren Konten.
Johannes Binswanger:Ganz wichtig möchte ich hinzufügen, nicht dass ein falsches Bild entsteht.
Johannes Binswanger:Die Zentralbanken sehen nur die Goldbestände der Banken bei sich.
Johannes Binswanger:Die Zentralbanken sehen nie die Geldbestände der Privatkunden, also von dir und mir, Daniel.
Johannes Binswanger:Das sieht eine Zentralbank nicht.
Johannes Binswanger:Da sind immer die Geschäftsbanken dazwischen.
Johannes Binswanger:Das ist ganz wichtig.
Speaker A:Okay, aber ja, warum hilft jetzt das, dass die Banken eben nicht zu viel vom Bankengeld schöpfen?
Carolin Güssow:Dafür müssen vielleicht erstmal anschauen, was Banken eigentlich so machen.
Carolin Güssow:Banken organisieren natürlich den Zahlungsverkehr, aber eine besondere Art von Zahlungsverkehr ist besonders wichtig, nämlich Zahlungen, die im Rahmen eines Kredites anfallen.
Carolin Güssow:Schauen wir mal wieder ein Beispiel an.
Carolin Güssow:Sagen wir mal, die Unternehmerin Sarah, die hat eine Aussaatmaschine entwickelt oder die ist, die ist gerade dabei und hat deswegen einen großen Kredit bekommen.
Carolin Güssow:Sie braucht Materialien, Metall, alles mögliche andere, womit sie Pilotprojekte oder Modelle baut.
Carolin Güssow:Sie hat ein Team, den muss sie Löhne bezahlen und sie hatte selber noch gar nichts verdient mit dem Projekt.
Carolin Güssow:Die Bank übernimmt mit dem Kredit diese Zahlungen.
Carolin Güssow:Und die Frage ist natü wie entsteht überhaupt so ein Kredit?
Carolin Güssow:Ist ja nicht so, dass irgendjemand, ich weiß nicht, Kartoffeln oder Weizen oder Gold auf die Bank bringt, sondern es kommt ganz einfach am Anfang dieser Geschichte kommt die Sarah zur Bank, erzählt von ihrer Idee und die Bank findet das entweder gut oder nicht.
Carolin Güssow:Und wenn sie es gut findet, dann schreibt die Bank einfach so aus dünner Luft der Sarah einen Kreditgut Ÿousand.
Carolin Güssow:Das ist ein Punkt, den oft viele Teilnehmer in unseren Kursen falsch verstanden haben.
Speaker A:Das klingt ja auch ähnlich wie das, wo wir am Anfang mit den Goldschmieden hatten, wo die Zettel einfach erfunden wurden.
Speaker A:Kann man es ein bisschen vergleichen mit denen?
Carolin Güssow:Das ist ganz genau vergleichbar.
Carolin Güssow:Und hier sehen wir auch die gute Seite davon.
Carolin Güssow:Ja, die Sarah, die muss ja Zahlungen machen, die Unternehmerin muss Zahlungen machen können, deswegen ist das ja auch richtig so was.
Carolin Güssow:Wichtig ist, dass die Qualität ihrer Idee geprüft wird.
Carolin Güssow:Aber wenn das eine gute Idee ist, dann soll das ja gerade so sein, nur neu mit der Zentralbank Dahinter ist einfach das Risiko von Bankzetteln nicht mehr eins zu eins gebunden an dieses Projekt, sondern wenn jetzt was schief gehen würde, dann würde möglicherweise hier neu die Zentralbank als Land of Resort gerade stehen für einen Zahlungsausfall der Bank.
Carolin Güssow:Das in Klammern bemerkt, also als Unterschied.
Speaker A:Zum alten System eben nochmal, aber eben die Banken, die haben ja eigentlich all das Geld, das die Kunden bei ihnen haben, das ist normalerweise in Gold hinterlegt bei den Zentralbanken.
Speaker A:In diesem Fall vom Kredit ist das aber nicht mehr durch das Gold gedeckt.
Speaker A:Verstehe ich das richtig?
Carolin Güssow:Ganz genau.
Carolin Güssow:Also wir sind jetzt sowieso noch in einer stilisierten Version.
Carolin Güssow:Wie es heute ganz real ist, können wir nachher noch diskutieren.
Carolin Güssow:Aber aus didaktischen Gründen, sagen wir mal, Zahlungen müssen immer in echtem Gold abgewickelt werden zwischen Banken.
Speaker A:Also die Zentralbank, die schiebt das Gold bei ihren Konten, das jedes für eine Bank steht, hin und her, wenn Zahlungen zwischen den Banken ablaufen.
Carolin Güssow:Ganz genau.
Carolin Güssow:Halten wir mal an der Vorstellung fest, das macht es einfacher, das System zu verstehen.
Carolin Güssow:Wenn jetzt also Sarah große Zahlungen tätigt an Lieferanten, an Arbeitnehmende, dann geht eben von ihrer Bank geht Gold weg, weil die Zahlungen müssen ja in Gold abgewickelt werden.
Carolin Güssow:Und wenn das Projekt über Jahre dauert, dann geht über die Jahre immer wieder Gold weg.
Carolin Güssow:Das wird dann vom Betrag des Kredits abgebucht, aber das Gold geht raus.
Carolin Güssow:Und wenn die Bank jetzt sehr viele Kredite dieser Art hat und sonst wenig reinkommt, hat sie das Risiko, dass sie irgendwann gar kein Gold mehr hat und keine weiteren Zahlungen tätigen kann.
Carolin Güssow:Dafür gibt es natürlich auch schon eine Lösung.
Carolin Güssow:Sie kann sich Gold borgen von anderen Banken, die gerade überschüssiges Gold haben.
Carolin Güssow:Aber wenn sie das im allzu großen Stil machen müsste, würden natürlich die anderen Banken einer Zahlungsfähigkeit von Sarras Bank zweifeln.
Carolin Güssow:Und somit hat die Bank einen starken Anreiz, das Kreditgeschäft nicht zu übertreiben.
Speaker A:Also wenn sie, wenn die Zahlungsfähigkeit der Bank angezweifelt wird, würden wahrscheinlich auch die Zinsen dann für diese Kredite, die die Bank aufnimmt, bei anderen Banken sehr stark steigen.
Carolin Güssow:Ganz genau, ganz genau.
Carolin Güssow:Und somit würde das, also diese Gold oder Liquiditätsbewirtschaftung, wie man es modern nennt, der Banken teuer werden.
Carolin Güssow:Und das ist nochmal nachgedoppelt auf den Anreiz dieser Bank, weniger Kredite zu vergeben.
Speaker A:Neben diesem Anreiz eigentlich nur schon eben wegen zu großen Zinskosten, die da entstehen würden.
Speaker A:Gibt es da noch weitere Grenzen, die den Banken vielleicht auch vom Gesetzgeber gesetzt werden, damit die Banken eben nicht zu viele Kredite vergeben?
Carolin Güssow:Die Details, die hängen ganz davon ab, in welchem Land wir sind und welche Zentralbank dafür zuständig ist.
Carolin Güssow:Manchmal gibt es Vorschriften zu Mindestreserven.
Carolin Güssow:Das in unserem Beispiel wäre das eine Mindestgoldmenge, die im Keller bleiben müsste oder auf dem Konto bleiben müsste.
Carolin Güssow:Das ist jetzt mehr kurzfristig, also was die Gold oder Liquiditätsbewirtschaftung betrifft.
Carolin Güssow:Wenn wir ein bisschen längerfristig schauen, es gibt ja noch sonst Dimensionen des Kreditrisikos, da gibt es die sogenannten Basel Accords oder Basel Bestimmungen, die verlangen, dass eine Bank genügend Eigenkapital hat.
Carolin Güssow:Ganz simpel gesagt heißt das einfach, dass die Eigentümer, die Aktionäre der Bank an den Risiken, die die Bank eingeht, teilnehmen müssen und erstmal selbst an den Verlusten, mit Verlusten abgestraft würden, bevor das die Allgemeinheit dann übernimmt.
Carolin Güssow:Man nennt das englisch auch Skin in the game.
Carolin Güssow:Die müssen Haut im Spiel haben, damit sie ein Interesse daran haben, nicht allzu viele Risiken auf sich zu nehmen.
Speaker A:Gut, wir haben ja jetzt immer idealtypisch gesagt, eben die Banken, die haben das Gold im Keller der Zentralbank.
Speaker A:Vielleicht kann man da noch mal noch konkret sagen, wie läuft das wirklich ab?
Speaker A:Also ich nehme an, da ist ja nicht bei der Zentralbank Geld im Keller für das Guthaben von allen Banken.
Johannes Binswanger:Genau, das ist korrekt.
Johannes Binswanger:Diese Goldvorstellung erstmal ist einfach eine didaktische Vorstellung und das müssen wir auflösen.
Johannes Binswanger:Und dafür können wir uns vorstellen, dass die neue Wirtschaft mit der Zentralbank, die neue Wirtschaft von Elkum will mit diesem Zentralbankensystem und dem Gold, dass die sehr erfolgreich unterwegs ist.
Johannes Binswanger:Stellen wir uns das mal vor.
Johannes Binswanger:Also sehr viel gut laufende Projekte.
Johannes Binswanger:Folglich, wenn es viel gut laufende Projekte gibt, sind viele Kredite entstanden, es ist viel neues Bankengeld entstanden, was die Banken einfach so in Anführungsstrichen entstehen lassen dürfen.
Johannes Binswanger:Das heißt, die Bankengeldmenge wächst ja viel stärker als das Gold.
Johannes Binswanger:Das Gold, die Anzahl der Goldtäler, die ändert sich ja nicht.
Johannes Binswanger:Und wenn das so ist, wird es irgendwann so sein, wenn man das langfristig durchdenkt, dass die Banken gar keine Kredite mehr vergeben können, weil es hat so viel Bankengeld da draußen, aber die Goldmenge wächst nicht mit und du hast ja immer Angst, dass die Zahlungen nicht funktionieren, also wird immer weniger Kredit vergeben und wenn man sich extrem vorstellt, vielleicht gar keinen Kredit mehr vergeben.
Johannes Binswanger:Das ist einfach irgendwie nicht sinnvoll.
Johannes Binswanger:Eine Zentralbank ist ja nicht dafür da, dass die Wirtschaft abwirkt und einfach nur die Goldteile hin und her schiebt.
Johannes Binswanger:Das ist einfach, kann nicht Sinn des Systems sein und so ist es auch nicht.
Johannes Binswanger:Und deswegen ist es wichtig, dass die Zentralbank einen Einfluss hat auf die insgesamte Goldtalermenge, die es jetzt noch Goldtalermenge ist.
Johannes Binswanger:Und deswegen ist es in Wahrheit nicht Gold, sondern wir nennen es vielleicht liquides Gold, das Ÿousand echt, denn der echte Name ist Zentralbankengeld oder auch, man hört auch den Begriff Basisgeld oder den Begriff M.
Johannes Binswanger:Das ist alles das gleiche.
Johannes Binswanger:Also es wird nicht in Gold abgewickelt, tut mir leid, dass wir sie erzählt haben, sondern es wird abgewickelt in einer liquiden Möglichkeit, die da heißt Zentralbankengeld, Basisgeld oder eben M.
Johannes Binswanger:Und weil das liquide ist und auch nur digital ist, eine Zahl auf dem Konto, natürlich ist alles heute digital, ist es relativ einfach für Ÿousand, eine Zentralbank, diese Geldmenge zu beeinflussen.
Johannes Binswanger:Sie kann sie wachsen lassen, wenn es viel Kredite gibt, wenn es gut läuft, aber es gibt auch schlechte Zeiten, wo es vielleicht sinnvoll ist, Geld aus dem System zu ziehen und sie kann dieses Geld auch vernichten.
Johannes Binswanger:Und genau so ist es heute.
Johannes Binswanger:Wir haben sozusagen zwei Arten von Geld da draußen, dieses Zentralbankengeld und dieses Bankengeld.
Johannes Binswanger:Das ist eine große Unterscheidung, zwei verschiedene Geldarten, auch wenn sie beide in schweizer Franken gemessen werden.
Johannes Binswanger:Es liegt tatsächlich noch Gold in den Zentralbanken?
Johannes Binswanger:Doch, doch, das stimmt schon.
Johannes Binswanger:Ist aber ein Bruchteil von dem, was es an Zentralbankengeld gibt, oder ein Bruchteil, ein minimaler Bruchteil von dem, was es an Bankengeld da draußen gibt.
Johannes Binswanger:Unser Geld, um es ganz deutlich zu sagen, ist nicht mit Gold gedeckt.
Speaker A:Welche Funktion hat denn das Gold dennoch noch in den Kellern der Zentralbank?
Carolin Güssow:Naja, es schafft Vertrauen.
Carolin Güssow:Unsere Kursteilnehmer, die meinen sehr häufig, dass eigentlich unser Geld noch voll mit Gold gedeckt ist.
Carolin Güssow:Das ist schon sehr lange nicht mehr so, aber ich glaube, diese Vertrauensfunktion ist trotzdem ganz wichtig.
Carolin Güssow:Was hat sonst noch eine Funktion?
Carolin Güssow:Das ist ein Teil, also eine zentral heute, ist Geld, was die Zentralbank schöpft.
Carolin Güssow:Also dieses vermehrbare Gold, dieses liquide Gold, das Carolin angesprochen hat, das ist gedeckt mit Wertanlagen, aber ist eben nicht mehr Gold, sondern meistens sind es Staatspapiere, also Staatsschuldpapiere.
Carolin Güssow:In der Schweiz sind es vor allem ausländische Staatsschuldpapiere, aber auch ausländische Aktien, aber eben auch Gold.
Carolin Güssow:Also Gold ist Teil des Anlagevermögens einer Zentralbank.
Speaker A:Gibt es da aber auch einen Zusammenhang, dass man sagen kann, eine Währung eines Landes, die ist wertstabiler, wenn das Land oder die Zentralbank mehr Gold dafür im Keller hat?
Carolin Güssow:So weit würde ich also nicht mehr gehen heute.
Carolin Güssow:De facto ist das auch ein sehr, sehr kleiner Anteil.
Carolin Güssow:Die Zentralbanken verkaufen das Gold ungerne, weil das halt, das sind riesige Mengen, das würde den Goldpreis in den Keller stürzen.
Carolin Güssow:Das ist einfach aus historischen Gründen noch da und eben für das Grundvertrauen wichtig.
Carolin Güssow:Aber dabei bleibt es.
Speaker A:Gut, jetzt eben ihr habt gesagt, die Zentralbank, die kann eben dieses liquide Gold oder dieses Zentralbankengeld, wie ihr es genannt habt, die Zentralbank kann diese Menge beeinflussen.
Speaker A:Was bezweckt sie denn damit?
Speaker A:Oder was kann mit einer Ausweitung oder einer Verringerung dieser Geldmenge denn wirtschaftlich bewegt werden.
Johannes Binswanger:Wenn die Banken mehr Liquidität zur Verfügung haben oder wenn es einfacher ist mit dem Gold Bing, mehr Goldtaler zur Verfügung haben?
Speaker A:Wenn die zentralbanken Geldmenge ausgeweitet wird, ja.
Johannes Binswanger:Genau, dann kann ich mehr Zahlungen bewerkstelligen.
Johannes Binswanger:Das heißt, es fällt mir leichter als Bank einen Kredit zu vergeben.
Johannes Binswanger:Vielleicht fällt der Kredit ein bisschen größer aus.
Johannes Binswanger:Ich bin vielleicht ein bisschen mutiger unterwegs, wenn es mehr liquides Gold da draußen gibt.
Johannes Binswanger:Also es fördert sozusagen den Mut, Kredit zu vergeben oder höheren Kredit zu vergeben, wenn die Banken mehr liquides Gold im Keller oder auf den Bankkonten der Zentralbanken haben.
Speaker A:Und im umgekehrten Fall heißt das, es werden einfach weniger Kredite gegeben.
Speaker A:Wenn die Zentralbanken die Mengen, die Geldmengen einschränken, dann fällt es den Banken schwerer, um Kredite zu vergeben.
Johannes Binswanger:Genau, weil da muss sie ja mehr aufpassen, dass sie genug liquides Gold hat, um Zahlungen zu tätigen.
Johannes Binswanger:Aber ein zweiter großer Einflussfaktor, wahrscheinlich wundern sich vielleicht unsere Zuhörenden schon, jetzt reden wir ständig von Geldmenge, aber ich glaube, wenn man da draußen fragen würde, was die Leute mit Zentralbank verbinden oder ihrem Möglichkeit, würden die von Zinsen sprechen.
Johannes Binswanger:Das müssen wir natürlich auch noch tun.
Johannes Binswanger:Wir haben jetzt sehr viel von der Geldmenge gesprochen.
Johannes Binswanger:Wir müssen natürlich auf die Zinsen zurückkommen.
Johannes Binswanger:Und hat Johannes ja vorher auch schon erklärt, wenn eine Bank vielleicht ein bisschen wenig liquides Gold oder Zentralbankengeld hat, dann kann sie auf den Interbankenmarkt gehen.
Johannes Binswanger:Auf Interbanken heißt das nur Geschäftsbanken, die untereinander handeln.
Johannes Binswanger:Da handelt keine Zentralbank, sondern nur die Banken untereinander und die helfen sich gegenseitig aus.
Johannes Binswanger:Es passiert schon mal, dass man vielleicht eine Bank mehr Kredite vergeben hat, dann braucht die halt gerade ein bisschen mehr Zentralbankengeld und die helfen sich gegenseitig, aber natürlich nicht freiwillig.
Johannes Binswanger:Banken machen das natürlich nur für Zinsen.
Johannes Binswanger:Und der Zins, der dort entsteht, ist ein Interbankenmarktzins, der auf dem Markt entsteht.
Johannes Binswanger:Aber auf diesen Zins hat eine Zentralbank Einfluss.
Johannes Binswanger:Und zwar ist es der berühmte Leitzinssatz.
Johannes Binswanger:Der Leitzinssatz ist ein Zielzinssatz für diesen Interbankenzinssatz.
Johannes Binswanger:Wir wollen jetzt nicht weiter ins Detail gehen, aber auf diesen Interbankenzinssatz hat die Zentralbank Einfluss.
Johannes Binswanger:Und das heißt, wenn der Zinssatz tief ist, dann heißt das doch, dass es für eine Bank billig ist, Zentralbankengeld oder liquides Gold von einer anderen Bank zu leihen, weil ich muss nicht viele Zinsen für zahlen, dann ist sie vielleicht großzügiger mit der Kreditvergabe.
Johannes Binswanger:Wenn der Zins steigt, dann bin ich nicht so großzügig, weil dann ist es teuer, Zentralbankengeld von einer anderen Bank zu leihen.
Johannes Binswanger:Und das sind die beiden Einflussmöglichkeiten, die Geldmenge.
Johannes Binswanger:Aber heute läuft eigentlich ehrlicherweise alles über die Zinsen gut.
Speaker A:Eben.
Speaker A:Und du hast gesagt, das würde dann die Kredite, die Banken vergeben, anfeuern, wenn eben der Zinssatz gesenkt wird oder auch eben die Geldmenge erweitert wird.
Speaker A:Was hat das dann weiter für Einflüsse auf die Wirtschaft?
Carolin Güssow:Und wenn diese Zinsen tief sind, das ist für Banken eine Gelegenheit, mehr Kredite zu vergeben, weil die verdienen ja Geld mit Krediten.
Carolin Güssow:Das ist ein großer Teil des Einnahmegeschäfts für eine Bank.
Carolin Güssow:Wenn jetzt plötzlich der Zins tiefer ist, und vorher war ich ein bisschen vorsichtig, weil das teuer war, mein Liquiditätsmanagement, und jetzt ist es nicht mehr so, daher, dann sage ich, ich suche doch, vielleicht habe ich ein paar Geschäftskunden abgewehrt, die hatten eigentlich noch gute Ideen, jetzt gebe ich doch denen einen Kredit.
Carolin Güssow:Das bedeutet aber, dass diese was damit machen mit diesem Geld.
Carolin Güssow:Also die investieren, die fragen damit Investitionsgüter nach, die stellen vielleicht neue Leute ein, Belegschaft.
Carolin Güssow:Wenn sie von anderen Unternehmen Leute abwerben, kriegen die vielleicht höhere Löhne versprochen und somit fängt die Wirtschaft an zu boomen.
Carolin Güssow:Und das ist vielleicht auch gewollt, weil die Wirtschaft vorher aus einer Krise rauskommen sollte.
Carolin Güssow:Und somit kann also eine Zentralbank den Verlauf der Wirtschaft feinsteuern, wenn man so will.
Speaker A:Also eben mit tieferen Zinsen, mehr Zentralbankengeld kann die Wirtschaft eigentlich angeschoben oder angeheizt werden.
Carolin Güssow:Ganz genau.
Carolin Güssow:Aus letzter Zeit kennen wir vielleicht eher das Umgekehrte.
Carolin Güssow:Also wir kommen gerade, es ist gerade noch Erinnerung, dass wir vor zwei Jahren, zwei, drei Jahren eine hohe Inflation hatten.
Carolin Güssow:Dann macht die Zentralbank das.
Carolin Güssow:Wie kann Inflation gebremst werden?
Carolin Güssow:Ja, Inflation versteht, entsteht vor allem dann, wenn sehr viel Wirtschaftsleistung nachgefragt wird.
Carolin Güssow:Also alle wollen neue Mitarbeitende anstellen, alle wollen Investitionsgüter kaufen, alle, die noch Ersparnisse aus der Covid Phase haben, wollen noch in die Ferien gehen und was sonst noch.
Carolin Güssow:Und um das abzukühlen, kann die Zentralbank Kredite teuer machen mit dem Mechanismus, den wir gerade vorher diskutiert haben.
Carolin Güssow:Also sie setzt zweitausendein den Zinssatz, der für das Liquiditätsmanagement der Banken wichtig ist, hoch.
Carolin Güssow:Damit vergeben die Banken weniger Kredite, damit können sich z.B.
Carolin Güssow:hypotheken nicht mehr so gut finanziert werden, Investitionsgüter werden nicht mehr so leicht finanziert und damit kühlt langsam die Wirtschaft ab.
Carolin Güssow:Das ist der Mechanismus, der heute am meisten genutzt wird, um eben gegen Inflation zu kämpfen.
Johannes Binswanger:Um es mal ganz konkret zu machen, Die Aussaatmaschine vorher von Sarah, die du beschrieben hast, Johannes, die würde vielleicht in so einem Umfeld, wenn die Zinsen hoch sind, sagt die Bank, nee, können wir nicht finanzieren, ist einfach viel zu teuer, weil wenn die Zahlungen nicht reichen, dann ist es mir einfach viel zu teuer, das liquide Gold zu leihen.
Johannes Binswanger:Ich sage dir ab.
Johannes Binswanger:Und ganz konkret, was heißt die Absage?
Johannes Binswanger:Sie mietet keine Werkstatt, sie stellt keine Leute an die Lohnverdienung, die es sonst ausgeben würden und so weiter.
Johannes Binswanger:Kurz gefasst, es ist weniger Nachfrage, es wird weniger Geld ausgegeben.
Johannes Binswanger:Und wenn weniger Geld ausgegeben wird in einem Umfeld, wo das Outbid auch nicht mitwächst, das BIP auch nicht mitwächst, dann dämpft man die Nachfrage und damit dämpft man auch dann die Inflation.
Speaker A:Jetzt eben das Stichwort, Inflation ist sehr viel gefallen und eben auch die Maßnahmen einer Zentralbank, dass sie die Wirtschaft anschieben kann.
Speaker A:Das war ja im Nachgang der Finanzkrise und der Eurokrise zweitausendein, wollte man das ja von den Zentralbanken aus sehr stark, eben die Wirtschaft wieder anschieben, indem man die Geldmenge erhöht hat, indem man die Leitzinsen gesenkt hat.
Speaker A:Die Inflation ist aber damals dann dadurch nicht gestiegen.
Carolin Güssow:Inflation steigt natürlich nicht automatisch, wenn die Geldmenge erhöht wird.
Carolin Güssow:Was ist eigentlich Inflation?
Carolin Güssow:Inflation ist ja nur ein Maß dafür, ob im Durchschnitt in der Wirtschaft die Preise steigen.
Carolin Güssow:Und wir haben alle mal in der Schule gelernt, wann steigen die Preise?
Carolin Güssow:Ja, wenn irgendwie die Nachfrage nach was steigt.
Carolin Güssow:Also wenn ich einen Laden habe und die Leute rennen mir die Bude ein, dann überlege ich mir, ich könnte die Preise ein bisschen höher setzen, weil sonst ist die Bude schon morgens um 10 leer.
Carolin Güssow:Warum sollte ich da nicht dafür profitieren?
Carolin Güssow:Und wenn alle das machen, weil insgesamt in der Ökonomie sehr viel nachgefragt wird, z.b.
Carolin Güssow:weil alle noch Ersparnisse haben aus der Covid Zeit, dann steigen alle Preise.
Carolin Güssow:Damit steigen die Preise im Durchschnitt und das nennen wir dann einfach Inflation.
Speaker A:Ist das jetzt nicht passiert, dann eben im Nachgang an die Finanz und Eurokrisen?
Carolin Güssow:Genau.
Carolin Güssow:Wenn natürlich jetzt niemand den Wunsch hat, das Geld auszugeben, dann kommt gar nicht jemand erst in meinen Laden und in den anderen auch nicht.
Carolin Güssow:Wenn ich z.B.
Carolin Güssow:angst habe, meinen Job zu verlieren oder sonst als Unternehmer abwarte, weil ich denke, dass die Nachfrage nach meinen Produkten gering ist und dass ich jetzt nicht der Zeitpunkt ist, meine Kapazität zu erweitern, dann liegt das Geld einfach nur ungenutzt rum und somit entsteht kein Nachfragedruck.
Carolin Güssow:Niemand rennt die Bude ein und somit entsteht trotz mehr Geld keine Inflation.
Johannes Binswanger:Nur weil mehr Geld da ist, heißt es ja nicht, dass jemand kommt und eine tolle Idee hat und einen Kredit haben will.
Johannes Binswanger:Also da liegt Liquidität ist vielleicht hoch.
Johannes Binswanger: er Finanzkrise bis den Herbst: Carolin Güssow:Zweitausendein.
Johannes Binswanger:Aber das ist kein Automatismus.
Johannes Binswanger:Nur weil viel Geld da ist, ist es nicht automatisch so, dass die Leute mehr Ideen haben, sondern mehr Ideen haben hängt von vielen anderen Wirtschaftsfaktoren ab.
Johannes Binswanger:Wie ist die Stimmung, wie ist die Erwartung?
Johannes Binswanger:Wie sind meine Zukunftsaussichten?
Johannes Binswanger:Wenn alles total unsicher ist und ich keine Ahnung habe, wie die Zukunft ist, dann habe ich keine tolle Idee.
Johannes Binswanger:Da bin ich nicht kreativ.
Johannes Binswanger:Egal ob die Banken viel Geld haben und hey, ich würde den Kredit geben, aber wenn die Idee nicht da ist, passiert es nicht.
Johannes Binswanger:Aber Geld ist trotzdem viel.
Johannes Binswanger:Geld war trotzdem da, ist viel geschaffen worden.
Johannes Binswanger:Und man sieht schon, dass es Inflation gab, aber nicht eben die klassische Inflation, wie sie gemessen wird, sondern das Geld ist wohin geflossen?
Johannes Binswanger:In Aktien und Immobilienmärkten.
Johannes Binswanger:Also das Geld war schon da.
Johannes Binswanger:Klar fließt es irgendwohin und das hat man schön gesehen in der Zeit.
Johannes Binswanger:Es ist nicht in Inflation geflossen, also was gemessen wird in den Konsumentenpreisindex, sondern in die Aktien und Immobilienpreise.
Johannes Binswanger:Die haben sehr viele Hochs erlebt in dieser Zeit.
Johannes Binswanger:Aber es ist einfach per Definition so, dass in der Inflationsrate spielen Aktienpreise und Immobilienpreise keine Rolle und in den Konsumgütern ist eben die Preise nicht gestiegen.
Speaker A:Aber jetzt in den letzten Jahren, also im Nachgang zur Pandemie, trat das dann ja eben ein.
Speaker A:Also da ist dann auch die Inflation durchgeschlagen.
Carolin Güssow:Genau, eine Hauptursache dafür war, dass die Leute viel Geld gespart haben in der Covid Zeit, weil man z.B.
Carolin Güssow:in Restaurants gar nicht ausgeben konnte, man ist nicht in die Ferien gegangen, hat viel Geld auf der Wohnkante und irgendwann kommt die Lust auf, das auszugeben.
Carolin Güssow:Ebenso wichtig war vor allem in Europa natürlich der enorme Anstieg der Energiepreise durch den Ukraine Krieg.
Carolin Güssow:Das hat die Inflation stark nach oben getrieben.
Carolin Güssow:Jetzt langsam läuft der Einfluss der Energiepreise aus, wir kommen zu einer Normalisierung.
Speaker A:Und in welcher Phase der Geldpolitik bei den Zentralbanken sind wir denn nun aktuell?
Carolin Güssow:Wir kommen jetzt gerade raus eigentlich aus einer Phase der starken Inflationsbekämpfung.
Carolin Güssow:In der Schweiz ist die Inflation schon wieder unter der Zielmarke von 2 %, im Euroraum sind wir noch ganz leicht drüber, aber die Zinsen wurden schon wieder deutlich gesenkt im Vergleich zu den Höchstraten vor gut einem Jahr.
Carolin Güssow:Und man nennt das im Jargon eigentlich die Normalisierung.
Carolin Güssow:Also der Normalfall, wo die Zentralbank dann bereit ist, von dort aus wieder neu zu reagieren auf Krisen oder auf Booms.
Speaker B:Ja, Johannes und Carolin, vielen Dank, dass ihr uns hier einen anschaulichen Einblick in die Geschichte unseres Geldsystems gegeben habt.
Johannes Binswanger:Vielen Dank.
Carolin Güssow:Herzlichen Dank für die Einladung.
Carolin Güssow:Hat Spaß gemacht.
Speaker A:HSG Research Insight, ein Wissenschaftspodcast der Universität St.
Speaker A:Gallen.